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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sache, bei der er immer zimperlich gewesen war. Wenige Sekunden später löste sich der Handschuh mit einem quietschenden Geräusch. Ein Beamter gab Dwyer ein paar Sachen zum Anziehen. Murray beobachtete, wie die Verdächtige sich so unbefangen anzog, als ob sie allein wäre - nein, dachte er, wenn sie allein wäre, täte sie es mit mehr Gefühl. Als sie fertig war, legte ein Polizist ihr Handschellen an und informierte sie anschließend über ihre Rechte, ganz so, wie amerikanische Polizisten es machten. Sie reagierte nicht. Maureen Dwyer betrachtete die Anwesenden ohne jeden Ausdruck im Gesicht, nicht einmal Zorn, und wurde abgeführt, ohne daß sie ein einziges Wort gesagt hatte.
    Ein Profi, dachte er. Selbst mit nassen Haaren und ohne Make-up ist sie noch attraktiv. Guter Teint. Es würde ihr nicht schaden, vier oder fünf Kilo abzunehmen, aber hübsch angezogen ginge es auch so. Man könnte auf der Straße an ihr vorbeigehen oder in einer Bar neben ihr sitzen und sie zu einem Drink einladen, und man würde nie auf die Idee kommen, daß sie eine ganze Ladung Plastiksprengstoff in der Handtasche hat.
    «Kann ich jetzt reinkommen?» fragte er.
    «Bitte.» Owens winkte ihn in die Wohnung.
    Murray ging als erstes zu der Schreibtischschublade mit dem Sprengstoff. Er war Fachmann für solche Dinge. Er und Owens hockten sich vor die Sammlung.
    «Scheint ein tschechisches Produkt zu sein», murmelte der FBI- Mann.
    «Stimmt», sagte ein anderer Kriminalbeamter. «Von den Skoda- Werken, man sieht es an der Verpackung. Aber die hier kommen aus Amerika. California Pyronetics, elektronischer Sprengzünder, Modell einunddreißig.» Er schob einen - in einem Plastikbeutel - zu Murray hin.
    «Verdammt! Sie tauchen an allen Ecken und Enden wieder auf - eine Ladung von den süßen kleinen Dingern ist vor anderthalb Jahren gestohlen worden. Sie war für ein Ölfeld in Venezuela bestimmt, und der Laster wurde hinter Caracas entführt», erläuterte Murray. Er betrachtete die kleine schwarze Vorrichtung genauer. «Die Jungs auf den Ölfeldern lieben sie. Handlich, zuverlässig und so gut wie narrensicher. Sie sind genausogut wie die Dinger, die bei der Army benutzt werden. Neuester Stand der Technik.»
    «Wo sind sie sonst noch aufgetaucht?» fragte Owens.
    «In drei oder vier Fällen sind wir sicher. Sie sind leider so klein, daß man das bißchen, was nach einer Explosion übrigbleibt, nicht immer identifizieren kann. Eine Bank in Puerto Rico, eine Polizeistation in Peru - das waren politisch motivierte Anschläge. Der andere - vielleicht waren es zwei - hatte was mit Drogen zu tun. Bis jetzt also nur auf der anderen Seite des Atlantiks. Soweit ich weiß, ist dies das erstemal, daß sie in Europa auftauchen. Sie haben Seriennummern. Wenn Ihre Leute wissen wollen, ob sie aus der gestohlenen Ladung stammen, kann ich nachher gleich ein Telex losschicken, dann haben wir in einer Stunde die Antwort.»
    «Vielen Dank.»
    Murray zählte fünf Blöcke Sprengstoff zu je einem Kilo. Die tschechische Ware war für ihre gute Qualität bekannt. Sie hatte ebensoviel Sprengkraft wie das Material, das DuPont für das amerikanische Militär herstellte. Mit einem richtig placierten Block konnte man ein ganzes Gebäude in die Luft jagen. Mit den elektronischen Zeitzündern hätte Miss Dwyer fünf Bomben verstecken, den Zündzeitpunkt - in einem Zeitraum von bis zu dreißig Tagen - einstellen und Tausende von Kilometern weit fort sein können, wenn sie detonierten.
    «Sie haben heute abend einige Menschenleben gerettet, meine Herren. Sehr gut.» Murray blickte auf. Die Wohnung hatte nur ein Fenster, das nach hinten ging. Das Fenster hatte ein Rollo, welches jetzt heruntergezogen war, und billige, schmuddelige Vorhänge. Murray fragte sich, wie hoch die Miete sein mochte. Bestimmt nicht sehr hoch. Die Heizung war aufgedreht, und es wurde immer stickiger. «Hat jemand was dagegen, wenn ich ein bißchen frische Luft reinlasse?»
    «Gute Idee, Dan», entgegnete Owens.
    «Lassen Sie mich das machen, Sir.» Ein Kriminalbeamter mit Handschuhen ließ das Rollo hochschnellen und öffnete das Fenster. Das gesamte Zimmer würde noch auf Fingerabdrücke untersucht werden, aber der Luftzug konnte nicht schaden.
    «So ist es besser.» Der FBI-Vertreter atmete tief ein, ohne auf den leichten Smoggeruch zu achten.
    Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Es traf Murray wie ein Schlag. Irgend etwas stimmte nicht. Was? Er sah aus dem Fenster. Links war ein ... es mußte

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