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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ein Corporal der Marineinfanterie neben einem Wandsafe mit einem schwerkalibrigen Revolver, einem Smith & Wesson. 357 Magnum. Scheißspiel, dachte Murray. Scheißspiel. Die schöne Welt des internationalen Terroristen. Murray haßte es, in einem Gebäude zu arbeiten, das sich wie ein Teil der Maginotlinie ausnahm, haßte es, sich alle paar Augenblicke zu fragen, ob irgendwo hinter einem der Fenster auf der anderen Seite der Straße ein iranischer oder palästinensischer oder libyscher oder sonst ein wahnsinniger Terrorist darauf wartete, eine Panzerabwehrgranate auf ihn abzufeuern. Er fürchtete nicht um sein Leben. Er hatte sein Leben mehr als einmal aufs Spiel gesetzt. Er haßte die Ungerechtigkeit, die Beleidigung seines Berufs, die darin bestand, daß manche Leute gewillt waren, ihre Mitmenschen als Form einer politischen Meinungsäußerung umzubringen. Aber sie sind gar keine Wahnsinnigen, nicht wahr? Die Verhaltensspezialisten sagten, sie seien keine. Sie sind Romantiker - Gläubige, Leute, die sich uneingeschränkt für ein Ideal einsetzen und zu jedem Verbrechen bereit sind, um es zu verwirklichen. Romantiker!
    «Jimmy, erinnern Sie sich noch an die gute alte Zeit, als wir Bankräuber jagten, die nur deshalb im Geschäft waren, weil sie auf die schnelle was verdienen wollten?»
    «Ich habe nie einen von ihnen gejagt. Ich hatte fast nur mit gewöhnlichem Diebstahl zu tun, bis sie mich dann zum Morddezernat versetzten. Aber wenn man diesen Terrorismus sieht, sehnt man sich nach den guten alten Gaunern zurück. Sie waren sogar einigermaßen zivilisiert.» Owens schenkte sich Portwein nach. Die Londoner Polizei wurde immer häufiger mit der kriminellen Verwendung von Feuerwaffen konfrontiert, da Fernsehberichte über Terrorismus das neue Werkzeug in Großbritannien sehr populär gemacht hatten. Die Straßen und Parks der Hauptstadt waren zwar immer noch viel sicherer als die in den Vereinigten Staaten, aber nicht mehr so sicher wie vor wenigen Jahren. Auch in London änderten sich die Zeiten, und das gefiel Owens überhaupt nicht.
    Das Telefon klingelte. Murrays Sekretärin hatte gerade Feierabend gemacht, so daß der Agent selbst abnahm.
    «Murray. Hallo, Bob. Ja, er ist noch da. Bob Highland für Sie, Jimmy.» Er reichte den Hörer hinüber.
    «Commander Owens.» Der Beamte trank einen Schluck, stellte das Glas dann abrupt hin und winkte nach einem Kugelschreiber und Notizpapier. «Wo genau? Und Sie haben schon ... gut, ausgezeichnet. Ich komme sofort.»
    «Was gibt's?» fragte Murray schnell.
    «Wir haben gerade einen Tip über eine Dame namens Dwyer bekommen. Bombenwerkstatt in einer Wohnung in der Tooley Street.»
    «Ist das nicht auf der Höhe des Towers, auf der anderen Seite vom Fluß?»
    «Sie kennen sich aus. Ich muß los.» Owens stand auf und langte nach seinem Mantel.
    «Hätten Sie was dagegen, wenn ich mitkomme?»
    «Dan, vergessen Sie nicht ...»
    «Im Hintergrund zu bleiben.» Murray stand bereits an der Tür. Eine Hand fuhr mechanisch an die linke Hüfte, wo seine Dienstwaffe gewesen wäre, wenn er in einem FBI-Büro in den USA gesessen hätte. Owens hatte nie eine Waffe bei sich. Murray fragte sich, wie man ohne Waffen als Bulle arbeiten konnte. Zusammen verließen sie Murrays Büro, liefen den Korridor hoch und bogen um die Ecke zu den Fahrstühlen. Zwei Minuten später waren sie in der Tiefgarage der Botschaft. Die beiden Beamten, die Owens ständig folgten, saßen bereits in ihrem Fahrzeug, und der Fahrer des Commanders folgte ihnen ins Freie.
    Sobald sie draußen waren, griff der vorn sitzende Owens zum Mikrofon seines Funkgeräts.
    «Ihre Leute sind schon unterwegs?» fragte Murray.
    «Ja. Bob wird in ein paar Minuten mit seinem Team da sein. Mein Gott, Dwyer! Die Beschreibung trifft haargenau auf sie zu.» Owens gab sich alle Mühe, seine Aufregung zu verbergen, aber er war wie ein kleiner Junge kurz vor der Weihnachtsbescherung.
    «Von wem ist der Tip?»
    «Anonym. Eine männliche Stimme. Er behauptete, er hätte Drähte gesehen und kleine eingewickelte Blöcke, als er in ein Fenster sah.»
    «Fabelhaft! Ein Spanner hilft der Polizei - wahrscheinlich hatte er Angst, daß seine Frau hinter sein heimliches Hobby kommen würde. Na ja, man nimmt, was man kriegt.» Murray grinste. Er war schon Hinweisen gefolgt, die noch fragwürdiger gewesen waren - und zum Ziel geführt hatten.
    Es war Rush-hour, und die Polizeisirene konnte nichts daran ändern. Es dauerte zwanzig frustrierende Minuten, um

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