Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
befriedigt feststellte, gefiel ihr das Puppenhaus besonders. Seine Tochter wurde allerdings langsam müde, denn sie hatte ihre Eltern am Morgen um sieben Uhr aus dem Bett geholt. Jack und Cathy wurden, nach nur fünf Stunden Schlaf, ebenfalls langsam müde. Es ist ein bißchen viel für eine schwangere Frau, hatte Jack vor einer Stunde gedacht, und er und Robby hatten das Geschirr abgeräumt, das nun in der Spülmaschine gesäubert wurde. Jetzt saßen die Frauen auf dem anderen Sofa und unterhielten sich, während ihre Männer einen Kognak tranken.
«Fliegst du morgen nicht?»
Jackson schüttelte den Kopf. «Der Vogel hat eine Macke, und sie brauchen noch einen oder zwei Tage, um ihn zu reparieren. Und was wäre Weihnachten ohne einen guten Brandy? Ich muß morgen wieder in den Simulator, und Alkohol einen Tag vorher ist nicht verboten. Ich bin erst um drei Uhr nachmittags dran, und bis dahin werde ich wieder einigermaßen nüchtern sein.» Robby hatte beim Essen ein Glas Wein getrunken und sich nur einen Hennessy gestattet.
«Gott, ich freu' mich schon auf zwölf Stunden Schlaf.» Jack stand auf und winkte seinen Freund zur Treppe.
«Wie spät ist es gestern geworden?»
«Ich glaube, wir sind erst nach zwei ins Bett gekommen.»
Robby vergewisserte sich, daß Sally außer Hörweite war. «Nicht leicht, den Weihnachtsmann zu spielen, nicht? Aber wenn du es geschafft hast, all die Sachen zusammenzusetzen, könnte ich dich morgen mitnehmen, damit du meine Maschine reparierst.»
«Warte bitte, bis ich wieder beide Arme gebrauchen kann.» Jack zog den Arm aus der Schlinge und bewegte ihn vorsichtig im Kreis, als sie in das Arbeitszimmer hinuntergingen.
«Was würde Cathy dazu sagen?»
«Was die Ärzte immer sagen - dabei muß man bedenken, wenn man zu schnell gesund wird, verdienen sie weniger.» Er bewegte das Handgelenk. «Mein Gott, es ist wie ein dicker Knoten.»
«Wie fühlt es sich an?»
«Ganz gut. Möglicherweise bleibt nichts zurück. Jedenfalls spricht bis jetzt alles dafür.» Er schaute auf die Uhr. «Möchtest du die Nachrichten sehen?»
«Klar.»
Ryan schaltete den kleinen Fernseher auf seinem Schreibtisch an. Sie waren endlich verkabelt, und er bekam den Sender, der rund um die Uhr Nachrichten und aktuelle Informationen brachte. Er ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen, während Robby einen Drehsessel in der Ecke wählte. Jack ließ den Ton leise.
«Was macht das Buch?»
«Oh, Land in Sicht. Ich hab' endlich alle Informationen zusammen. Ich muß noch vier Kapitel schreiben und zwei ein bißchen umarbeiten, dann ist es geschafft.»
«Was hast du geändert?»
«Es stellte sich heraus, daß ich ein paar falsche Daten hatte. Du hattest recht mit den Anflugproblemen auf den japanischen Flugzeugträgern.»
«Ja, ich hatte das Gefühl, daß es falsch klang», erwiderte Robby. «Sie waren ganz gut, aber so gut auch wieder nicht. Ich meine, wir haben sie in Midway fertiggemacht, nicht wahr?»
«Und wie sieht es heute aus?»
«Mit den Russen? Hör mal, wer sich mit mir und meinem Tomcat anlegen will, sollte besser vorher sein Testament machen. Ich werde nicht dafür bezahlt, daß ich verliere, mein Junge.» Jackson grinste wie ein schläfriger Löwe.
«Beruhigend, soviel Selbstvertrauen zu sehen.»
«Na ja, es gibt bessere Piloten als mich», gab Robby zu. «Allerdings nur drei. Frag mich in einem Jahr noch mal, wenn ich wieder am Knüppel sitze.»
«Das werde ich!» sagte Jack lachend. Das Lachen erstarb, als er das Gesicht auf dem Bildschirm sah. «Das ist er ... Ich möchte wissen, warum ...» Er drehte lauter.
«...getötet, darunter vier Polizeibeamte. Im Moment wird zu Land, zu Wasser und in der Luft nach den Terroristen gesucht, die den Verurteilten befreiten, als er auf dem Weg zu einem britischen Gefängnis auf der Isle of Wight war. Sean Miller wurde erst vor drei Wochen für seinen tollkühnen Anschlag auf den Prinzen und die Prinzessin von Wales verurteilt, der in Sichtweite des Buckingham- Palastes stattfand. Der amerikanische Tourist Jack Ryan aus Annapolis in Maryland vereitelte seinerzeit das Attentat, bei dem zwei Polizisten und einer der Terroristen ums Leben kamen.»
Es folgten Filmaufnahmen von der aufgewühlten See im Kanal und einem Hubschrauber der Royal Navy, der offensichtlich etwas suchte. Dann kamen Archivaufnahmen, die zeigten, wie Polizeibeamte Sean Miller aus dem Gerichtsgebäude führten. Kurz bevor der Verurteilte in den Häftlingstransporter stieg, wandte er
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