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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ulster ? Die nationalistische Bewegung betonte immer die Tatsache, daß sie irisch war, eine irische Bewegung, aber die ULA hatte sich mit ihrem Namen einen regionalen Anstrich gegeben. «Ulster» war unweigerlich ein Indiz für die reaktionären protestantischen Gruppierungen. Terroristen brauchten nicht sehr logisch zu handeln, aber ihr Handeln mußte ein wenig Logik haben. Alles an der ULA war anders. Sie taten Dinge, die sonst niemand tat, gaben sich einen Namen, den kein anderer benutzen würde.
    Sie taten Dinge, die sonst niemand tat. Das war es, was an Jimmy nagte. Warum handelten sie so? Es mußte einen Grund geben. Die Terroristen handelten, so wahnsinnig ihre Taten auch erscheinen mochten, nach ihren eigenen Begriffen durchaus vernünftig. Ihre Argumentation mochte Außenstehenden an den Haaren herbeigezogen vorkommen, hatte aber eine innere Logik. Der Provisorische Flügel und die INLA hatten eine solche Logik. Sie hatten sogar ihr Ziel bekanntgemacht, und ihr Handeln schien zu diesem Ziel zu führen: Sie wollten Nordirland unregierbar machen. Wenn sie das schafften, würden die Briten eines Tages genug haben und das Feld räumen.
    Aber die ULA hat nie gesagt, was sie vorhat. Warum nicht? Warum sollte ihr Ziel ein Geheimnis sein? Zum Teufel, warum sollte die Existenz einer terroristischen Vereinigung ein Geheimnis sein - wenn sie Aktionen durchführen, kann es keines sein; warum haben sie dann nicht mal ihre Existenz publik gemacht, außer innerhalb des Provisorischen Flügels und der INLA selbst? Das muß einen Grund haben, sagte er sich wieder. Es ist unmöglich, daß sie planlos handeln und trotzdem so erfolgreich sind.
    «Verdammt!» Die Antwort war greifbar nahe. Murray spürte, daß sie irgendwo am Rand seines Bewußtseins wartete, aber sein Verstand reichte nicht bis zu ihr. Er verließ sein Büro. Zwei Marines patrouillierten bereits durch die Korridore und prüften, ob die Türen verschlossen waren. Dan winkte ihnen auf dem Weg zum Fahrstuhl zu, während er immer noch versuchte, die Mosaiksteine zu einem schlüssigen Bild zusammenzusetzen. Er wünschte, Owens wäre nicht so bald gegangen. Er wollte mit Jimmy darüber reden. Vielleicht würden sie zusammen die Lösung finden. Nein, sagte er sich, nicht «vielleicht». Sie würden sie finden. Sie war greifbar nahe, wartete nur darauf, daß man sie fand.
    Ich wette, Miller hat es gewußt! dachte Murray.
     
    «Ich finde es hier abscheulich», sagte Scan Miller. Der Sonnenuntergang war von erhabener Pracht, fast wie auf dem Meer. Der Himmel war klar, und die fernen Dünen bildeten eine gestochen scharfe Linie, hinter der die Sonne versank. Das Verrückte war natürlich die Temperaturschwankung. Mittags hatte das Thermometer vierunddreißig Grad erreicht - und die Einheimischen betrachteten dies als einen kühlen Tag! aber nun, wo die Sonne unterging, kam ein kalter Wind auf, und bald würde es empfindlich kalt werden. Der Sand konnte die Wärme nicht speichern, und in der klaren, trockenen Luft strahlte sie einfach zu den Sternen zurück.
    Miller war hundemüde. Er hatte wieder einen Tag des Auffrischungslehrgangs hinter sich. Fast zwei Monate lang hatte er keine Waffe in der Hand gehabt. Seine Reaktionen waren träge, seine Treffsicherheit beeinträchtigt, seine körperliche Form saumäßig. Er hatte im Gefängnis sogar zwei oder drei Kilo zugenommen, was ihn selbst am meisten überraschte. Aber er war sie hier in einer Woche wieder losgeworden. Dafür war die Wüste gut. Wie die meisten Leute aus höheren Breitengraden hatte auch er Schwierigkeiten, sich an das Klima anzupassen. Die körperliche Betätigung machte ihn durstig, aber bei der Hitze hatte er kaum Appetit. Also trank er Wasser und erlaubte seinem Körper, von den Reserven zu zehren. Er war hier schneller wieder fit geworden, als es irgendwo anders möglich gewesen wäre. Aber deshalb gefiel es ihm noch lange nicht.
    Vier von ihren Leuten waren mit ihm da, aber die anderen vom Befreiungsteam waren sofort über Rom und Brüssel zurückgeflogen, mit einer neuen Serie von Stempeln im Reisepaß.
    «Ja, es ist nicht Irland», stimmte O'Donnell zu. Er krauste die Nase, denn es roch durchdringend, nach Staub und nach seinem eigenen Schweiß. Nicht wie zu Hause. Kein Duft von Tau auf den Mooren, kein Koksfeuer im Herd, keine bierselige Atmosphäre im Dorfpub.
    Ja, das war eine ärgerliche neue Entwicklung: kein Alkohol. Die Einheimischen hatten in einem neuen Anfall von religiösem Wahn

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