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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
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Jack?«
    Sein Gesichtsausdruck sagte:
    »Ich bin nicht sicher, ob ich die Antwort hören möchte.«
    Ich schenkte ihm ein langsames Lächeln, sagte:
    »Könnte gar nicht besser laufen. Kann ich was haben?«
    »Kla r … Ist Kaffee okay?«
    »Nei n … Ich hätte gern einen großen Jameson.«
    Er sah sich um, Hilfe suchend. Es war aber keine Hilfe in Sicht. Er fragte:
    »Meinst du, das ist eine gute Idee?«
    »Habe ich was verpasst, Jeff? Ich könnte schwören, ich hätte ein Getränk bestellt, keine Meinungsäußerung.«
    Er wischte sich den Mund, dann:
    »Jack, ich kann nicht.«
    Ich starrte ihm in die Augen, nahm mir Zeit, sagte:
    »Du weigerst dich, mich zu bedienen?«
    »Komm, Jack, ich bin dein Freund. Du kannst das nicht wollen.«
    »Woher willst du wissen, was ich wollen kann? Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich, als du auf dem Dschumm warst, auch nicht bevormundet.«
    Ich wandte mich zum Gehen, und er rief:
    »Jack, warte mal, Cathy hat Neuigkeiten für dich.«
    Ich rief über die Schulter:
    »Ich hab eine Neuigkeit für Cathy: Ist mir scheißegal.«
    Draußen schnappte ich nach Luft, versuchte, mein Adrenalin in den Griff zu kriegen, quengelte:
    »Toll, hast gerade deine besten Freunde mutwillig verletzt. Wie schlau war das denn?«
    Der Schnapsladen wimmelte von minderjährigen Trinkern. Apfelwein mit Wodka und Red Bull waren eindeutig die bevorzugte Droge. Der Mann hinterm Ladentisch war ein schlecht erhaltener Mittdreißiger. Welche bittere Pille er auch hatte schlucken müsse n – , er würgte immer noch daran. Ohne mich anzusehen, grunzte er:
    »Was?«
    »Zu Beginn wäre schon mal ein bisschen Höflichkeit nicht ganz unangebracht.«
    Sein Kopf kam hoch, und er fragte:
    »Was?«
    »Flasche Jameson.«
    Ich wollte hinzufügen:
    »Schnell«,
    ließ es aber bleiben.
    Beim Einpacken sagte er:
    »Meinen Sie, ich sollte Perso verlangen?«
    Ich wusste, dass er die Teenager-Schlange meinte, aber bevor ich etwas erwidern konnte, sagte er:
    »Wenn ich mich weigere, schlagen sie mir die Schaufenster ein.«
    Ich gab ihm das Geld und sagte:
    »Die Polizei kann Ihnen den Laden dichtmachen.«
    »Das ist denen doch so was von sterbenswurscht.«
    Ich ging unten am Eyre Square vorbei. Unter einer Straßenlampe fragte eine Frau mit Umhang:
    »Bisschen Kleingeld, Mister?«
    Sie war eine der mediterranen Zigeunerinnen, die bei den Schnellimbissen auf Pirsch gingen. Ihr Mund war eine Explosion an Goldzähnen. Das Licht gab ihrer Silhouette eine bösartige Gestalt. Ich dachte:
    »Was soll’s?«
    Und griff in meine Tasche. Hatte keine einzige Münze dabei. Hatte mein Wechselgeld auf dem Ladentisch vergessen. Ich sagte:
    »Tut mir leid, bin blank.«
    »Geben Sie mir irgendwas.«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, ich bin pleite.«
    Sie betrachtete die Papiertüte, zeigte drauf, und ich sagte:
    »Träumen Sie weiter.«
    Ich ging an ihr vorüber, und sie zischte. Ich drehte mich um. Sie stand buchstäblich auf meinem Schatten. Sie warf den Kopf zurück, sammelte Speichel aus dem tiefsten Kern ihres Seins, spuckte auf diesen schwarzen Umriss, sagte:
    »Sie werden Ihr Brot immer alleine brechen.«
    Ich wollte ihr den Hals brechen, aber sie ging schnell davon. Ich bin nicht abergläubischer als andere durchschnittliche von Schuldgefühlen gebeutelte irische Bürger. Mit der Schuhsohle versuchte ich den Fleck zu tilgen, den ihre Spucke auf dem Pflaster hinterlassen hatte. Ließ beinah die Flasche fallen, brummelte:
    »Das wäre jetzt wirklich ein Fluch gewesen.«
    Luc Santa schrieb in dem Fotobildband Low Life:
    Die Nacht ist der Korridor der Geschichte, nicht der Geschichte berühmter Menschen oder großer Ereignisse, sondern der Geschichte der Randständigen, der Ignorierten, der Unterdrückten, der nicht zur Kenntnis Genommenen; der Geschichte des Lasters, der Angst, der Verwirrung, des Irrtums, der Not, der Geschichte der Vergiftung und des Rauschs, des Dünkels, der Illusion, der Verschwendung, des Deliriums. Sie beizt der Stadt die Politur des Fortschritts und der Modernität und Kultur ab und enthüllt die Wildnis.
    Dazu konnte ich nur »Amen« sagen.
    Vor dem Hotel bemerkte ich ein sehr eindrucksvolles Auto. Ein älterer Mann starrte es an. Er sagte:
    »Das ist ein Jaguar S.«
    »Ist das Ihr Auto?«
    »Leider nicht.«
    Seine Augen glänzten, als er die schnittige schwarze Karosserie würdigte. Er sagte:
    »Der Witz ist, dass mit der ganzen Power und dem Luxus von einem Drei-Liter-V-65 sogar die Fahrt zur Arbeit zum
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