Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
Vergnügen wird.«
    Er hörte sich an wie ein Werbespot. Ich sagte:
    »Sie hören sich an wie ein Werbespot.«
    Er lächelte schüchtern, sagte:
    »Dieses Baby braucht keine Werbung.«
    Ich wollte an ihm vorbei, und er sagte:
    »Wissen Sie, wie viel der kostet?«
    »Viel, stelle ich mir mal vor.«
    Ich konnte fast die Zahlen der Registrierkasse in seinen Augen sehen. Er sagte:
    »Da müsste man einen halben Lottogewinn anlegen.«
    »Klingt nach viel.«
    Er bedachte mich mit einem Blick, der an Verachtung grenzte, sagte:
    »Nein, das ist viel Auto!«
    Ich ging ins Hotel, schnell, um unbemerkt an der Rezeption vorbeizukommen. Nicht schnell genug, denn Mrs Bailey rief:
    »Mr Taylor.«
    »Ja.«
    »Sie haben Besuch.«
    »Oh.«
    Ich ging in die Lobby. Kirsten saß auf einem Sessel vor dem Kamin. In schwarzen Jeans, schwarzem Pullover und schwarzer Jacke sah sie nach Ärger aus. Sie sah mich, sagte:
    »Überraschung.«
    Die Hitze glühte auf ihren Wangen und sie hatte richtig Farbe, als wäre sie erregt. Vielleicht war sie das. Sie sah die Flasche in meiner Hand, sagte:
    »Ein-Mann-Party?«
    »Ja.«
    Sie stand auf. Mir war gar nicht klar gewesen, wie groß sie war. Ein Lächeln, als sie sagte:
    »Keine gute Idee, allein zu trinken.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Och, ich weiß es nun mal.«
    Klug wäre gewesen, »Verduften Sie!« zu sagen.
    Wann tat ich schon je was Kluges? Ich sagte:
    »Mein Zimmer ist nicht so doll.«
    Wieder das Lächeln. Und dazu:
    »Wieso glauben Sie, ich hätte was Dolles erwartet?«
    Die Aufzüge im Bailey’s haben ihr Eigenleben. Das einzig Verlässliche an ihnen ist ihre Unzuverlässigkeit. Ich drückte auf den Knopf, sagte:
    »Das kann jetzt ein bisschen dauern.«
    »Hören Sie auf zu prahlen.«
    Mrs Bailey lächelte uns von der Rezeption her zu. Ich nickte, und Kirsten sagte:
    »Sie mag mich.«
    Ich drehte mich um und sah sie an, sagte:
    »Seien Sie sich da mal nicht so sicher.«
    »Ich bin mir aber sicher. Ich habe daran gearbeitet.«
    »Sie bringen also Menschen dazu, dass sie Sie mögen?«
    »Nur manche Menschen.«
    Ich konnte nicht widerstehen, fragte:
    »Und was ist mit mir?«
    »Das braucht keine Arbeit. Sie mögen mich bereits.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen.«
    »Habe ich aber schon.«
    Der Aufzug kam mit einem Knirschen von Metall. Ich zog die Tür auf, fragte:
    »Wollen Sie’s riskieren?«
    »Ich bestehe darauf.«
    Naturgemäß war der Aufzug mit zwei Fahrgästen überfüllt, und wir waren aneinandergequetscht. Ich konnte ihr Parfum riechen, fragte:
    »Ist das Patschuli?«
    »Ja.«
    »Alte Hippies sterben nie.«
    Sie sah mir in die Augen, sagte:
    »Das ist entweder die Flasche, die da gegen mich drückt, oder Sie freuen sich mehr, mich zu sehen, als Sie zugeben wollen.«
    Wahrscheinlich gibt es eine Antwort darauf. Ich hatte sie jedenfalls nicht parat.

»Es ist nicht ein willkürlicher Schluss Gottes,
sondern in der Natur des Menschen begründet, dass
ein Schleier die Dinge der Zukunft verhüllt;
denn die Seele will uns keinen anderen Schlüssel zum
Geheimnis geben als den von Ursache und Wirkung.«
    Ralph Waldo Emerson, Essays, »Die Überseele«

I ch klickte den Fernseh a n – einer dieser Momente, wenn schon nicht gottgegeben, dann doch zumindest gottbeseelt. Henry, in der 82. Minute, schoss einen großartigen Kopfball zum Führungstreffer gegen Spartak ein. Fast gleichzeitig mit meinem Einschalten haute er die Pille rein. Ich sagte, ehrfürchtig:
    »Scheiße.«
    Sie saß auf dem Bett, sagte:
    »Was bedeutet, dass Sie sich freuen?«
    »Aber ja.«
    Sie überlegte kurz, sah auf den Bildschirm, sagte:
    »Blöd für Leeds.«
    »Hat Leeds verloren?«
    »Ja.«
    »Sie verfolgen Fußball?«
    »Ich verfolge Männer.«
    Schenkte mir ein Lächeln, das nicht zu entziffern war. Sie sah sich im Zimmer um, sagte:
    »Ein bisschen karg.«
    »Ich bin eher der schlichte Typ.«
    »Nein, Jack, was Sie auch sind, schlicht sind Sie nicht. Sind Säufer nie.«
    Ich hatte immer noch die Flasche in der Hand. Ihre Bemerkung hatte gesessen, weil sie die bittere Wahrheit war. Sie kriegte es mit, fragte:
    »Ach, habe ich einen Nerv getroffen?«
    Ich holte zwei Gläser aus dem Badezimmer, spülte sie, gab ihr eins, fragte:
    »Was wollen Sie?«
    »Einschenken.«
    Ich schenkte ein.
    Sie tätschelte das Bett, sagte:
    »Seien Sie nicht schüchtern.«
    Ich setzte mich auf einen Stuhl an der gegenüberliegenden Wand, erhob mein Glas, sagte:
    »Sláinte.«
    »Meinetwegen.«
    Sie war zweifellos
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher