Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
morgen früh von vorne an.«
    Dies alles bedachte ich eine geschlagene Minute lang, dann sagte ich:
    »Ach, scheiß drauf.«
    Ich dachte an Raymond Chandler und daran, was er mal gesagt hatte:
    Wie sagt man jemandem mit barschen Worten, dass er weggehen soll? Hau ab, verdufte, verpiss dich, schleich dich, mach die Mücke und so weiter. Alles gut und schön. Aber die klassische Formulierung, wie sie von Spike O’Donnell (einer der Brüder O’Donnell, der einzige kleine Trupp in Chicago, der dem Capone-Mob gesagt hat, er soll sich zum Teufel scheren, und der das überlebt hat) tatsächlich verwendet wurde, hat es wirklich. Er nämlich sagte: »Bleib verschollen.«
    Alles, was ich über den weiteren Verlauf der Nacht sagen kann, ist, dass ic h … ein Gedicht geschrieben habe.
    Gott vergebe mir.
    Das Whiskeytrinken hat mich in so viele dunkle Straßen geführt, mich in Situationen gebracht, die entsetzlich waren und mittelalterliche Kater nach sich zogen. Aber in unserer langen, bewegten Beziehung war ich noch nie so tief gesunken, dass ich Lyrik abgesondert hätte.
    Erinnerte ich mich, wie ich sie zu Papier gebracht hatte?
    ’türlich nicht.
    Das Geschreibsel bedeckte mehrere Seiten fleckigen Papiers. Glücklicherweise war es teilweise nicht zu entziffern, bloß unleserliche Kritzelei. Aber das Knochengerüst war da. Erinnern konnte ich mich daran, wie ich auf dem Bett saß und an meine Londoner Hochzeit dachte. Wir wurden auf einem Standesamt in Waterloo getraut. Wie passend ist das denn.
    Unsere Hochzeitsnacht hatte in einem wilden Ehekrach geendet. Am nächsten Morgen kam ich wieder an die Oberfläche, zerbombt und allein in einem billigen Hotel bei den Arches.
    Hier ist das Poem.
    In all seinem nutzlosen Glanz.
    Wertlos in Waterloo
    Und glatt wie Seide
    Die billigste Sorte, oben hui
    Und wenig Inhalt
    Ich hatte an frühen Getränken genippt
    Dann bis später mal
    Krauchte auf meinem Bett
    Tuckerte langsam
    Durch flachere Dosen Bieres
    Und hatte unter verstreuten Socken
    Dem zerknitterten Anzug
    Ein Aspirin gejagt
    Inmitten
    Des Abfalls, fand
    Deine verwirrenden Worte
    Fallen gelassen
    Fiel ich vom
    Bett
    Zum Abend
    Die s … dies schwere Waterloo
    Wenn die Kneipen öffnen vielleicht
    Hinter einem Gin oder vier’n
    Werd ich’s wieder wagen
    Forsch-und-munter
    Durch dein Ehegelöbnis zu tanzen.
    Fragte mich:
    »Was zum Teufel ist das?«
    Aber ich schmiss es nicht weg. Faltete es ordentlich und steckte es ins Vorwort vom Jagdhund des Himmels von Francis Thompson.
    Wohin auch sonst?
    Dann erst fielen mir meine Knöchel auf. Zerrissen und blutend. Ich hatte das Zimmer nicht verlassen. Heiland, ich betete, dass ich es nicht verlassen hatte. Mein Magen arbeitete, als hätte ich Batteriesäure getrunken. Ein Mistkerl von einem Kopfschmerz, Schweiß troff mir in die Augen, plus der allmächtige Durst. Ging zum Wassertrinken ins Badezimmer und löste ein Rätsel. Der Spiegel war zersplittert, da hatte wohl jemand Gewalt angewendet.
    Hörte gelegentliches Stöhnen, bis ich merkte, dass ich es war, der gelegentlich stöhnte. Natürlich hatte ich in Klamotten gepennt. Stanken entsprechend. Riss sie mir vom Leibe und stieg vorsichtig unter die Brause. Drehte sie auf siedend heiß und brüllte wie ein reuiger Sünder. Blieb drunter, solang ich es aushielt. Mein Kopf dachte nicht etwa:
    »Nie wieder trinken«,
    sondern in ihm stand bereits das Abbild eines hellen kalten Bieres, Feuchtigkeitsperlen am Glas. Hörte, wie meine Tür geöffnet wurde und jemand reinkam. Mein hämmerndes Herz schaltete auf Overdrive. Wickelte mir ein Handtuch um, sah hinaus. Janet, das Zimmermädchen, älter als Mrs Bailey, weigerte sich aber, in Rente zu gehen. Jetzt stand sie inmitten des Abraums und schüttelte den Kopf.
    Ich sagte:
    »Janet, alles kla r … Ich werd aufräumen.«
    »Aber, Mr Taylor, was ist passiert? Normalerweise sind Sie so ordentlich.«
    Ich wollte schreien:
    »Nun hauen Sie schon aus diesem Scheißzimmer ab. Sie warten auf eine Erklärung? Heiland, Sie sind hier die Putzbiene. Lassen Sie mich bloß in Frieden.«
    Konnte ich es mir leisten, auf den Gefühlen eines weiteren Menschen herumzutrampeln, besonders auf denen dieser herzlieben Seele? Hatte mir einst einen Rosenkranz geschenkt. Jetzt wollte ich sie damit erwürgen. Stattdessen sagte ich:
    »Kleine Feier. Arsenal hat Spartak geschlagen.«
    Sie sah mich direkt an und sagte:
    »Mr Taylor, Sie sind wieder ans Bier gegangen.«
    Ernsthafte Wut kochte in mir, aber ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher