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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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authentisch.«
    Ich griff nach meinen Lullen, und sie sagte:
    »Mach zwei an.«
    »Du rauchst neuerdings?«
    »Ich statte gern all meinen Lastern kleine Besuche ab.«
    Sie zog einmal, drückte die Zigarette aus, sagte:
    »Der Typ, den du gehauen hast, den kenne ich.«
    »Oh.«
    »Ein bisschen Druck, und er könnte dazu überredet werden, die Anklage fallen zu lassen.«
    »Das bezweifle ich.«
    Sie legte den Kopf schräg, sagte:
    »Du verstehst ja wohl echt nicht, wie die Dinge laufen, Jack, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Sie klackerte mit einem Fingernagel gegen die Tasse. Der helle Nagellack spiegelte das Fenster wider. Sie fragte:
    »Weißt du, was ein Massenarschfick ist, Jack?«
    Wie zuvor erwischte mich ihre Geläufigkeit in Obszönitäten sozusagen ungedeckt. Ich musste kurz warten, bevor ich antwortete:
    »Ich könnte raten.«
    »Dass du raten könntest, hatte ich mir gedacht. Falls du es nicht weißt: Es ist das, was einem blüht, wenn man es sich mit einer ganzen Gruppe mächtiger Menschen verscherzt. Dafür scheinst du ein Händchen zu haben. Der Tourismus ist lebenswichtiger Bestandteil des Einkommens dieser Stadt, und wenn du die Schande der Vergangenheit ans Licht zerrst, wirfst du einen Schatten über die ganze Idylle.«
    Ich trank von dem Kaffee. Sie hatte recht, er war prima. Ich fragte:
    »Woher hast du gewusst, dass ich im Gefängnis bin?«
    »Flüsterpropaganda. Ich dachte, du brauchst Hilfe.«
    »Lass mich mal sehen, ob ich alles richtig verstanden habe. Wenn ich gewisse Ermittlungen einstell e … Magdalenenstift, Gattenmor d … , brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen.«
    Sie ließ mir ihr strahlendes Lächeln zuteilwerden.
    »Präzise.«
    Ich stand auf, sagte:
    »Danke für den Kaffee.«

»Der Sündenfall lässt sich nicht auf ein bestimmtes Ereignis oder besondere Umstände zurückführen. Was man bei der Empfängnis nicht besaß, das kann man nicht verlieren. Es ist an der Zeit, eine Epoche von ihrem Mythos zu befreien und einen neuen Mythos zu begründen, der in der Gosse beginnt und nach den Sternen greift.«
    James Ellroy, Ein amerikanischer Thriller

I ch verließ das Café, der Besitzer sagte:
    »Ciao.«
    Ich antwortete nicht. Es war nicht der Tag, um eine Patenschaft für die europäische Einheit zu übernehmen. Ich ging die Eyre Street entlang, kam bei Roches vorbei und kannte keine Menschenseele. Nicht, dass niemand unterwegs gewesen wäre. Die Bürgersteige wimmelten von Menschen. Galway war eine richtige Stadt geworden. Wenn ich als Kind durch die Straßen gegangen war, hatte ich jeden einzelnen Menschen gekannt. Nicht nur das, ich kannte auch alle seine Angehörigen.
    Einerseits begrüßte ich die neue Anonymität, aber ich fand, dass etwas verloren gegangen war. Nicht so sehr die Vertrautheit, mehr eine tröstliche Intimität. Schließlich sagte ein Mann:
    »Jack?«
    Ein Typ, mit dem ich in die Schule gegangen war. Mensch, wie lange war das denn her? Ich riet:
    »Sean?«
    Es muss gestimmt haben, denn er gab mir die Hand, sagte:
    »Als ich dich letztes Mal gesehen habe, wurdest du gerade Polizist.«
    Ich war versucht zu sagen:
    »Und du hattest Haare auf dem Kop f … und Zähne im Kopf.«
    Aber er war freundlich, und das war im Augenblick lebenswichtig. Ich fragte:
    »Wie ist es dir ergangen?«
    Er überlegte, dann:
    »Ich war im Krankenhaus.«
    »Oh.«
    »Es ist voller Ausländer.«
    »Was fehlt denen denn?«
    »Manchmal der Krankenversicherungsschein.«
    Ich lächelte über den beiläufigen Rassismus. Er war sich nicht sicher, auf welcher Seite des linksliberalen Zauns ich stand, und versuchte es einfach mal:
    »Betten sind rar. Wenn man vom Klo zurückkommt, liegt einer drin.«
    »Und jetz t … ? Wie geht es dir?«
    »Mittelprächtig.«
    Das ist eine klassische irische Antwort. Man beklagt sich nicht, lässt aber die Tür für jedes Mitgefühl offen, das vielleicht im Angebot ist. Er studierte mich, fragte:
    »Was ist mit dem Anzug passiert?«
    Ich prüfte den Riss, der gewachsen zu sein schien, sagte:
    »Eine Meinungsverschiedenheit.«
    Er machte das obligatorische schmerzverzerrte Gesicht, sagte:
    »Letztes Jahr haben sie mir den Magen rausgenommen.«
    »Sie« konnten Straßenräuber sei n … , Passante n … , Ärzte.
    Ich nickte, als ergäbe das irgendeinen Sinn. Er sagte:
    »Weißt du, was das Schlimmste ist?«
    Da fielen einem weiß Gott verschiedene Antworten ein, ich beschloss aber, sie für mich zu behalten. Stattdessen:
    »Nein.«
    »Pommes und

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