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Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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vernünftig.«
    »Vernünftig! Das war ich noch nie.«
    Ich ließ mich auf ein Taxi herunterhandeln, und als ich im Rollstuhl zum Ausgang geschoben wurde, sagte eine Krankenschwester:
    »Sie Riesenblödmann.«

 
     
     
    DIESER GLANZ

D ie Nonne las Patricia Cornwell. Sie sah, wie ich einen Blick auf den Umschlag warf, und sagte:
    » Kathy Reichs ist mir lieber.«
    Darauf gibt es keine Antwort. Zumindest keine höfliche. Ich fragte:
    »Ist es noch zu früh?«
    Sie legte widerstrebend ihr Buch beiseite und sagte:
    »Noch eine halbe Stunde. Sie könnten so lange auf dem Gelände spazieren gehen.«
    Das tat ich.
    Das Nonnenkloster der Armen Klara ist mitten in der Stadt. Jeden Sonntag um halb sechs gibt es eine lateinische Messe. Es ist wie ein Rückgriff auf die Zeit vor fünfzig Jahren.
    Ausgesprochen mittelalterlich.
    Das Ritual, der Weihrauchgeruch, die lateinischen Gesänge sind ein Trost, den man gar nicht in Worte fassen kann.
    Ich weiß nicht, warum ich da hingehe. Frag mich nach meinem Glauben und ich schnappe mir die Seite mit den Pferderennen. Das habe ich in einem unbedachten Moment Cathy B. gesagt. Seitdem hat sie mich gequält, dass sie da hinwill. Ich sagte:
    »Warum? Du bist doch sowieso nur so eine Art englische Heidin.«
    »Ich bin Buddhistin.«
    »Siehstdu?Sagichdoch.Wiesowillstdudaunbedingthin?«
    »Das ist so Brideshead.«
    »Was?«
    »In England ist der Katholizismus nur was für Elitemenschen. Evelyn Waugh, Graham Greene, alles Konvertiten.«
    Irgendwann konnte ich nicht mehr. Jetzt sah ich ihr zu, wie sie ins Kloster einbog. Ich hatte sie gewarnt:
    »Zieh dich angemessen an. Keine Grufti-Scheiße.«
    Nun trug sie ein bodenlanges Kleid. Prima für einen Ball mit Abendgarderobe bei der Bank von Irland, aber für die Messe?! Dann sah ich die Doc Martens. Ich sagte:
    »Docs!«
    »Ich habe sie geputzt.«
    »Sie sind aber blau.«
    »Nonnen stehen auf Blau.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe Agnes – Engel im Feuer gesehen.«
    Dann sah sie meine Nase, meine Finger im Verband, und zog die Augenbrauen hoch. Ich berichtete ihr. Sie sagte:
    »Toll. Irgendwie cool.«
    »Was?«
    »Meinst du, mich machen sie auch alle?«
    »Nichts mit ›sie‹ ... Das ist purer Zufall.«
    »Klar. Sowieso.«
    Die Glocke läutete. Cathy fragte:
    »Woher weiß ich, was ich machen soll?«
    »Tu einfach, was ich tue.«
    »Dann schmeißen sie uns raus.«
    Drin war die kleine Kirche warm und einladend. Cathy schnappte sich einen Zettel mit Texten und quiekte:
    »Das ist mit Singen.«
    »Nicht für dich.«
    War es aber doch.
    Die Gemeinde stimmte in den Gesang der Nonnen ein. Cathy am lautesten. Danach kam eine Nonne, um sie zu beglückwünschen, und fragte:
    »Würden Sie gern mal sonntags singen?«
    Ich sprang dazwischen.
    »Sie ist keine von uns.«
    Cathy und die Nonne bedachten mich mit einem Blick vernichtender Verachtung. Ich schlich nach draußen.
    P. Malachy war angekommen. Kaum vom Fahrrad abgesessen, steckte er sich eine Zigarette an. Ich sagte:
    »Sie kommen zu spät.«
    Er lächelte und antwortete:
    »Aber wozu?«
    Malachy war wie Sean Connery, minus
    braun gebrannt
    Golf.
    Als Freund konnte man ihn nicht bezeichnen. Priester haben andere Loyalitäten. Ich kannte ihn schon, als ich ein kleiner Junge war. Er registrierte meine Verletzungen und sagte:
    »Du säufst ja immer noch.«
    »Hat aber nichts miteinander zu tun.«
    Er zog seine Zigaretten hervor. Major. Die grünweiße Packung. Stark wie ein Maultiertritt und zweimal so tödlich. Ich sagte:
    »Sie rauchen ja immer noch.«
    »Ich und Bette Davis.«
    »Die ist ja auch schon tot.«
    »Ich aber nicht.«
    Er betrachtete zwei Nonnen und sagte:
    »Dieser Glanz.«
    »Was.«
    »Wie sie ihre Schuhe putzen. Das macht ihnen niemand nach.«
    Ich blickte in die Runde und fragte dann:
    »Wie steht die Kirche heutzutage zum Thema Selbstmord?«
    »Willst uns verlassen?«
    »Ich meine es ernst. Immer noch die ›Kann nicht in geweihter Erde bestattet werden‹-Einstellung?«
    »Ach, du hast doch keinen Schimmer, Jack.«
    »Ist das eine Antwort?«
    »Das ist eine traurige Tatsache.«

 
     
     
    TATSACHEN

I ch war mit Cathy B. auswärts essen. Das kann man wörtlich nehmen.
    Wir hatten uns beim Chinesen was besorgt, saßen beim Spanish Arch und besahen das Wasser. Sie sagte:
    »Ich habe meinen Bericht fertig.«
    »Erst aufessen.«
    »Klar.«
    Ich warf den Schwänen etwas Chow Mein hin. Sie schienen es nicht sehr zu mögen. Ein Penner näherte sich und

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