Jackpot - wer traeumt, verliert
würde so was nie machen!«
Die Polizistin berührte die Hand ihrer Mutter, eine Geste des Mitgefühls, aber so gut gespielt, dass sogar Sabrina beeindruckt war.
»Frau Kostic. Ich weiß, dass Sie die ganze Nacht durchgearbeitet haben. Aber Sie müssen mit uns zur Dienststelle kommen. Damit wir Ihre Aussage protokollieren können.«
»Muss das unbedingt jetzt sein?«, fragte Sabrina. »Kann sie sich nicht erst mal ein bisschen hinlegen?«
»Nein«, sagte die Polizistin – und dann zu ihrer Mutter: »Möchten Sie einen Anwalt kontaktieren?«
Ihre Mutter stutzte. Sie war sprachlos.
Und gefangen im Blick der Polizistin. »Wir müssen annehmen, dass Ihr Freund nicht alleine tätig war.«
»Was?!«, fragte Sabrina.
»Im Fluchtwagen befand sich ein Koffer mit Frauenkleidung«, sagte die Polizistin zu ihrer Mutter. »Müsste Ihnen passen.«
Die Frau war im Bad, sich frisch machen. Nur keine Eile, hatte Katrin Menschick gesagt. Mit ihr zusammen wartete er im Wohnzimmer: auf der Couch, nebeneinandersitzend.
Katrin Menschick sagte: »Vor zwei Jahren sind mal ein paar Geldkassetten aus einem Werttransporter gefallen. Bei voller Fahrt, auch auf der A 99. Die Fahrer werden wohl nicht gerade die Hellsten gewesen sein, aber egal. Ein paar Tage später gibt ein Bundeswehrfeldwebel die Kassetten auf einer Polizeiwache ab. Ein paar Tage später! Was ich damit sagen will: Egal, wer das Geld hat – ich würde mir wahrscheinlich auch Gedanken machen, was man alles damit anstellen könnte.«
Afrim redete leiser, die Wände waren hellhörig. »Glaubst du, die Frau hängt da mit drin?« Das Du fühlte sich immer noch seltsam an auf seinen Lippen.
»Nein, die hat sich nur den falschen Typen ausgesucht.«
»Was ist mit dem Mädchen?«
»Gefällt sie dir?«
»Was?«, sagte er. Auf dem falschen Fuß erwischt.
»Jetzt tu nicht so, als würde ich dir eine Waschmaschine andrehen. Wenn du nicht dienstlich hier wärst … Ich meine, sie ist sechzehn, du einundzwanzig, so weit ist das nicht auseinander. Und sie ist hübsch.«
»Nicht mein Typ«, sagte er möglichst beiläufig.
»Sie ist – nicht dein Typ?«
»Mal abgesehen davon ist sie irgendwie zu gelassen für das, was hier passiert ist – oder? Ich mein, schau dir ihre Mutter an und dann sie«, sagte Afrim.
Aber natürlich hatte die Menschick recht. Auch wenn er das nie zugeben würde. Die Kleine hatte was! Doch dass man ihm das ansah, wurmte ihn.
»Gut«, sagte sie. »Aber es geht hier auch nicht um ihren Freund. Sondern um den ihrer Mutter.«
»Stimmt. Aber hast du gesehen, wie sie ihre Mutter in den Arm nehmen wollte?«
»Ja, das kam mir auch ein bisschen arg pflichtbewusst vor.«
»Auf jeden Fall nicht gerade innig.«
»Vielleicht ist was vorgefallen zwischen den beiden?« Katrin Menschick deutete in den Flur, wo die Tochter aus ihrem Zimmer kam, Rucksack über der Schulter. »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte sie leise.
Das Mädchen schaute ins Wohnzimmer. »Also, ich geh dann in die Schule.«
»Viel Spaß«, sagte die Menschick. Und dann mit einem Augenzwinkern: »Schön brav sein!«
Das Mädchen sparte sich eine Antwort, drehte sich ohne Eile um und war weg. Afrim wartete, ob sie sich noch von ihrer Mutter verabschiedete.
Nein.
»Siehst du, was ich meine«, sagte er, als die Wohnungstür ins Schloss fiel. »Viel zu cool.«
»Ja. Schade, dass sie nicht dein Typ ist. Sonst würde ich sagen, du gehst ihr hinterher und schaust mal, was sie so macht.«
Sabrina stapfte durch den Schnee zur Bushaltestelle und zwang sich dazu, nicht noch mal zurückzuschauen. Das fehlte noch: dass die beiden Bullen inzwischen mit ihrer Mutter schon vor dem Haus standen und nur auf irgendein Zeichen von ihr warteten, das ihr schlechtes Gewissen verriet.
Nein, nicht mit ihr. Sie setzte sich auf die Metallgitterbank unter dem Plexiglasdach und holte ihr iPhone aus der Tasche, ganz die Unschuld vom Lande.
Sie war allein an der Bushaltestelle. Auf dem Fußballplatz daneben lag immer noch kniehoch der Schnee, genau wie auf den Feldern hinter der Straße. Nur die Straße selber, der Gehweg und die Lkw-Teststrecke vor dem Industriegebiet waren freigeräumt. Sabrina tippte auf Karten und dann auf Suchen, nachdem sie Grohmannstraße eingegeben hatte.
Eigentlich hatte sie gar kein schlechtes Gewissen gehabt. Sie hatte sich bloß ertappt gefühlt und sich darüber geärgert. Die Frage war nur, ob die Bullen das gemerkt hatten.
Die Alte vielleicht – blöd war die nicht.
Doch selbst
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