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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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wenn die was ahnte, Sabrina blieb so oder so nur eine Möglichkeit: zu tun, als wäre nichts passiert. Oder vielmehr, als wäre mit ihr nichts passiert. Also würde sie erst mal ganz normal zur Schule gehen.
    Grohmannstraße – Nummer 36, hatte der Junge gesagt. Nein, 36 a. Und Chris. Chris Müller.
    Ob er heute zur Schule ging? Seine Straße jedenfalls lag auf halbem Weg zu ihrer Schule. Es gab sogar einen Bus dorthin, wenn sie am Hasenbergl aus der U-Bahn stieg.
    Wie praktisch.
    Vielleicht würde sie heute doch nicht zur Schule gehen. Auffällig verhalten würde sie sich dadurch nicht. Dafür hatte sie schon zu viele Verweise für unentschuldigtes Fehlen.
    Waren die also auch zu was gut – wer hätte das gedacht?
    Chris lag mit geschlossenen Augen, aber hellwach im Bett, während sein Bruder sich für die Schule fertig machte. Als Phil ihn vorhin wecken wollte, hatte er ihm zugeraunt, dass Englisch bei ihm ausfalle – seine Lehrerin sei im Krankenhaus, seit gestern, Norovirus.
    Eine glatte Lüge, schon immer eine Spezialität von ihm. Chris konnte so gut lügen, dass es ihm manchmal selber unangenehm war. Aber nur manchmal! Meistens war es sehr praktisch.
    Chris wusste immer noch nicht, wie er es Phil sagen sollte. Und wann – viel Zeit würde ihm nicht mehr bleiben. Gestern, vorm Einschlafen, war es zu spät gewesen. Wenn Phil müde war, ließ man ihn besser in Ruhe. Und ein Morgenmensch war sein Bruder auch nicht gerade, also wartete er am besten, bis Phil aus der Schule zurück war.
    Bis dahin würde Chris auch ihre Sachen schon gepackt haben: den großen Rollkoffer für sie beide, plus ein paar Klamotten für ihren Vater, falls der nichts mehr hatte.
    Die zweite Tasche wäre die Tasche mit dem Geld. Und als Tarnung würden sie ihre Skier mitnehmen, es ging immerhin nach Österreich. Scheiße, hoffentlich bekam er überhaupt noch Tickets so kurz vor Weihnachten.
    In Österreich hatte Onkel Willi seine Hütte, in den Hohen Tauern. Selber hergerichtet, im Blockhausstil, wie Dan Haggerty in Der Mann in den Bergen – ein Kindheitstraum, den Onkel Willi sich vor fünf Jahren erfüllt hatte.
    Österreich. Zwei Stunden Fahrt, keine Grenzkontrollen. Auch wenn die Polizei schon auf der Suche nach dem Geld war, ihre Chancen standen gut. Außer das Mädchen hatte ausgepackt – und ihr Handy auf den Tisch gelegt. Mit dem Foto, das sie gestern von Chris noch gemacht hatte – bevor er gewusst hatte, wie ihm geschah. Dann wäre er geliefert.
    Obwohl das natürlich auch von der Bildqualität abhing. Einen Fluchtversuch war es auf jeden Fall wert. Raus aus dem Drecksloch hier. Und ein besseres Versteck als bei Onkel Willi konnte er sich sowieso nicht vorstellen.
    Auf 1500 Metern, bei den Schneeverhältnissen – wer würde da schon nach ihnen suchen? Und wenn doch jemand nach ihnen suchen sollte, hätte er eben Pech gehabt. Der Keller, den Onkel Willi damals ausgehoben hatte, mündete in einen alten Bergwerksstollen, der noch aus der Zeit stammte, als man in den Tauern Gold abgebaut hatte. Chris war bisher erst einmal in dem Stollen gewesen – und war sich wie in einem Indiana- Jones -Film vorgekommen.
    Das einzige Problem an diesem perfekten Versteck war das Wetter. Es würde nicht leicht werden, bei dem Schnee zur Hütte hochzusteigen, schon gar nicht mit einer Tasche voll Geld, die so schwer war, dass ihm noch alle Knochen wehtaten von der Schlepperei gestern.
    Aber die Geldtasche dürfte Phil hochschleppen. Konnte er mal zeigen, was er wirklich draufhatte – anstatt mit seinen Muskeln nur anzugeben.
    Als Chris hörte, wie die Wohnungstür klackend ins Schloss fiel, zählte er vorsichtshalber noch bis zehn, dann stand er auf. Der Gedanke war ihm in der Nacht beim Pinkeln gekommen: Wem auch immer das Geld gehörte – jetzt gehörte es ihm.
    Sie hatten es einfach verdient als Familie. Nach der ganzen Scheiße, die im letzten Jahr passiert war.
    Und das Mädchen im Kofferraum? Chris versuchte, diesen Gedanken wieder abzuschütteln. Es gab Menschen, die für viel weniger Geld sogar töten würden. Nicht dass er einer von ihnen war, aber das Geld gehörte jetzt ihm – Punkt.
    Auch wenn man das Mädchen in einen Kofferraum gesperrt hatte. Sogar, wenn es wirklich ihr Geld sein sollte. Herrgott noch mal, selbst wenn sie es irgendwelchen Kindern in Afrika spenden wollte!
    Chris zog sich am Bettpfosten hoch und ging ins Bad – und fuhr herum, als hätte man auf ihn geschossen, als es an der Tür klingelte.
    Afrim stand

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