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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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gehört, wie sie es bei der Nachbarin versucht hatte, die aber nicht zu Hause war.
    Wahrscheinlich hatte sie es im ganzen Haus probiert. Denn danach war sie zum nächsten Hauseingang gegangen und hatte dort geklingelt. Um dann zum übernächsten Haus zu stiefeln.
    Sie hatte ihm fast schon leidgetan. Fast.
    Als Chris ihr gestern seinen Namen genannt hatte – überrumpelt, wie er war –, da hatte er vergessen, dazuzusagen, dass Müller immer noch nicht am Klingelbrett stand. Zum Glück. Die Hausverwaltung hatte versprochen, sich darum zu kümmern, aber das war vor einem halben Jahr gewesen, bei ihrem Einzug. Sie selber hatten sich seitdem auch nicht mehr darum gekümmert, sie hatten andere Probleme gehabt. Und auf ihren Briefkasten im Hausflur hatten sie Müller mit Edding geschrieben, Hauptsache, der Postbote wusste Bescheid. Besuch bekamen sie, wenn überhaupt, sowieso nur von Onkel Willi, und der hatte einen Schlüssel.
    Trotzdem, dass das Mädchen heute hier auftauchte – damit hatte Chris nicht gerechnet. Er hätte sie im Krankenhaus vermutet oder bei der Polizei. Immerhin war sie entführt worden oder so was und verletzt gewesen – und wer weiß, ob der Mann am Steuer überhaupt den Unfall überlebt hatte?
    Chris hatte im Internet immer noch nichts über irgend-
einen Millionenraub hier in München und Umgebung gefunden. Vielleicht gab es ja so was wie eine Nachrichtensperre, um die polizeilichen Ermittlungen nicht zu behindern.
    Also hatte Chris sich seine Version der Dinge selber zusammengereimt: Irgendjemand überfällt eine Bank, nimmt dabei das Mädchen als Geisel, flieht – die Flucht geht in die Hose, Chris holt das Mädchen aus dem Kofferraum.
    Und mit ihr die Tasche mit dem Geld.
    Oder: Das Mädchen war entführt worden, die Kohle war das Lösegeld, bei der Übergabe ist was schiefgelaufen. Aber das war schon sehr weit hergeholt – das Mädchen hatte wirklich nicht den Eindruck gemacht, als wäre sie irgendein reiches Töchterchen.
    Eher eine Stripperin, die sich mit irgendwelchen Gangstern rumtrieb.
    Wie auch immer: Dass sie ihn bat, mit dem Geld zu verschwinden, hieß jedenfalls, sie war keine Heilige. Es bedeutete, dass auch sie auf die Kohle aus war.
    Na ja. Pech gehabt. Chris schaute auf die Uhr. Kurz vor elf. Er würde mit dem Packen anfangen und dann zum Hauptbahnhof fahren, Zugtickets besorgen. Dann müsste er ungefähr zur gleichen Zeit wie Phil wieder zurück sein.
    In der zweiten Pause trafen sie sich wie immer auf dem Platz vor der Schule, an den Fahnenmasten, die sternförmige Kreuzung vor ihnen: Lukas, Adrian und Nati, der eigentlich Nathan hieß.
    Adrian mit einer Zigarette im Mund, aber er bekam sie nicht an, der Anfänger, weil der Wind so stark blies.
    Weswegen ihn Lukas verarschte, ganz der alte Hase, der schon mit zwölf angefangen hatte zu rauchen. Phil war inzwischen der Einzige von ihnen, der nicht rauchte. Obwohl Adrian das mit den Zigaretten auch nur machte, um Gisèle zu beeindrucken – die Neue mit den Locken, deren Vater aus Jamaika kam, wieder eine, die Adrian um den Verstand brachte, jedenfalls benahm er sich so.
    »Lass das, das sieht total schwul aus, Mann!«, sagte er zu Nati, der seine Jacke aufgeknöpft hatte, um Adrian Windschatten zu spenden, dabei aber von hinten aussah wie ein Exhibitionist.
    Als Adrian seine Zigarette endlich angekriegt hatte, sah man ihm an, dass er erst seit Kurzem rauchte, fand Phil. Er wusste noch nicht so recht, wie er die Zigarette eigentlich halten sollte, und er kniff die Augen zusammen, weil ihn der Rauch störte.
    »Schiel halt noch auffälliger da rüber!«, sagte Lukas. Er meinte den Haupteingang, aus dem Gisèle jeden Augenblick rauskommen musste. Jedenfalls in der Fantasiewelt Adrians, der jetzt vor allem dafür Freunde hatte, dass er sich nicht allein den Arsch abfror, bevor es wieder peinlich wurde und er einen weiteren Korb bekam.
    Es war eine Pause wie immer mit den Jungs, und Phil war trotzdem nicht richtig bei ihnen, auch wenn er bei ihnen stand. Warum hatte er ihnen noch nicht gesagt, dass er umgezogen war? Es waren seine besten Freunde, seit der fünften Klasse. Sie waren nicht die Coolsten, okay – schon gar nicht Adrian, dem jetzt die Tränen kamen, weil er Asche ins Auge bekommen hatte. »Dieser Scheißwind!«
    Aber wer war schon wirklich cool? Und er wollte mit keinen anderen rumhängen. Sie würden ihn bestimmt nicht verstoßen, nur weil er jetzt im Hasenbergl wohnte. Vor allem nicht, wenn er ihnen erzählte,

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