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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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Interessiert er sich für Verhörtechniken und so was? Sieht mir fast so aus, ist ja ein kluger Junge und heute mit dem Internet kommt man ja an alles Mögliche ran.«
    Also glaubte sie Chris nicht. War ja auch eine ungewöhnliche Geschichte. Er wusste selber nicht, ob er seinem Bruder glauben sollte. Vor allem war alles so schnell gegangen, zack zack zack. Er hatte gerade das Messer angesetzt, neben dem Reißverschluss der Nylontasche. Chris war links von ihm gestanden, Sabrina rechts. Dann hatte es geklingelt, er war zum Türspion gegangen, hatte David und die anderen draußen gesehen – David mit einer verdammten Knarre in der Hand, der Vollidiot. Und kurz darauf waren auch schon die Bullen da gewesen, zwei in Uniform und der junge Zivilbeamte, der sich jetzt gerade Chris vornahm.
    In der Wohnung hatte der Bulle mit seiner Vorgesetzten telefoniert – die Frau, die jetzt hier vor Phil saß, in diesem seltsamen Büro –, und keine Viertelstunde später war die ebenfalls in der Wohnung aufgetaucht. Während die Streifenpolizisten David und Co. abführten, schnappte die Frau – Katrin Menschick – sich die Reisetasche. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen zappelte sie nicht lange, als sie das Messer sah. Sie brachte das zu Ende, was Phil vorgehabt hatte, und schnitt die Tasche am Reißverschluss entlang auf.
    Und da waren sie dann zu fünft dagestanden: Chris, Sabrina, er selber, der junge Zivilbulle und seine Chefin. Und sie alle hatten nicht schlecht gestaunt, als sie endlich sahen, was sich in der Tasche befand.
    Phil musste das Ganze selbst erst mal in seinem Kopf sortieren. Was gar nicht so einfach war, weil da jetzt auch dieses Mädchen herumspukte. Sabrina. Allein wenn er den Namen aussprach, hatte er schon unanständige Gedanken.
    Aber zu der Polizistin sagte Phil nur: »Warum sollte mein Bruder nicht die Wahrheit sagen?« Er hatte sich vorgenommen, sich von keinem hier einwickeln zu lassen – und mochten die Bullen sich auch noch so nett geben. Ihm war klar, dass er für sie in erster Linie nur Mittel zum Zweck war.
    Katrin Menschick lächelte, bevor sie antwortete – als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Weil’s um viel Geld geht?«, sagte sie. »Warum sonst? Weil Kinder nicht wirklich einen Grund brauchen, um zu lügen? Weil sie einfach sehen wollen, ob sie damit durchkommen? Ich weiß es nicht. Es ist mir im Prinzip auch egal. Was mir nicht egal ist, ist mein Job. Und mein Job ist es, mich um die vier Millionen Euro zu kümmern, die aus diesem Werttransport entwendet worden sind. Das ist mein Job und somit irgendwie Ehrensache. Meine kleine persönliche Abschiedsvorstellung in diesem Laden. Aber wie gesagt, um meine Geschichte geht es hier nicht.«
    Phil wollte sich zurücklehnen, aber die Sitzfläche des Stuhls war zu rutschig. »Warum fangen Sie dann schon zum zweiten Mal damit an?«, fragte er.
    »Langweile ich dich etwa?« Die Frau beugte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die Hände locker ineinander.
    »Überhaupt nicht«, sagte Phil. »Ich frag mich nur gerade, ob Sie nicht schon ein bisschen zu alt sind, um schwanger zu sein?« Mal schauen, wie tough die Frau hier wirklich war.
    Sie lächelte. »Mit vierundvierzig? Das könnte man ganz unhöflich so auf den Punkt bringen, ja. Was vor allem daran liegt, dass es nicht geplant war. Hast du schon mal ein Mädchen geschwängert, Philip? Oder bist du noch Jungfrau?«
    Okay, eins null für die Alte. Phil fiel keine gute Antwort darauf ein, also schwieg er. Was sowieso oft die beste Antwort war. Man musste es nur aushalten können.
    Katrin Menschick wartete, bis es unangenehm wurde. Was ihr zu gefallen schien. Dann sagte sie: »Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr daran, wie es war, als deine Mutter mit deinem Bruder schwanger war – du warst noch zu klein damals, zweieinhalb Jahre. Aber davon gehört hast du bestimmt schon. Dass bei Frauen, die schwanger sind, die Hormone verrückt spielen. Sie sind dann sehr nah am Wasser gebaut oder sehr ungeduldig. Manche sagen sogar, sie seien tickende Zeitbomben. Also, ich bin eine davon!«
    »Läuft deswegen kein Tonband mit?«, fragte Phil. »Und keine Kamera? Weil sich das nicht so gut macht – mit einer tickenden Zeitbombe?«
    »Nein, Philip, nicht deswegen. Wir zwei plaudern hier nur ein bisschen, ganz formlos, du und ich. Weil – sonst müsste ein Erziehungsberechtigter anwesend sein. Und den gibt’s ja in eurem Fall nicht, so wie ich das sehe.«
    Zwei null

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