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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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Diese Höflichkeit bei ihm ist ihr neu und doch empfindet sie sie irgendwie als angenehm. Mehr und mehr findet Jane diesen sonderlichen Historiker anziehend. Sein dunkles Haar und seine blauen Augen, sein Wesen, was so trottelig und doch so einfühlsam und heldenhaft wirkt. Er strahlt eine Kraft aus, als könne er die ganze Welt retten, wenn dies einmal nötig wäre, und bleibt dabei so natürlich und liebenswert, dass sie gar nicht anders kann, als ihn von ganzem Herzen zu mögen.
     
    1710
     
    Jacks Zustand verschlechterte sich auf der Fahrt in die Highlands erneut. William befürchtete bereits, dass er es nicht schaffen würde, dass diese zeitlich so begrenzte Besserung nur so etwas war, wie ein letztes Aufbäumen. Jack fieberte wieder auf,, er hatte Mühe sich im Sitzen zu halten. „Wir sind gleich da, Junge“, tröstete William und hielt ihn in seinem Arm. Plötzlich wurde die Kutsche angehalten. William öffnete die Tür und sah einen kleinen Trupp der Heimatgarde vor sich. „William Campbell. Im Namen der Krone verhafte ich Euch hiermit“, rief einer der Soldaten aus. „Wer reist mit euch? Ein gewisser Hamilton nehme ich an.“ Zwei der Soldaten stiegen von ihren Pferden und sahen in die Kutsche, wo Jack mittlerweile fast bewusstlos lag. „Der hier sieht irgendwie krank aus!“, sagte einer der beiden. „Schafft ihn da raus!“, entgegnete der Befehlshaber. Sie schleiften Jack, an den Armen, über den steinigen Boden, hinüber zu William, der ihn auffing und stütze. Langsam erlangte er sein Bewusstsein zurück. „Der Junge hier ist tot krank. Lasst ihn mich nach Hause bringen, danach könnt ihr mit mir machen, was immer ihr wollt“, bat William. Doch dem Befehlshaber war dieser Vorschlag völlig egal. Er und sein Trupp waren nur wegen ihnen hier und sie würden das Gesetz walten lassen und die Strafe vollstrecken, welche für Deserteure vorgesehen war. „Eine Schande!“ Der Befehlshaber spuckte William ins Gesicht. „Mein Vater hat immer so gut über Euch gesprochen. Er würde mir nicht glauben, würde ich ihm sagen, das William Campbell feige vor der Schlacht davon gelaufen ist.“ Die Soldaten lachten. William schwieg. Er wusste, dass es nun keinen Ausweg mehr gab. Er würde seine Tochter enttäuschen. Er konnte ihr ihren Jack nicht mehr sicher nach Haimsborrow bringen. Sie würden ihn hängen. Ihn und Jack. Die Soldaten suchten bereits nach einem geeigneten Baum. Jack keuchte neben ihm, aber er sah klar. Auch er hatte die Situation direkt begriffen und wusste ebenso wie William, dass diese Männer keine Rechtfertigungen hören wollten. „Wie haben sie uns gefunden?“, fragte Jack fast nicht hörbar. Doch bevor William antworten konnte, sagte der Befehlshaber etwas. „Ihr glaubt doch nicht, dass ihr einfach so abhauen könnt, ohne dass sich jemand an eure Fersen heftet. Colonel Perry hat von vorneherein ein Auge auf euch gehabt, Hamilton.“ Er sah die beiden abwertend an und ritt dann voraus, auf ein offenes Feld, auf dem eine Eiche stand, um deren Ast seine Soldaten bereits die Schlinge gezogen hatten. „Wer möchte zuerst? Ist leider immer nur Platz für einen.“ Die Soldaten blähten sich auf, vor Lachen. „Nehmen wir den Jungen zuerst.“ Entschied der Befehlshaber, schelmisch grinsend, „der macht‘s ja eh nicht mehr lange!“ William schrie verzweifelt, sie sollen Jack doch verschonen. Dann fühlte er die Pistole in seinem Stiefel. Als sie Jack zur Eiche schleppten, zögerte er nicht. Blitzschnell holte er sie hervor und schoss auf den Befehlshaber, der getroffen von seinem Pferd fiel. Die Soldaten ließen von Jack ab. Jeder zückte seine Waffen. William gelang es, zwei weitere Soldaten niederzuschießen. Ein anderer hatte sein Messer in der Hand und befand sich nun im Nahkampf mit William. Dieser schlug ihn zurück, jedoch richtete er sich erneut auf und drückte William auf den harten, kalten Boden. Das Messer, nah an seiner Kehle, war im Begriff diese zu durchtrennen. William schaffte es nicht, ihn abzuschütteln. Doch dann schrie der Soldat über ihm auf und brach gleich darauf leblos zusammen. Jack hatte seinen Dolch in dessen Rücken gebohrt. William atmete erleichtert aus, richtete sich vom Boden auf, packte Jack an beiden Schultern und blickte sich um, offenbar erschrocken darüber, wie schnell alles gegangen war. „Was haben wir hier getan?“, fragte Jack. „Wir hatten keine Wahl!“, antwortete William und half ihm auf den Weg, auf dem sie unterwegs gewesen waren,

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