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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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bevor ihre Kutsche angehalten wurde. Erleichtert gingen sie zu Fuß den steinigen Weg hinauf. Hinter den Hügeln deutete sich das lang ersehnte Haimsborrow an. „Bald sind wir da!“, sagte William und Jacks Herz war voller Glück bei diesem Gedanken. Er stellte sich vor, schon bald bei Katelyn zu sein und wäre er bei ihr, würde sich sein Gesundheitszustand sicherlich bessern. Er konnte es kaum abwarten und so lief er, so schnell, wie es sein angeschlagener Körper vermochte. Das Fieber hatte seine Wahrnehmung bereits getrübt. Er dachte es seien nur noch ein paar Schritte bis zu ihr, bis zu Katelyn und diese wollte er schnellstmöglich hinter sich bringen. William lächelte zufrieden und doch voller Wehmut, als er sah, mit welcher Kraft Jack vorlief. Auch wenn dieses kurze Glück überschattet war von Sorgen, denn er wusste, sie würden ihn finden und hart bestrafen, er hatte unverzeihlich gegen die Krone gehandelt. Er dachte in jenem Moment an Glencoe und er fragte sich welche seiner Taten, wohl mehr falsch gewesen war. Die Antwort darauf sah er glasklar vor sich. Es war ihm egal, was mit ihm geschehen würde, solange er es schaffen würde, Jack zu Katelyn zu bringen. Er würde sein Leben für diesen Jungen geben. Dafür, dass er glücklich wäre und dafür, dass er gesund werden würde. Ja, das würde er tun, ohne auch nur darüber nachzudenken. Endlich erreichten sie die Wiesen von Haimsborrow. Doch dann, plötzlich, ein Schuss. William fiel getroffen zu Boden. Jack lief zu ihm, versuchte zu erkennen, wer der Schütze war. Ein Soldat näherte sich zu Pferd. Jack suchte Schutz hinter einem der Bäume, als dieser die Waffe auf ihn richtete. Der Schweiß des Fiebers benetzte seine Stirn. „Kämpfe wie ein Mann, du Feigling!“, rief der Soldat. Er stieg von seinem Pferd und suchte mit seinen Augen alles nach Jack ab. Nun war sein Angreifer so nah, dass Jack ihn erkennen konnte. Es war Duncan Frybury in der Uniform der Heimatgarde. „Ich weiß, dass du hier bist!“, sagte Duncan und ging nah genug an Jacks Versteck vorbei, dass dieser ihn festhalten konnte, um ihm einen kräftigen Schlag zu verpassen. Er schleuderte dessen Hand, in der sich die Pistole befand, gegen den Stamm des Baumes. Duncan schnaubte vor Wut und schrie auf vor Schmerz. Endlich ließ er die Pistole fallen, doch als Jack danach griff, versetzte Duncan ihm einen Tritt in die Magengrube. Er sank auf die Knie. Wieder trat Duncan nach. Jack krümmte sich vor Schmerz. Duncan ergriff seine Pistole, richtete sie auf Jack und drückte ab. In dem Moment jedoch sprang William blutend dazwischen. Sein gezielter Wurf mit dem Dolch traf Duncan genau ins Herz, doch auch Duncans letzter Schuss, hatte William lebensgefährlich getroffen. Jack beugte sich über ihn. Das Laub unter William war bereits getränkt mit seinem Blut. Getroffen in Schulter und Bauch versagte langsam sein Körper. Jack zitterte am ganzen Leibe. Mühsam kamen Williams letzte Worte. „Jack, vergib mir. Ich muss wissen, dass du mir vergibst. Damals in Glencoe … ich war es.“ Jack nickte weinend. „Das habe ich dir schon längst vergeben!“ Williams Augen weiteten sich. „Du wusstest es?“ „Ja!“, antwortete Jack. „Ich wusste es.“ William lächelte ein bisschen. „Mein Sohn!“, sagte er mit letzter Kraft und dann verschwand das Leben aus ihm. Seine Augen blickten starr, in die sich vom Wind biegenden Baumwipfel. Jack schloss sie ihm sanft. Er richtete sich auf und sah Duncan, der tot an einen der Bäume gelehnt war. Dann machte er sich auf den Weg. Er musste weiter, er musste zu Katelyn. Es war nicht mehr weit. Kraftlos erklomm er den Hügel, von dessen Gipfel aus, er schon beinahe das Anwesen von Haimsborrow sehen konnte. Da stand er nun, hinter sich, die felsigen Hänge der Küste. So steil verlief sich der Abhang, unter ihm peitschten die Wellen gegen das Land. Er war so glücklich darüber, es bis hierher geschafft zu haben. Er atmete die vertraute Luft der Heimat tief ein und aus. Für einen kurzen Augenblick war ihm, als würde ihm jene Luft gut tun, als würde sie für seinen Körper, wie ein heilender Balsam sein. Doch dann setzte der lähmende Husten ein. Er wollte einfach weiter laufen, wollte ihn ignorieren. Er wollte sich einreden, es würde vergehen. Doch Jack schaffte keinen weiteren Meter. So schlimm war es zuvor noch nie. Er konnte nicht atmen. Blut rann aus seinem Mund. Im Affekt wischte er es mit seinem Handrücken ab, den er daraufhin erschrocken

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