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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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vor Nepers Haus, es hatte sich herumgesprochen, dass die Amerikanerin nun einen Mann hatte. Einer, der genauso wie sieein Hasardeur und ein Mensch niederer Moral war. Neper erzählte gerne herum, wie Jakob bei ihm aufgetaucht sei, wie er womöglich seine Pferde habe stehlen wollen, aber er ihn rechtzeitig entdeckt habe. Anstatt ihn zu erschießen, habe er ihn gefüttert, denn Jakob habe ihn bedroht. Splitternackt sei er gewesen und wehrlos. Und über Elsas Leben in Amerika erzählte man sich allerlei. Sie würden gut zusammenpassen, so eine wie sie und solch ein Lump.
    Vielleicht passten sie wirklich gut zusammen, denn beide hatten sich nicht eingefügt. Sie hatten ihr Schicksal nicht angenommen. Beide waren sie aufgebrochen, der eine kürzer und der andere weiter gereist, um ihrem Leben eine neue, glücklichere Wendung zu geben. Was andere gestört hätte, nämlich die allzu offensichtliche Absicht Jakobs, war für sie ohne Bedeutung.
    Sie wusste, wie erfinderisch, wie entschlossen man sein musste, um sich das zunutze zu machen, was einen aus der Armut herausbringen konnte. Sie hatte es in Amerika nicht anders getan. Im Grunde bewunderte sie sogar Jakobs Vorpreschen, seine Natur, die keine Niederlage zuließ. Sie wünschte sich selbst, so zu sein. Dass Vater dabei geschickter war als sie, dass er nur für den Anfang hinnahm, von ihr abhängig zu sein, eine Art Innehalten, um später noch besser losschlagen zu können, das ahnte sie nicht. Ebenso wenig, dass ihr Leben fortan von einem Mann bestimmt sein würde, der so widersprüchlich, so maßlos war, dass sie ihm nicht gewachsen sein konnte.
    Sie fuhren drei Wochen lang zur selben Stelle, Jakob war immer ratloser geworden, da er eigentlich nichts mehr zu erzählen hatte. Und immer ungeduldiger. Geduld war nie seine Stärke gewesen. Sie brachte Fotos ausNew York mit und zeigte sie ihm. Er, der noch nicht einmal Temeschwar richtig gesehen hatte, staunte über die geschäftige Metropole.
    Elsa sah richtig gut aus, ein gewisser Mr. McCain, ein Fotograf, hatte sie an der Fifth Avenue angesprochen und ihr Starfotos versprochen. Er hatte sie überall hinbegleitet und Wort gehalten. Elsa im Schaufenster eines Kaffeehauses am Broadway, Elsa am Ufer des Hudson Rivers, Elsa aus einem Ford steigend, perfekt geschminkt, an den Beinen feinste Netzstrümpfe und einen teuren Mantel über den Schultern. Überhaupt sei sie gern am Broadway gewesen, erzählte sie ihm. Die deutsche Familie, bei der sie gearbeitet habe, habe sie ein paarmal ins Theater mitgenommen. Sie habe sich gefügt, später aber jede freie Minute dort verbracht.
    Jakob fielen auf den Fotos Elsas kleine Nase, ihr voller Mund, ihre geschminkten Augen auf. Sie sah aus wie ein Mädchen, das Spaß hatte, bestimmt nicht wie eines, das in einem Keller wohnte und über jedes Stück alten Brotes oder verschrumpelter Kartoffel froh war.
    «Was hast du wirklich in Amerika gemacht?», fragte er.
    «Wir siezen uns, Jakob, vergessen Sie das nicht. Ich war Kindermädchen und Hausmädchen.»
    «So sehen Sie aber nicht aus. Sie sehen aus, als ob andere bei Ihnen Hausmädchen gewesen wären.»
    Wir haben nie erfahren, was Mutter in Amerika wirklich getan hatte und wer Mr. McCain tatsächlich gewesen war. Sie schwieg sich darüber aus. In diesem Punkt gab sie nie nach, auch dann nicht, als sie bereits auf breiter Front vor Vater zurückgewichen war.
    Am Ende der dritten Woche fiel Jakob über sie her. Er hatte lange genug gewartet, noch nie hatte er sich bei einerFrau so anstellen müssen. Drei Wochen lang Tag für Tag derselbe Weg, ihr Geruch, die hübschen, schwarzen Haare und die Umrisse ihrer Schenkel unterm Rock immer in Reichweite. Das war mehr, als einer wie er ertragen konnte. Es war für ihn wie eine erste Inbesitznahme, wenn er schon mit der offiziellen noch warten musste. Sie hätte fragen müssen, und er hätte geantwortet, dass Geduld nicht seine Stärke war. Sie wäre gewarnt gewesen.
    Zu seiner Überraschung fügte sie sich aber bereits beim ersten Mal seinem Willen. Sie waren ihr hinlänglich bekannt, die Gier der Männer, ihr ungestilltes Verlangen, das wie eine Urgewalt ausbrechen konnte. Sie musste in Amerika ihre Erfahrungen gesammelt haben, ohne Zweifel, dachte Jakob.
    Sie war ruhig geblieben, dann war sie aufgestanden und hatte sich als Erstes die Haare gekämmt. Sie besaß die Gelassenheit einer Frau, die in solchen Dingen geübt war. Es sollte Vater für immer der Beweis für Mutters schlechten Lebenswandel in

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