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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Anstellung im Stoffladen eines Juden gefunden. Dann aber, nach etwa einem Monat, sei der Fremde in der Nacht aufgewacht und habe seinen Stall brennen gesehen. Man habe fast nichts mehr retten können. Von Franz habe seitdem jede Spur gefehlt, bis er vor einigen Tagen die Zeitung aufgeschlagen habe.
    «Da kann ja jeder kommen», mischte sich Mutter ein. «Wer sagt uns, dass Sie nicht ein Hochstapler sind und einfach nur Geld wollen?»
    «Das stimmt. Jakob hat die Zeitung gelesen und wollte danach heiraten. Sie lesen die Zeitung und wollen bestimmt Bargeld», fand Großvater. Er war schon aufgestanden, um den wahren oder falschen Jakob hinauszubegleiten, als dieser sich verteidigte:
    «Aber, Herrschaften, was sagen Sie da? Ich bin hier der Geschädigte. Mir wurde der Stall abgefackelt und die goldene Uhr des Vaters gestohlen.»
    Mutter stammelte: «Eine goldene Uhr?»
    «Genau. Erbstück.»
    Mutter ging ins Schlafzimmer und kehrte mit der Uhr zurück, die sie von ihrem Mann zur Vermählung hatte. «Ist sie das?» Der Fremde nickte.
    In jenem Augenblick kam Vater in den Vorraum, zog sich die Stiefel aus und rief: «Es wird eine prächtige Mühle werden, alles nach dem neuesten Stand. Damit haben wir das Monopol in der Gegend. Wem gehört die Kutsche draußen?» Er trat ein und blieb in der Tür stehen. Mutter, die bisher auf ihre Hände gestarrt hatte, schaute zu ihm auf.
    «Wir haben Besuch. Jemand, der behauptet, dass er Jakob heißt und dass Sie gar nicht Sie sind.»
    Erst jetzt stand der Fremde auf und drehte sich zur Tür, sodass Vater ihn sehen konnte. Vaters Hände ballten sich zu Fäusten zusammen, dann entspannten sie sich wieder. Sein Blick wanderte vom Fremden zur Uhr, die auf dem Tisch lag, und wieder zurück.
    «Du hast mich also gefunden. Was willst du jetzt? Geld?»
    «Ich will nur diese Leute vor dir warnen.» Vater machte einen Schritt in den Raum, fing sich aber wieder. Seine kräftigen Hände packten eine Stuhllehne, als wollten sie das Holz zermalmen.
    «Was hat er euch erzählt?»
    «Dass du gar nicht Jakob, sondern Franz heißt und seinen Stall in Brand gesetzt hast. Dass du kein verarmter Bauernsohn, sondern ein Stallbursche bist. Dass du ihm seine Uhr gestohlen hast», erklärte Großvater.
    «Hat er auch gesagt, dass er mich monatelang nicht bezahlt hat und ich auch bei größter Kälte im Stall schlafen musste?» Vater wurde von Sekunde zu Sekunde sicherer, er kam so richtig in Fahrt, nahm die Uhr an sich und hielt sie dem Mann hin.
    «Die willst du? Du kriegst sie nicht. Ich habe sie als Entschädigung mitgenommen. Außerdem gehört sie jetztmeiner Frau, als Hochzeitsgeschenk.» Er packte ihn am Arm und zog ihn zu sich. «Hör mal gut zu. Alles, was du hier siehst, gehört mir. Soeben habe ich einen Vertrag für ein Grundstück unterschrieben, das doppelt so groß ist wie alles, was du besitzt. Ich habe jetzt alles, was ich will, Nutztiere, Kornland und einen gut gehenden Hof. Wenn du denkst, dass du hier einfach so hineinplatzen und dich zwischen mich und meinen Besitz stellen kannst, dann bist du schief gewickelt. Wenn du deine Lügen auch bei anderen loswerden willst, dann komme ich wieder nach Bokschan und suche dich. Und jetzt raus! Das ist mein Haus, und das ist meine Familie. Das ist alles, was du nicht hast. Bruder.»
    Als der Mann sich weiterhin nicht von der Stelle rührte, sondern unschlüssig von einem Bein aufs andere trat, packte ihn Vater am Kragen.
    «Der Stall», murmelte der Mann.
    «Du willst also Geld. Nun gut, du sollst Geld bekommen.» Er wandte sich an Mutter. «Holen Sie Geld aus der Schatulle. Genug!», befahl er. Mutter versuchte etwas dagegen einzuwenden, aber Vater herrschte sie an: «Hören Sie nicht, was ich sage?» Er sprach nicht laut, Großvater musste sich sogar anstrengen, um ihn zu verstehen. Aber er sprach so, dass man sich nur ungern widersetzte.
    Er nahm die Scheine aus Mutters Hand und steckte sie dem Fremden in die Manteltasche. «Das ist mehr als fürstlich für so einen kaputten Stall und die paar mageren Tiere.» Dann hakte er sich bei ihm ein und zwang ihn, ihm bis zur Straße zu folgen. Dort setzte er ihn in die Kutsche, versetzte den Pferden einen Peitschenhieb und kehrte erst ins Haus zurück, als die Kutsche in die Hauptgasse einbog.
    «Das wäre also erledigt», sagte er, wieder gut gelaunt. «Was essen wir heute?» Er rieb sich zufrieden die Hände.
    «Wer sind Sie wirklich?», fragte ihn Mutter.
    Er wurde wieder ernst. «Habe ich Sie etwa

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