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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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nahezu perfekt.
    »Armer Jeff.« Ein Seufzer. »Armer, armer Jeff …«
    »Arm« trifft es , durchfuhr es Jessie, als ihr der Schmutz und die Verwahrlosung in den Sinn kamen, in der Hibbert gelebt hatte und gestorben war. Die Abfindung nach der Scheidung musste beträchtlich gewesen sein.
    »Es gibt da noch etwas, was Sie über seinen Tod wissen sollten«, sagte Jessie so neutral wie möglich.
    Helen Hibberts Augen verengten sich. Wurden kalt und berechnend. Sie starrte Jessie argwöhnisch an, als rechne sie damit, dass ihre nächsten Worte sie Geld kosten würden. »Wie soll ich das verstehen? Er hatte Krebs.«
    »Das ist richtig«, sagte Jessie. »Aber daran ist er nicht gestorben. Er wurde ermordet.«
    Sie beobachtete die Frau wachsam und nahm von jeder ihrer Regungen Notiz. Helen Hibbert wirkte aufrichtig schockiert. Regelrecht erschüttert. Jessie versuchte, die widerstreitenden Gefühle zu deuten, die sich in den Augen der Frau widerspiegelten. Mitleid war nicht darunter.
    »Hat … Was ist passiert?«
    »Ein Einbrecher, nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen«, antwortete Deepak und lehnte sich ein Stück nach vorn. »Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass jemand im Haus war. Vielleicht …« Er hob die Schultern. »Vielleicht gab es ein Handgemenge, und Jeff hat den Kürzeren gezogen. Wir wissen es nicht. Noch nicht.«
    »Gibt es irgendetwas, was Sie uns dazu sagen können, Mrs Hibbert?«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Hatte er Feinde? Finanzielle Probleme? Hat er jemandem Geld geschuldet? Wäre es möglich, dass er wegen Geld ausgeraubt und getötet wurde?«
    »Er wurde ausgeraubt?«
    Erneut antwortete nicht Jessie, sondern Deepak. »Wir denken, Raub könnte das Motiv gewesen sein.«
    »Was wurde denn gestohlen?«
    »Das wissen wir noch nicht genau«, gab Jessie zurück. »Vielleicht könnten Sie uns helfen, indem Sie eine Liste seiner Besitztümer für uns anfertigen.«
    »Ich weiß doch nicht, was er besessen hat.«
    »Einen Laptop zum Beispiel?«
    Erneut kniff Helen Hibbert die Augen zusammen. Irgendetwas war hier faul, nur konnte Jessie nicht ergründen, was.
    »Ich weiß nicht«, sagte Helen schließlich. »Keine Ahnung.«
    Jessie und Deepak wechselten einen Blick. Jessie unternahm einen weiteren Vorstoß. »Hatte er …« Aus einem der Nebenzimmer war ein Geräusch zu hören. Jessie sah ihre Gastgeberin fragend an. »Ist sonst noch jemand in der Wohnung?«
    »Ein Freund«, antwortete sie, während ihr Blick zur Tür glitt. »Ein Übernachtungsgast.« Sie erhob sich. »Ich denke, ich habe für diesen Tag genug Fragen beantwortet. Das war alles sehr traumatisch für mich. Bitte gehen Sie jetzt.«
    Jessie versuchte Helen weitere Fragen zu stellen, aber sie ließ sich nicht darauf ein.
    Draußen auf dem Gehweg, wo die Möwen in der frischen Frühlingsluft kreisten, blickte Jessie zur Wohnung hinauf.
    »Ich kann es nicht leiden, wenn man mich anlügt«, meinte sie. »Und wir wurden angelogen. Die Frage ist nur, worüber und weshalb?«
    Deepak nickte. »Genau genommen sind das zwei Fragen.«
    »Klugscheißer.« Sie wandte sich ihm zu. »Jedenfalls haben Sie jetzt ein Mittagessen bei mir gut. Alle Achtung.«
    »Danke, Ma’am.«
    »Vorurteilsfreies Profiling. Erstklassige Methode.«
    Er schlug den Weg Richtung Wagen ein und konnte sich ein Lächeln nicht länger verkneifen. »Außerdem habe ich ein Foto von ihr in seiner Brieftasche gesehen.«
    »Sie Mistkerl …« Jessie folgte ihm grinsend.
    33 Helen Hibbert blickte aus dem Fenster und sah den beiden Polizisten nach, wie sie über den Quay davongingen.
    »Verdammter Mist …«
    Sie spürte Hände auf den Schultern. Warme Finger, die über ihre Muskeln strichen.
    »Verpiss dich, Glen.«
    Die Hände hielten abrupt inne.
    »Kann ich nichts für dich tun? Dir dabei helfen, dich zu entspannen?«, fragte der Mann mit einer Stimme, die er selbst vermutlich für tiefes, sinnliches Raunen hielt. In Wahrheit klang sie eher nach einem akuten Fall von Mandelentzündung.
    »Jetzt nicht. Ich muss … Ich muss nachdenken.«
    Sie spürte, wie der Callboy sich zurückzog. Sie ließ die zwei Polizisten so lange nicht aus den Augen, bis diese bei ihrem Wagen angekommen waren und einstiegen.
    Dann haben sie ihn also erledigt , dachte sie. Sie haben es allen Ernstes getan. Sie wusste genau, was vorgefallen war. Jeff muss seine Idee von der Erpressung in die Tat umgesetzt haben, und die Sache war nach hinten losgegangen. Mit tödlichen Folgen. Sie nippte an

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