Jaeger
ihrem Drink. Was bedeutete das für sie? Sie wusste genauso viel über die Machenschaften der Sloanes wie Jeff. Wäre sie als Nächste dran? Sie trank noch einen Schluck. Falls ja, dann konnte sie einpacken. Ihr würde es genauso ergehen wie ihm. Wenn sie ihnen allerdings zuvorkam … Ein Plan nahm in ihrem Kopf Gestalt an.
Die zwei Polizisten waren fort. Ihr Glas war leer. Glen tauchte erneut hinter ihr auf. Sie drehte sich zu ihm um. Er war wirklich attraktiv, das musste sie zugeben. Talentiert und gut bestückt. Aber entbehrlich. Männer seiner Sorte gab es wie Sand am Meer.
»Ich muss los, was erledigen, Darling. Warte hier auf mich.«
Er würde es tun. Solange sie ihn dafür bezahlte.
34 Michael Sloane starrte den Bildschirm des Laptops an, als könne er ihn durch Blicke zwingen, seine Geheimnisse preiszugeben. Er drückte einige Tasten. Wartete. Nichts geschah.
Er streckte sich und sah sich um. Von Dee hörte man nichts, was nicht weiter ungewöhnlich war. Er wusste, wo – oder besser bei wem – sie war und was sie vorhatte. Er hatte auch eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie weit sie mit ihrem Versuch kommen würde.
Es machte ihm nichts aus, wenn sie ihre Spielchen spielte. Er spielte sogar mit, spornte sie an, so wie ihr Psychologe ihm geraten hatte. Um sie zu erden. Sie glücklich zu machen. Und wenn er ehrlich war, hatte er selbst auch Spaß daran.
Doch nun schob Michael all das beiseite und widmete sich wieder dem Computer. Er konnte schnell tippen, und normalerweise flogen seine Finger nur so über die Tasten, doch bei diesem Laptop war es wie verhext. Die Tastatur war abgenutzt, viele der Buchstaben klemmten. Immer wieder machte er Fehler. Und wenn er Fehler machte, ärgerte er sich über sich selbst. Und das war gar nicht gut.
Also zügelte er seine Ungeduld, akzeptierte notgedrungen, dass er nichts an den Gegebenheiten ändern konnte, und machte weiter. Irgendwo war es. Irgendwo musste es sein. Orte, Pläne. Wie sie angreifen würden, wann und wo. Er musste nur herausfinden, wo Hibbert die Dokumente versteckt hatte.
Er drückte auf eine andere Taste, die prompt stecken blieb.
Er warf sich gegen die Stuhllehne und war drauf und dran, den Bildschirm anzubrüllen. Mit Mühe hielt er sich zurück. Nein. So war es sinnlos. Er musste anders an die Sache herangehen.
Er schloss die Augen.
Was würde ich tun, wenn ich Jeff Hibbert wäre? Wo würde ich die Dateien verstecken?
Er versuchte sich in Hibberts Kopf hineinzudenken. Was mochte er? Was war ihm wichtig? Seine Exfrau. Das war kein Geheimnis. Mit seinen Lobeshymnen über sie hatte er seine Zuhörer stets zu Tode gelangweilt.
Michael schlug die Augen auf. Fotos. Das war’s. Er durchsuchte die Festplatte. Da. Er öffnete den ersten Ordner. Lächelte. Helen Hibbert in verschiedenen Stadien des Unbekleidetseins. Manchmal allein, manchmal mit Partner, oft waren es sogar mehr als einer. Sloane lachte.
Diese kleine Drecksau …
Er studierte die Fotos flüchtig und scrollte sich durch die verschiedenen Unterordner.
Bis er schließlich das fand, wonach er gesucht hatte.
Er lehnte sich seelenruhig zurück und begann zu lesen. Als er fertig war, grinste er. Wie plump …
Er griff nach seinem Handy. Telefonieren war einfacher, als quer durchs ganze Haus zu brüllen. Dee nahm ab.
»Der Golem ist bei dir.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Dee schwieg.
»Sag ihm, ich habe Arbeit für ihn.« Er warf einen Blick auf den Laptop. »Sag ihm, es geht wieder auf die Jagd.«
35 Marina stand am Strand von Wrabness und las die E-Mail. Jetzt wusste sie, warum sie ausgerechnet hierher geschickt worden war. Nicht aus dem Grund, den sie zunächst vermutet hatte.
Stuart Sloane. Irgendwie hing alles mit Stuart Sloane zusammen.
Sie drehte dem verfallenen Bauernhaus den Rücken zu und ging parallel zum Strand flussaufwärts. Die Bäume standen hier dichter und ließen kaum noch Sonnenlicht durch. Die Strandhäuser thronten auf Stelzen über dem, was in Wrabness als Sand durchging. Sie waren nur über hölzerne Stufen zu erreichen. Die meisten schienen bewohnt zu sein, zumindest über Ostern, einige vielleicht sogar dauerhaft. Ein merkwürdiger Ort zum Urlaubmachen, fand Marina. Und zum Leben erst recht. Andererseits würde Wrabness für sie bis in alle Ewigkeit vergiftet sein.
Hier ist alles, was Sie wissen müssen , hatte der erste Satz der E-Mail gelautet. Lesen Sie.
Während sie weiterlief, ließ sie sich den Inhalt erneut durch den Kopf
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