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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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oft geprügelt und meistens sogar gewonnen. Aber das waren harmlose Prügeleien gewesen. Kleine Auseinandersetzungen, die hinterher sofort vergessen waren. Das hier war etwas völlig anderes. Er hatte hinten in der Scheune gestanden und die Zuschauer beobachtet. Hatte sie johlen und schreien hören, wann immer Blut spritzte. Hatte erlebt, wie sie sich daran aufgeilten, wenn zwei Männer gegenseitig so lange aufeinander eindroschen, bis sie kaum noch wiederzuerkennen waren. Das war nicht die Art von Kampf, die er gewohnt war. Das waren Gladiatorenspiele.
    Dann war er an der Reihe gewesen. Was hatte er für einen Schiss gehabt. Er hatte den Kerl gesehen, gegen den er antreten sollte. Groß, knallhart, ein Traveller, der die Entbehrungen seines Lebens in Form von Narben am Körper trug. Und wütend war er gewesen. Ein Wildfremder, der völlig ohne Grund eine Stinkwut auf Sandro hatte. Der es gar nicht erwarten konnte, es ihm richtig zu zeigen.
    Wenn Sandro es ihm nicht zuerst zeigte.
    Also war Sandro von Anfang an in die Offensive gegangen. Wild und verzweifelt hatte er auf seinen Gegner eingedroschen. Ohne Taktik, ohne jede Finesse.
    Der Kampf hatte nicht lange gedauert. Nach nicht mal einer Runde war alles vorbei. Sandro hatte eine Gerade gegen das Ohr bekommen, war zu Boden gegangen und nicht wieder aufgestanden. Man hatte ihn aus dem Ring schleifen müssen. Sein Gesicht und Körper waren blutig und übersät mit Blutergüssen.
    Sein Promoter und Gläubiger wartete an den Seilen auf ihn.
    »Du warst scheiße«, hatte Mr Picking gesagt. Dann, zu seinen Gefolgsleuten: »Flickt ihn zusammen und bringt ihn nach Hause. Der wird sich schon wieder berappeln.«
    Und Sandro hatte sich berappelt. Sobald er sich erholt hatte, war der nächste Kampf angesetzt worden. Und der nächste. Er hatte sich immer weiter verbessert, bis er irgendwann so war wie sein allererster Gegner: groß und wütend. Jemand, der die Entbehrungen seines Lebens als Narben am Körper trug.
    Und noch immer hatte er nicht all seine Schulden bei Mr Picking beglichen. Sandro war lange genug im Geschäft, er machte sich keine Illusionen. Er kannte Mr Picking und wusste, wie er tickte. Höchstwahrscheinlich würde er seine Schulden bei ihm niemals los sein.
    Aber er wollte aussteigen, und deswegen musste er etwas unternehmen. Er musste auf sich selbst eine Wette abschließen. Er würde abwarten, was die Quote hergab, und dann einen Batzen Geld auf sich selbst setzen. Es war riskant; die Leute konnten leicht auf die Idee kommen, dass der Fight manipuliert war. Er musste es auf jeden Fall heimlich tun. Dann in den Ring steigen und gewinnen.
    Mit anderen Worten: ohne Druck.
    Erneut stand er auf und ging umher. Vielleicht sollte er sich lieber wieder hinlegen. Versuchen, doch noch ein bisschen zu schlafen. Aber er konnte einfach nicht. Da war der Fight, und dann war da auch noch Katrina. Er fragte sich, wo sie jetzt wohl sein mochte. Was sie gerade machte.
    Und mit wem.
    Bei dem Gedanken wurden seine Eingeweide zu Säure.
    Und dann hörte er ein Klopfen an der Tür.
    Er blieb wie angewurzelt stehen. Starrte die Tür an, als könne er durch sie hindurchsehen und erkennen, wer dahinter stand. Er warf einen Blick auf die Uhr. Kurz vor halb eins.
    Es klopfte erneut.
    Sein Herz machte einen Satz. Er wusste, wer es war.
    Katrina …
    Urplötzlich war die Säure aus seinem Innern verschwunden. Er stürzte zur Tür, wollte sie aufreißen und Katrina in die Arme schließen. Er würde alles tun, alles sagen, was sie wollte, solange sie ihm noch eine Chance gab.
    Die Hand am Riegel, hielt er inne. Und wenn es gar nicht Katrina war? Wenn es Mr Picking war oder einer seiner Handlanger, der ihm sagte, dass er den Fight morgen verlieren solle? Der ihm schilderte, wie seine Strafe aussehen würde, wenn er sich weigerte? Wäre nicht das erste Mal. Wenn das passierte, wären all seine Pläne im Eimer.
    Es klopfte zum dritten Mal.
    Sein Herz hämmerte. Er wusste, dass ihm nichts anderes übrigblieb. Er musste öffnen.
    Er riss die Tür weit auf. Und traute seinen Augen nicht.
    Auf der Schwelle stand seine Schwester Marina.
    Sie sah ihn an. »Sandro …«
    Und brach zusammen.
    48 Die Nadel drang ins Fleisch ein. Als sie ein Stückchen weiter wieder herausgezogen wurde, hinterließ sie eine tiefe rote Spur. Der Golem sah mit leblosen Augen und unbeteiligter Miene zu. In Gedanken war er weit weg.
    Als er aufgewacht war, hatte das Innere seines Wagens ausgesehen wie ein

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