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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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leid. Ich … Du bist eben nicht irgendwer. Sondern was Besonderes. Und, na ja … ich respektiere dich.«
    »Will ich dir auch geraten haben. Aber das kannst du morgen früh immer noch machen.« Sie grinste. »Jetzt will ich ein bisschen Spaß haben.«
    »Erlaubnis erteilt«, sagte er und erwiderte ihr Grinsen.
    Von da an musste sie ihm nichts mehr zweimal sagen.
    50 Nachdem Mickey gegangen war, konnte Anni nicht einschlafen.
    Sie lag im Bett und ließ die Ereignisse des Abends immer wieder in ihrem Kopf Revue passieren. Es wurde ihr nicht langweilig dabei. Sie und Mickey – das hatte perfekt gepasst. Anfangs vielleicht noch nicht. Mickey war ein bisschen gehemmt gewesen. Eigentlich hatte sie das sogar ganz süß gefunden, aber da »süß« nicht unbedingt die Eigenschaft war, nach der sie bei einem Mann suchte – »süß« schaffte es nicht mal in ihre Top Ten –, hatte sie ihm schließlich sanft, aber deutlich zu verstehen gegeben, dass sie etwas anderes wollte. Und er war darauf angesprungen.
    Und wie er darauf angesprungen war. Der Rest des Abends war wunderschön gewesen. Schmutzig wie auch zärtlich, erregend wild und quälend langsam. Vorfreude und Erfüllung in gleichem Maße.
    Aber jetzt, da Mickey weg war, hatte sich noch etwas anderes in ihre Gedanken geschlichen: die Überwachungsaufnahmen von Marina an der Tankstelle, die sie am Abend zuvor angesehen hatten. Wieder und wieder ging sie die Bilder im Kopf durch. Sie hatten etwas übersehen, da war sie sich hundertprozentig sicher.
    Sie spielte alles ein weiteres Mal vor ihrem geistigen Auge ab, und plötzlich … hatte sie es.
    Anni war in Rekordzeit aufgestanden, hatte geduscht, und schon war sie unterwegs. Sie rief die Frau von der Tankstelle an, um ihren erneuten Besuch anzukündigen und sie zu bitten, das Überwachungsvideo bereitzuhalten, da sie es sich noch einmal anschauen wolle. Und sie solle nicht die Mülleimer leeren.
    Keine dreißig Minuten später stand sie hinten im Büro des Tankstellenshops und starrte hochkonzentriert auf den Bildschirm. Wieder sah sie Marina ungeduldig an der Kasse stehen und darauf warten, dass sie an die Reihe kam. Sah sie zur Überwachungskamera hochschauen und dann an den Tresen treten, wo sie ihre Pfefferminzbonbons kaufte, eins aus der Tüte nahm und das Einwickelpapier auf den Boden warf.
    »Da«, sagte Anni. »Halten Sie da an.« Sie zeigte auf den Bildschirm. »Sehen Sie?«
    Die Kassiererin hielt das Video an. »Sie … sie wirft das Papier auf den Boden«, sagte sie verwirrt.
    »Genau. Haben Sie seitdem saubergemacht?«
    »Sicher, aber …«
    Anni zog ein Paar Latexhandschuhe aus ihrer Jackentasche. »Können Sie mir bitte zeigen, wo die Mülltonnen stehen?«
    Die Frau nahm sie mit nach draußen, wo sich auf der Rückseite des Tankstellengebäudes schwarze Müllsäcke und zusammengefaltete Pappkartons stapelten. Sie zeigte Anni, welcher Müllsack am ehesten in Frage kam. Anni breitete Zeitungspapier auf der Erde aus, riss den Sack auf und kippte den Inhalt aus. Während sie alles durchwühlte, erklärte sie der Frau, was sie tat.
    »Ich dachte, es wäre einfach nur Müll«, sagte sie. »Anfangs. Den sie einfach so wegwirft. Aber dann …«, ihre Finger durchsuchten systematisch den Müll und strichen jeden Fetzen Papier glatt, »ist mir wieder eingefallen, wie sie förmlich nach der Überwachungskamera gesucht und direkt hineingesehen hat. Das fand ich irgendwie merkwürdig. Und als ich mir die Aufnahme vorhin dann noch mal angeschaut habe …«, sie hielt einen Schnipsel Papier in die Höhe, warf ihn dann aber wieder weg, »wusste ich, dass ich recht hatte.«
    Die Frau stand neben ihr und sah ihr zu. »Was meinen Sie?«
    »Ihr Blick«, erklärte Anni. »Zuerst dachte ich, sie will einfach nur wissen, wo die Kameras sind. Dass sie bloß vorsichtig ist. Aber das stimmt nicht. Sie schaut erst in die Kamera und dann auf den Boden.«
    »Na und?«
    »Aber nicht irgendwohin auf den Boden, sondern auf eine ganz bestimmte Stelle. Genau dahin, wo sie später das Papier hinwirft.«
    »Ach so«, entgegnete die Frau nun interessiert. »Sie glauben, sie hat Ihnen einen Hinweis hinterlassen? Auf dem Bonbonpapier?«
    »Nicht auf dem Bonbonpapier. Sie wollte es bloß so aussehen lassen, als wäre es Bonbonpapier. Sie hat sich absichtlich so unauffällig wie möglich verhalten, für den Fall, dass … ich weiß auch nicht – dass jemand sie beobachtet. Sie hat gehofft, dass einem von uns trotzdem auffallen

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