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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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würde, was sie da macht.« Sie hielt ein Stückchen Papier in die Höhe und strahlte triumphierend. »Da haben wir es.«
    Als Anni das Papier glattstrich, beugte sich die Frau vor, um besser sehen zu können. »Das sind Koordinaten«, meinte sie. »Sie hat Ihnen eine Botschaft übermittelt.«
    »Ja, das hat sie.«
    Anni bedankte sich bei der Frau, die wieder alles wegräumen wollte und sich freute, behilflich gewesen zu sein. Anni ging zum Wagen, einem Fiesta, den sie sich aus der Fahrzeugflotte des Reviers ausgeborgt hatte. Sie stand so unter Strom, als hätte sie dreißig Espresso auf einmal getrunken.
    Gott sei Dank hat die Karre ein Navi , dachte sie und gab die Koordinaten ein. Es konnte losgehen.
    Sie musste nur noch schnell einen Anruf erledigen.
    51 »Wer hat es denn gemeldet?«, fragte Mickey den Uniformierten, während sie nebeneinander über den gekennzeichneten Weg zum Tatort gingen. Der Morgen war fahl und nebelverhangen. Der Dunst umhüllte Mickey wie eine Figur in einem Steve-Ditko-Comic.
    Die Spurensicherung war bereits vor ihm am Tatort angekommen. Haus und Grundstück waren mit schwarzgelbem Plastikband abgesperrt worden, an dem hin und wieder der Wind zerrte. Die Kriminaltechniker in ihren blauen Overalls suchten sich vorsichtig ihren Weg durch den Nebel. Dabei hielten sie sich strikt an die quadratischen Metallplatten, mit denen die erlaubten Wege markiert waren, als fürchteten sie, ein falscher Schritt könne einen verborgenen Sprengsatz zur Detonation bringen. Bei ihrem Anblick fühlte sich Mickey wie immer an ein Team von Wissenschaftlern aus einem Hollywood-Katastrophenfilm erinnert, das die Ausbreitung eines tödlichen Virus oder die Folgen eines verheerenden Chemieunfalls eindämmen musste. Für Außenstehende waren diese Männer in Overalls das auffälligste Zeichen dafür, dass in ihrer wohlgeordneten Welt etwas aus dem Ruder gelaufen war.
    Im Garten waren zwei weiße Zelte aufgestellt worden. Zum einen sollten sie den Tatort schützen, zum anderen den Fernsehteams den Blick verstellen. Bei seiner Ankunft hatte Mickey bereits einige Reporter gesehen, die ihre Ausrüstung aufbauten und den optimalen Standort für Kameras und Sprecher suchten. Weißer Nebel, weiße Zelte, Männer in hellblauen Overalls. Man konnte sich kontrastreichere Fernsehbilder vorstellen.
    Da Mickey in der Abteilung für Kapitalverbrechen arbeitete, versuchte er einen möglichst weiten Bogen um die Kamerateams zu machen. Wenn sie ihn sahen, würden sie womöglich denken, dass er ihnen eine Story liefern konnte, und das würde ihn nur von der Arbeit abhalten.
    Der Uniformierte konsultierte seine Aufzeichnungen und beeilte sich, mit Mickey Schritt zu halten. »Jemand hat seinen Hund Gassi geführt. Ein richtig miesepetriger alter Knochen. Hat was großes Braunes auf dem Rasen liegen sehen.« Er deutete auf das erste weiße Zelt. »Dachte zunächst, da würde jemand schlafen. Ein Landstreicher, meinte er. Er ist hingegangen, um …«, erneut musste der Polizist einen kurzen Blick auf seine Notizen werfen, »dem Betreffenden eine ordentliche Standpauke zu halten, wie er sich ausgedrückt hat.«
    »Eine Standpauke? Das hat er gesagt?«
    Der Uniformierte nickte. »So waren seine Worte.«
    »Weiter.«
    »Also. Nachdem er festgestellt hatte, dass es in Wirklichkeit zwei tote Hunde waren, ist er zum Haus gegangen, um sich zu beschweren. Dabei hat er die Leiche entdeckt. Und dann kamen wir ins Spiel.«
    »Hat er seine Aussage schon zu Protokoll gegeben?«
    »Ja. Ich habe sie persönlich aufgenommen. Er war ganz außer sich vor Empörung. Seiner Meinung nach sollte das Töten von Hunden per Gesetz verboten werden.«
    »Wohingegen das Töten von Menschen nicht weiter zu beanstanden ist. Danke.«
    Der Uniformierte ging zurück auf seinen Posten.
    Mickey war beim ersten weißen Zelt angekommen. Man reichte ihm einen Vliesoverall, Schuhüberzieher und Einmalhandschuhe. Er streifte sich alles über und konnte dann hinein. In der Mitte des Zelts lagen die zwei toten Hunde. Daneben hatten die Kriminaltechniker einen Arbeitstisch aufgestellt. Die Kadaver waren bereits markiert und untersucht worden. Der Rasen im unmittelbaren Umkreis der Tierleichen war abgesperrt und wartete darauf, eingehender analysiert zu werden. Mickey sah einen Tatort immer als eine Art Spirale. Man begann am äußersten Rand und arbeitete sich Stückchen für Stückchen bis zur Mitte vor, dem eigentlichen Verbrechen. Sobald das Geschehen vollständig

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