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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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Zeit gewesen. Also dürfte sie furchtbar aussehen.
    Nicht wie die stets aus dem Ei gepellte Staatsanwältin, die sie mit solcher Anstrengung vorgespielt hatte.
    Trotzdem machte sie die Schultern gerade. »Nur eine Person wusste, dass ich einen neuen Job in Baton Rouge gefunden hatte. Ich wollte es möglichst unter Verschluss halten. Aber der Mistkerl schien zu viel zu wissen.«
    »Tut er noch.« Jude griff nach der Tür und zog an dem schimmernden Griff. »Wir sehen uns denjenigen an, der von deinem Wechsel wusste, wenn wir hier fertig sind.«
    Ja, das würden sie. Den Bezirksstaatsanwalt zu treffen, war einer der Gründe, weshalb sie unbedingt mitkommen wollte. Sie hatte sich eine Menge Mühe mit ihrem Verschwinden gegeben, und der Stalker hätte sie nicht finden dürfen – es sei denn, jemand hatte ihm von ihren Plänen erzählt.
    »Hey, Jerome!«, brüllte eine Stimme laut genug, dass sie glaubte, ihre Knochen würden durchgerüttelt. Ein Cop, ein baumlanger, hagerer Schwarzer mit graumeliertem Haar, sprang hinterm Anmeldetresen auf. »Endlich lässt du dich mal wieder zu Hause blicken!«
    Sie lächelte ihm zu. »Hi, Pat!« Patrick Ramsey. Patrick lasst-mich-mein-letztes-Jahr-am-Schreibtisch-absitzen Ramsey. Der Mann hatte in seiner Laufbahn vier Kugeln eingesteckt, hatte unzählige Verbrecher eingesperrt und ihr einmal erzählt, er könnte den Tag gar nicht erwarten, an dem er seiner Dienstmarke den Abschiedkuss gab und sich aufmachte, fortan nur noch an einem mexikanischen Strand zu liegen.
    Er kam um den Tresen herumgelaufen – ziemlich schnell für jemanden, dem vor zwei Jahren die Knie zerschossen wurden – und nahm sie so fest in die Arme, dass er sie beinahe zerquetschte. Immer schon war er so viel stärker gewesen als er aussah. »Was sollte das denn? Dich nicht mal vom alten Pat verabschieden? Also, wirklich! Da muss mir dieser verkniffene Oberstaatsanwalt kommen und erzählen, was los ist?«
    Sie versuchte zu atmen, in kleinen, flachen Zügen. Mehr war nicht möglich.
    Dann lockerte er seine Umarmung.
    Erin japste nach Luft. »Tut mir leid, Pat. I-ich hatte eine paar persönliche Sachen zu re…«
    »Persönlich, ja?«, unterbrach er sie und sah sie prüfend an. »Ist er schuld?«
    Ihr stand der Mund offen.
    Aber Jude nickte. »Ja, bin ich wohl.«
    Pat musterte ihn. »Sie sehen wie ein Cop aus.«
    »Bin ich nicht.«
    Pats hochgezogene Brauen schimpften ihn einen Lügner.
    »Kautionsjäger.« Jude zückte seinen Firmenausweis. »Erin hilft mir bei einem Fall.«
    »Du?« Zunächst starrte er sie ungläubig an, dann nickte er. »Na, du hast ja immer gesagt, dass dir das Gesetz zu zahm ist.«
    Zu zahm . Keine Frage, Pat war verteufelt gut darin, hinter die Fassade zu gucken. Deshalb war er früher mal ein unglaublich guter Undercover-Cop gewesen. Sie lächelte, auch wenn es sich unecht anfühlte. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
    »Tja, ich schulde dir einige«, antwortete er achselzuckend.
    Ja, tat er. Und sie war unsagbar froh, dass er der erste Polizist war, den sie hier sah. Vielleicht versuchte das Schicksal ja, ihr wenigstens winzige Brosamen zuzuwerfen.
    Jetzt kam allerdings der heikle Teil. »Ich muss ein paar Fallakten überprüfen. Wir sind hinter einem Kerl her, einem richtigen Fiesling, und ich muss nachgucken, ob sein Tatmuster zu ungelösten Fällen hier passt.«
    Pat kratzte sich das Kinn. »Das wird ein bisschen schwierig.«
    Sie sah ihn an. »Ich brauche diese Akten. Du kennst mich. Ich würde nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Er hielt ihrem Blick stand. Dann lächelte er und sah gleich zehn Jahre jünger aus. »Tja, was soll’s. Meine Tage hier sind eh gezählt, und es ist ja nicht so, dass die Typen mich feuern, weil ich einer Exstaatsanwältin Akteneinsicht gewähre, oder? Außerdem ist Ben gerade nicht da. Er ist verreist. Wenn also die andern nicht aufmucken …«
    Ben ist nicht hier.
    Erin atmete erleichtert aus. Eine Sorge weniger. Denn sie hatte sich wirklich davor gefürchtet, ihrem Exfreund zu begegnen.
    Sie war immer noch nicht sicher, was sie zu ihm sagen sollte. Wie sie ihm erklärte …
    »Erin?«
    Sie schrak auf. »Ähm, danke, Pat.« Sie zeigte auf die Treppe. »Hier lang, Jude.« Vince würde Dienst haben, denn er hatte immer die Tagesschicht. Vince würde ihr Suchmuster eingeben, und dann sahen sie, was herauskam.
    Die Tür knallte hinter Jude zu, was ein hohles Echo bewirkte. »Wer ist Ben?«
    Ihr rechter Fuß stapfte zu hart auf der Stufe

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