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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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»Wenn Sie mich also bitte entschuldigen wollen – äh, Entschuldigung, Sie sind wer?«
    »Ich bin einer der Babysitter von Zimmer 409.« Ein kaltes Lächeln. »Und da Sie meinen Patienten nicht kennen, müssen Sie mich auch nicht kennen.«
    Ihn in Stücke zu reißen, wäre lustig. Ein rascher Krallenhieb. Er könnte dem Blödmann die Kehle aufschlitzen, dass das Blut auf die zu weißen Fliesen und Wände sprühte. Oder er schnitt ihm die Brust auf, griff sich das Herz und rupfte es heraus.
    So viele Spielarten.
    Der Jäger neigte seinen Kopf und stolzierte auf den wartenden Polizisten zu.
    Zwei Wachen. Zu viel Aufmerksamkeit. Der Anwalt musste warten.
    Diesen losen Faden würde er noch kappen – früher oder später.
    Der Jäger sah misstrauisch zu ihm.
    Arschloch.
    Mit einem kurzen Nicken ging er in Zimmer 407. Der Patient, ein alter Mann mit weißem Haar, blickte auf. »Ach du Schande! Noch einer von euch Vollidioten?«
    Also das war nun wirklich die falsche Reaktion. Er hatte sowieso schon einen miesen Tag.
    »Ich hab die Nase voll davon, dass ihr dauernd hier reinkommt! Ich hab’s satt, dass ewig an mir rumgestochert wird. Mann, ich bin siebenundachtzig, und ihr kriegt mich nicht wieder hin. Ich sterbe, kapiert?«
    Schneller als du denkst. Er tauchte eine Hand in seine Kitteltasche, fühlte die Spritze, die er eigens für Givens bei sich hatte. Es wäre doch ein Jammer, die schöne Vorbereitung zu vergeuden. Er hatte gewusst, dass er diesmal nicht mit Klauen und Zähnen angreifen konnte, auch wenn er es unbedingt vorzog, auf diese Weise zu töten.
    Deshalb hatte er eine Krankenschwester bestochen und alles bekommen, was er für einen schnellen, sauberen Mord brauchte.
    »Wieso schwingen Sie Ihren überbezahlten, arroganten Arsch nicht direkt wieder aus meinem Zimmer?«
    Lächelnd ging er auf den Patienten zu. Manche Leute taten wahrlich wenig für die Welt. Er blieb am Fußende stehen und blickte auf das Krankenblatt. »Sagen Sie, Mr. Pope, hatten Sie ein gutes Leben?«
    »Was ist das denn für eine bekackte Frage? Nein, Dumpfbacke, hatte ich nicht. Im Krieg haben sie mir das Knie zerschossen, meine Schlampe von Frau hat mich für zehn Jahre in den Bau geschickt, und als ich wieder draußen war, fing der Scheißkrebs an, mich aufzufressen. Und jetzt muss ich euch Quacksalber aushalten!«
    Nein, es gab Leute, die taten der Welt wirklich nicht gut. »Nur die Ruhe, Sir, Sie werden das Krankenhaus bald verlassen.«
    »Einen Scheiß werd ich! Ich hab doch die andern Quacksalber gehört. Ich komm hier nur in ’nem Leichensack raus!«
    Wohl wahr.
    Er zog die Schutzkappe von der Spritze. Das hier würde nicht wehtun, was ein Nachteil war, denn Qualen und Blut gefielen ihm.
    Hmm … kein Blut. Noch ein Nachteil. Aber es ginge schnell. Und die Ärzte und Schwestern würden hereingerannt kommen, so besorgt um diesen Patienten, dass sie nicht mal merkten, wie er aus dem Zimmer schlüpfte.
    Ein Mord konnte diesen missglückten Tag nur besser machen.
    Diesmal nicht für Erin, sondern nur für ihn.
    Wie lange war es her, seit er nur für sich getötet hatte!
    Er ging um das Bett herum. »Entspannen Sie sich, Mr. Pope, das hier wird nur ein paar Sekunden Ihrer Zeit in Anspruch nehmen.«
    Der alte Mann nickte grimmig. »Meinetwegen, und beeilen Sie sich gefälligst.«
    Sie erreichten Lillian kurz nach Mittag. Jude fuhr nicht als Erstes in ein Motel, was gut war, denn dort wäre sie wahrscheinlich über ihn hergefallen. Stattdessen brachte er sie direkt zur Polizei.
    Erin blickte unsicher auf die blitzenden Glastüren des Lillian PD. Das Gebäude war nicht mal halb so groß wie das Polizeipräsidium in Baton Rouge, ein klotziger, viereckiger Bau, umringt von Streifenwagen und Polizeimotorrädern.
    Dort drinnen hatte sie Stunden verbracht, Cops ausgefragt, mit Verdächtigen und überführten Tätern geredet.
    Entsprechend weckte die Rückkehr gemischte Gefühle in ihr.
    Erhobenen Hauptes stieg sie die Stufen hinauf.
    Jude war schräg hinter ihr. »Wir müssen rauskriegen, ob es nach deinem Wegzug noch mehr Übergriffe gegeben hat.«
    »Ich hatte nur wenigen Leuten erzählt, dass ich wegziehe«, sagte sie, als sie sich den Eingangstüren näherten. »Ich wollte nicht, dass es jeder weiß.«
    »Weil du den Leuten nicht getraut hast.«
    Sie traute niemandem. »Tue ich immer noch nicht.« Von der langen Fahrt war ihre Kleidung zerknautscht, und morgens hatte sie sich gar nicht erst mit Schminken aufgehalten, denn dazu war keine

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