Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
Vom Netzwerk:
was, Detective?«
    Nein, er kannte ihn eigentlich nicht besonders gut. Was ihm nur recht war. »Ich arbeite an einem Mord, Harper, und habe keine Zeit für Ihre Spielchen.«
    Harper reckte das Kinn. »Ich wollte den Mistkerl nicht laufen lassen, aber ich hatte keine andere Wahl«, sagte er kopfschüttelnd. »Was sollte ich denn tun, als die Ehefrau ihre Geschichte änderte? Es gab zu wenig Beweise, um ihn festzunageln.«
    »Ist Ihnen klar, dass er Sylvia wahrscheinlich umgebracht hat?«, fragte Ben zornig. »Er kam frei und ermordete sie.« Dieses Wissen verursachte ihm seither Bauchschmerzen und raubte ihm den Schlaf.
    Harpers Adamsapfel hüpfte. »I-ich weiß.« Ein Räuspern. Reue? Was? Bei Harper? »Was ich in dieser Welt tue, ist nicht einfach«, sagte Harper. »Das ist Gerechtigkeit nie.«
    Ben dachte an die schmutzigen Knochen. Und an die Jungen, die ohne ihre Mutter aufwachsen mussten – von dem erbärmlichen Mistkerl von Vater ganz zu schweigen. »Fahren Sie nach Hause. Hier gibt es nichts für Sie, und das ist nicht mehr Ihr Fall.«
    Harper blickte zum Haus. »Nein. Nein, ist es wohl nicht mehr.« Seine Schultern sackten nach unten, und er drehte sich um.
    Für einen kurzen Moment empfand Ben sogar fast einen Anflug von Mitgefühl. Fast.
    Doch das war schnell vorbei. Er machte auf dem Absatz kehrt. Zurück an die Arbeit. »Na gut, Leute, ich will, dass alles durchgekämmt, jeder Fitzel als Beweismittel gesichert wird. Wir haben eine Leiche, und wir werden diesen Killer finden.« Denn Ben ließ keine Monster frei herumlaufen. Nicht in seiner Stadt.
    Auch wenn das Opfer ein kaltblütiges Arschloch gewesen war, musste Ben Trents Mörder finden. Das war sein Job.
    Und den beherrschte er.
    »Was machst du hier?« Erin starrte ihre Mutter an und bemühte sich, keine Regung zu zeigen. Ihre Mutter!
    Ich gehe ihr nicht entgegen.
    Ich umarme sie nicht.
    Ich beiße sie nicht. Nein!
    »Ich wollte dich sehen.« Neutral, ohne Emotion. So war sie immer gewesen. Wieder zog sie eine Braue hoch. »Darf ich reinkommen oder muss ich die ganze Nacht hier draußen stehen?«
    Geh weg!
    »Komm rein«, knurrte Jude. »Aber beim ersten Anzeichen von Verwandlung fliegst du raus.«
    Sie rümpfte die Nase und trat über die Schwelle. »In Wolfsgestalt kann ich nicht mit meiner Tochter sprechen. Sie wandelt sich nicht.«
    »Ja, das weiß ich. Was für ein Riesenjammer, nicht?« Jude schloss die Tür hinter ihr – zu leise – und überkreuzte die Arme vor seiner Brust.
    Ihre Mutter, Theresa, blinzelte und sah hinüber zu Erin. »Du hast es ihm erzählt, und er ist immer noch bei dir?«
    Oh ja, ihre Mutter steckte voller Liebe und Herzlichkeit!
    Erin merkte, wie ihr Blut zu kochen begann. »Er ist noch hier.«
    »Jap, hier stehe ich und kann nicht anders«, murmelte Jude. »Und ich habe nicht vor, irgendwohin zu verschwinden.«
    Blitzschnell sprang ihre Mutter zurück und hielt ihm ihre Krallen an die Kehle. »Wag es ja nicht, sie zu verletzen! Nur weil sie schwach ist, darfst du nicht …«
    »Weg von ihm!« Es war weder geschrien noch gekreischt; vielmehr befahl Erin es vollkommen kühl, obwohl ein Feuer in ihr tobte und sie merkte, wie ihre Krallen sich durch die Fingerspitzen bohrten.
    Ihre Mutter drehte sich zu ihr. »Erin? Was hast du …«
    Jude stieß sie mit einer Hand von sich, so dass Theresa durch die Luft flog und auf dem Fußboden landete. Rasch erhob sie sich in die Hocke, fauchend und spuckend.
    Erin stellte sich vor Jude. »Lass ihn in Ruhe!«
    Das Gesicht ihrer Mutter erschlaffte.
    Allein sie anzusehen, tat weh. Erin rang nach Atem. »Ich weiß nicht, was du hier willst, und es ist mir auch egal.« Lüge, Lüge. »Aber du greifst Jude nicht an! Er hat nichts getan, außer mir zu helfen, und er verdient diesen Mist nicht.«
    Die gelben Augen verengten sich. »Bedeutet er dir was?«
    Die Stille hinter Erin war bedrückend. Ein Glück, dass Jude ihr Gesicht nicht sehen konnte. »Was ich für ihn empfinde, geht dich nichts an.«
    Aber ihre Mutter hatte schon zu viel erkannt. Das hatte sie immer.
    Nach einem kurzen Moment richtete Theresa sich vollständig auf, warf den Kopf in den Nacken und sagte: »Du bist zu einer harten Frau herangewachsen.«
    Aha? Hätte es sie vielleicht entspannt und locker machen sollen, dass sie von ihrer Mutter im Stich gelassen wurde? Ein Knurren stieg in Erins Brustkorb auf.
    Dann fühlte sie Judes Hände auf ihren Schultern.
    Sie erstarrte. Er sollte sie nicht berühren. Nein. Tu das nicht.

Weitere Kostenlose Bücher