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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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nein?«
    Er sagte nichts.
    »Ich rieche sie an dir, dich an ihr. So ist es bei Gefährten, als würden sie einander unter die Haut gehen.«
    Was er nicht leugnete, denn Erin ging ihm unter die Haut. Direkt ins Blut. »Dann verrate mir, wie es möglich ist, die Gefährtin zweier Gestaltwandler zu sein, von denen einer ein Wolf und der andere ein Tiger ist.« Das war unmöglich. Vollkommen ausgeschlossen.
    »Erin ist keine gewöhnliche Gestaltwandlerin. Vielleicht gelten die Regeln nicht für sie.« Ihre Zähne blitzten, als sie sagte: »Oder dieses Arschloch, das sie für sich beansprucht, liegt tödlich falsch.«
    Mit Betonung auf »tödlich«.
    »Ich möchte wieder bei ihr sein«, sagte Theresa. »Ich weiß, dass ich alles vermasselt habe, aber sie fehlt mir. Sie fehlt mir seit Jahren, und ich möchte sie wieder in meinem Leben haben.«
    »Bist du deshalb in Lillian? Jagst hier Leute? Weil du nach ihr suchst?« Das ergab überhaupt keinen Sinn.
    »Ja«, fauchte sie.
    Er sah sie einfach nur an.
    »Die Idioten hier zu jagen, war nichts als ein Bonus. Ich habe niemanden verletzt, mir lediglich ein bisschen Spaß gegönnt.«
    Klar. Die Art Spaß, die den Gnom verleitete, sich ein Gewehr zuzulegen. Jude nahm an, dass er ihr seine Wunde zu verdanken hatte. Noch eine Narbe.
    Dennoch wurde er neugierig. »Wäre ich bei Morts hinter Erin hergewesen, weil ich ein bisschen … Spaß mit ihr haben wollte, was hättest du dann gemacht?«
    »Dir die Kehle aufgerissen«, antwortete sie prompt.
    Gut zu wissen.
    »Ich weiß, dass ich kaputt bin«, sagte sie ungerührt. »Und mir ist klar, dass ich nicht die Mutter bin, die sie braucht. Aber ich brauche sie.« Sie griff in ihre Gesäßtasche und zog eine Visitenkarte hervor, die sie ihm reichte. »Wenn … falls sie je mit mir reden will, gib ihr diese Nummer, okay?«
    Ohne auf seine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging Richtung Parkplatz.
    Nach fünf Schritten blieb sie stehen. »Kriegst du den Mistkerl, der behauptet, dass sie seine Gefährtin ist?«
    »Verlass dich drauf.«
    Sie warf ihm ein Lächeln zu, das genauso aussah wie Erins. »Gut. Tu mir einen Gefallen, schlitz ihm die Kehle auf, für mich.«
    Dann sprang sie in einen der Wagen und fuhr weg.
    »Mach ich«, flüsterte er und blickte ihr nach. Dem Dreckskerl die Kehle aufzuschlitzen, hatte er sowieso geplant.
    Das erste Sonnenlicht brannte in ihren Augen. Dank ihrer Mutter und dem nicht so nebensächlichen Mord, war die letzte Nacht die Hölle gewesen. Erin verließ das Motelzimmer, ihren Taschengriff fest mit einer Hand umklammert. Nach Hause zurückzukehren war kein bisschen weniger hart gewesen, als sie erwartet hatte.
    Und gerade als sie dachte, ihr Leben könnte gar nicht noch verkorkster werden …
    »Erin!« Jude packte ihren Arm, damit sie stehen blieb. Sie blinzelte und bemühte sich, ihr Selbstmitleid beiseite zu drängen und sich auf ihn zu konzentrieren.
    »Besuch«, flüsterte Jude.
    Sie folgte seinem Blick und sah einen makellos polierten BMW auf den Parkplatz einbiegen. Für einen kurzen Moment war das Gesicht des Fahrers zu erkennen.
    Richter Harper. »Er muss wieder mal eine Besprechung haben«, murmelte sie. In einem Motel, was bei dem Richter wenig überraschend war. »Komm, verschwinden wir von hier.« Sie war mehr als bereit, aufzubrechen.
    Der BMW hielt mit quietschenden Reifen an. Harper stieß die Fahrertür auf, sprang aus dem Wagen und kam auf sie zugelaufen. »Jerome! Erin Jerome! Warten Sie!«
    Super. Erin atmete tief ein und spürte, wie Jude sich hinter ihr verspannte. Mit einem gekünstelten Lächeln fragte sie: »Kann ich etwas für Sie tun, Richter?«
    Er stolzierte auf sie zu, entschlossen und eingebildet wie eh und je. Dann stolperte er. Der Richter fing sich schnell und starrte Erin wütend an.
    Sie zog eine Braue hoch.
    »Ich muss Sie sprechen. Cartwright sagte, dass Sie abreisen.« Er legte eine dramatische Pause ein. »Ich war bei Katherine LaShauns Haus.«
    »Was?« Damit hatte sie nicht gerechnet.
    »Ich musste hinfahren, als ich von der Leiche hörte!« Seine Nasenflügel bebten. »Ich musste selbst nachsehen, was dort vor sich geht.«
    Ja, sie hätte es sich auch gern angesehen, aber sie durfte nicht.
    Harper blickte kurz zu Jude, dann wieder zu ihr. »Erin, können wir unter vier Augen reden?«
    »Nein«, antworteten Jude und Erin im Chor.
    Harper verkniff den Mund und fuhr sich mit zitternden Fingern durch das bereits zerzauste Haar. »Sie und Greer müssen verstehen,

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