Jäger der Macht: Roman (German Edition)
Danach müssen Sie sechs Monate untertauchen und sich auf das Anwerben neuer Männer konzentrieren. Wir werden Ihnen eine weitere Liste mit Zielpersonen erstellen, die Sie für uns besorgen müssen. Wenn Sie wieder aktiv werden, sollten wir darüber reden, ob wir die Extravaganz der Verschwinder noch benötigen oder nicht.«
» Diese Theatralik wird die Polizei davon abhalten, dass …«
» Das werden wir später besprechen. Wird Wax versuchen, sich heute Nacht einzumischen?«
» Darauf hoffe ich«, sagte Miles. » Wenn wir uns zu verstecken versuchen, wird er uns irgendwann aufstöbern. Aber dazu wird es nicht kommen. Er wird herausfinden, wo wir heute zuschlagen werden, und er wird versuchen, uns aufzuhalten.«
» Dann werden Sie ihn heute Nacht also töten«, sagte Schick und deutete auf die beiden Männer. » Die Frau, die ihr gestern hergebracht habt, wird hierbleiben. Benutzt sie notfalls als Köder. Wir wollen sie nicht fortschaffen, solange ihr dieser Kerl auf der Spur ist. Diese beiden Männer werden Ihnen dabei helfen, dass alles glatt verläuft.«
Miles biss die Zähne zusammen. » Ich brauche keine Hilfe …«
» Sie werden sie mitnehmen«, sagte Schick kalt. » Im Hinblick auf Waxillium haben Sie sich als unzuverlässig erwiesen. Deswegen wünsche ich keine Diskussion über diese Entscheidung.«
» In Ordnung.«
Schick trat näher an ihn heran, tippte Miles gegen den Brustkorb und sagte leise: » Der Kreis ist besorgt, Miles. Im Augenblick sind unsere finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt. Sie können den Zug ruhig ausrauben, aber geben Sie sich nicht mit Geiseln ab. Wir werden die Hälfte des Aluminiums, das Sie heute Nacht erbeuten, zur Finanzierung von Unternehmungen einsetzen, von denen Sie nichts wissen müssen. Den Rest können Sie für Ihre Waffen bekommen.«
» Haben diese beiden Männer jemals gegen Allomanten gekämpft?«
» Sie gehören zu unseren Besten«, sagte Schick. » Ich glaube, Sie werden mehr als zufrieden mit ihnen sein.«
Jeder von ihnen wusste, worum es hier ging. Ja, die Männer würden gegen Wax kämpfen, aber sie würden auch Miles im Auge behalten. Großartig. Noch mehr Einmischung.
» Ich werde die Stadt verlassen«, sagte Schick. » Wax kommt mir zu nahe. Wenn Sie diese Nacht überleben, schicken Sie jemanden zu mir, der mich auf dem Laufenden hält.« Die letzten Worte sprach er mit der Andeutung eines Lächelns aus.
Unerträglicher Bastard, dachte Miles, als Schick den Aufzug betrat, in dem vier Leibwächter auf ihn warteten. Er würde mit dem üblichen Zug wegfahren, und vermutlich würde er auch mit dem üblichen Zug zurückkehren. Wahrscheinlich wusste er nicht, dass sich Miles informiert hatte.
Schick ließ Miles mit den beiden Männern im dunklen Anzug allein. Er würde eine Verwendung für sie finden.
Er kehrte in den Hauptraum zurück; seine neuen Aufpasser folgten ihm. Die Verschwinder – die ungefähr dreißig Männer, die übrig geblieben waren – bereiteten sich auf die kommende Nacht vor. Die Maschine war über die Plattform, die sich wie ein großer Industrieaufzug bewegte, in den Raum gebracht worden – ein majestätisches elektrisches Wunderwerk.
Die Welt verändert sich, dachte Miles und stützte sich auf dem Geländer ab. Zuerst die Eisenbahn, und jetzt die Elektrizität. Wie lange wird es noch dauern, bis sich der Mensch in die Lüfte erhebt, was nach den Worten der Gründung doch möglich sein soll? Der Tag mochte kommen, an dem jeder Mensch die Freiheit hatte, die bisher nur den Münzwerfern vorbehalten war.
Miles hatte keine Angst vor Veränderungen. Sie waren eine Möglichkeit – eine Gelegenheit, etwas zu werden, was man bisher nicht war. Kein Augur machte sich Sorgen um Veränderungen.
Augur. Für gewöhnlich beachtete er diesen Teil seiner selbst nicht. Es war seine Ferrochemie, die ihn am Leben hielt – und gegenwärtig bemerkte er sogar sie kaum; er spürte lediglich die zusätzliche Energie in jedem Schritt, den er machte. Er bekam nie Kopfschmerzen, fühlte sich nie müde, hatte nie Muskelkater, zog sich keine Erkältung zu und empfand auch keinen Schmerz.
Aus einer Laune heraus packte er das Geländer fester, schwang sich darüber und sprang auf den Boden, der sich etwa zwanzig Fuß unter ihm befand. Einen kurzen Augenblick lang verspürte er dieses Gefühl der Freiheit. Dann traf er auf den Boden. Das eine Bein wollte brechen; er bemerkte ein leises Knacken. Aber der Knochen stabilisierte sich sofort, brach daher
Weitere Kostenlose Bücher