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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nicht ganz durch. Und die Risse, die sich auf der einen Seite bildeten, verschlossen sich auf der anderen wieder.
    Er stand auf, war unverletzt. Die schwarz gekleideten Wächter landeten neben ihm. Der eine hatte kurz vor dem Aufprall ein Stück Metall zu Boden geworfen und dadurch seinen Sturz verlangsamt. Ein Münzwerfer. Vielleicht war er doch nützlich. Der andere überraschte ihn, indem er ebenfalls sanft auftraf, vorher aber kein Metall hinuntergeworfen hatte. In der Decke steckten jedoch Metallträger. Dieser Mann war also ein Taumler; vermutlich hatte er an den Trägern gezogen und sich dadurch langsamer gemacht.
    Miles schritt durch den Raum und sah den Verschwindern beim Zusammenstellen ihrer Ausrüstung zu. Jedes Stück Aluminium, das ihnen geblieben war, hatte in Waffen und Munition Verwendung gefunden. Diesmal würden sie diese von Anfang an einsetzen. Beim Kampf auf der Hochzeitsgesellschaft hatte es einige Sekunden gedauert, bis die Männer ihre Waffen getauscht hatten. Jetzt aber wussten sie, was sie erwartete. Sie mochten inzwischen weniger sein, aber sie waren viel besser vorbereitet.
    Er nickte Klamp zu, der die Männer beaufsichtigte. Der Vernarbte nickte zurück. Er war loyal, hatte sich der Gruppe aber nicht zu einem bestimmten Zweck angeschlossen, sondern liebte die Erregung des Überfalls. Von ihnen allen zeigte nur Tarson – der liebe, brutale Tarson – so etwas wie wahre Loyalität.
    Klamp behauptete, er sei mit Leib und Seele bei der Sache, aber Miles wusste es besser. Klamp war nicht derjenige gewesen, der bei dem letzten Schlamassel den ersten Schuss abgegeben hatte. Trotz Miles’ Beteuerung, er wolle die Dinge ändern, hatte am Ende sein Jähzorn und nicht etwa sein Verstand die Herrschaft übernommen.
    Er hätte es besser machen müssen. Er hatte eine ruhige Hand und musste einen noch ruhigeren Geist haben. Er war von Trell erschaffen, vom Überlebenden inspiriert, und doch war er schwach. Oft stellte sich Miles selbst infrage. War das ein Anzeichen für einen Mangel an Hingabe? Er hatte in seinem Leben nie etwas getan, ohne es infrage zu stellen.
    Er drehte sich um und betrachtete den großen Raum. Diebe, Mörder und Angeber. Er holte tief Luft und verbrannte Gold.
    Es wurde als eines der geringsten allomantischen Metalle betrachtet und war viel weniger nützlich als seine Legierung, die wiederum viel weniger nützlich als eines der hauptsächlichen Kampfmetalle war. Ein Goldnebeling zu sein, war in den meisten Fällen kaum besser, als ein Aluminiumnebeling zu sein. Diese Kraft war so nutzlos, dass sie für jemanden sprichwörtlich geworden war, der einfach gar nichts tat.
    Aber Gold war nicht vollkommen unnütz. Als Miles es verbrannte, spaltete er sich auf. Diese Veränderung teilte sich zwar nur seinen eigenen Sinnen mit, aber einen Augenblick lang war er zwei Menschen – zwei Versionen seiner selbst. Die eine war der Mann, der er gewesen war: der wütende Gesetzeshüter, der jeden Tag verbitterter geworden war. Er trug einen weißen Staubmantel über seiner zerschlissenen Kleidung und eine gefärbte Brille zum Schutz gegen die grelle Sonne. Dunkles Haar, kurz, geölt und zurückgekämmt. Kein Hut. Hüte hatte er schon immer gehasst.
    Der andere Mann war der, zu dem er geworden war: In der Kleidung eines städtischen Arbeiters, mit geknöpftem Hemd und ausgefransten Hosenträgern. Er ging in gebückter Haltung. Wann hatte das begonnen?
    Er konnte durch beide Augenpaare sehen und die Gedanken beider Versionen denken. Er war zwei Menschen gleichzeitig, von denen der eine den anderen verabscheute. Der Gesetzeshüter war unduldsam, wütend und enttäuscht. Er hasste alles, was die strengen Regeln des Gesetzes brach, und bestrafte hart und ohne Gnade. Insbesondere hasste er diejenigen, die früher einmal dem Gesetz gefolgt waren, ihm inzwischen aber den Rücken zugekehrt hatten.
    Der Räuber – der Verschwinder – hasste es, dass andere über die Regeln bestimmten, die der Gesetzeshüter zu befolgen hatte. Es war nichts Heiliges am Gesetz. Es schien willkürlich und war von mächtigen Männern ersonnen, damit sie sich an der Macht halten konnten. Der Verbrecher wusste, dass dem Gesetzeshüter dies tief in seinem Inneren klar war. Er war so hart gegenüber den Verbrechern, weil er sich so ohnmächtig fühlte. Mit jedem Tag wurde das Leben für die guten und bemühten Menschen schlechter, und das Gesetz half ihnen kaum. Miles war wie ein Mann, der Moskitos verscheuchte, während er

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