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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie zitterte, als die vierte Salve seinen Körper traf und er unkontrolliert zuckte.
    » Betet ihn an«, sagte Miles mit brechender Stimme, während Blut aus seinem Mund spritzte. » Betet Trell an und wartet …«
    Die fünfte Salve durchfuhr ihn, und diesmal heilte keine der Wunden mehr. Miles sackte in seinen Fesseln zusammen, seine Augen starrten leblos auf den Boden vor sich.
    Die Polizisten wirkten äußerst verwirrt. Einer von ihnen rannte zu Miles hinüber und überprüfte seinen Puls. Marasi lief es kalt den Rücken herunter. Bis zum Ende schien Miles seinen Tod nicht akzeptiert zu haben.
    Aber jetzt war er tot. Ein Blutmacher wie er konnte sich immer wieder selbst heilen, aber wenn diese Kraft nachließ und die Wunden sich nicht mehr schlossen, starb er wie jeder andere auch. Um ganz sicherzugehen, hob der am nächsten stehende Polizist seinen Revolver und schoss Miles dreimal in die Schläfe. Das war so schrecklich, dass Marasi den Blick abwandte.
    Es war vollbracht. Miles Hundertleben war tot.
    Doch als sie wegsah, bemerkte sie eine Gestalt, die im Schatten unter ihr ebenfalls zuschaute und von den Polizisten nicht bemerkt worden zu sein schien. Der Mann wandte sich nun ab; seine schwarze Robe kräuselte sich, und er ging durch ein Tor auf die Gasse hinaus.
    » Es geht nicht nur um die Versicherungen«, sagte Waxillium und sah Edwarn in die Augen. » Du hast auch noch die Frauen entführt.«
    Darauf sagte Edwarn Ladrian nichts.
    » Ich werde dich aufhalten, Onkel«, sagte Waxillium leise. » Ich weiß nicht, was du mit diesen Frauen vorhast, aber ich werde einen Weg finden, dich an deinen Plänen zu hindern.«
    » Ach, bitte, Waxillium«, gab Edwarn zurück. » Deine Selbstgerechtigkeit war schon ermüdend, als du noch ein Kind warst. Dein Erbe allein sollte dich etwas Besseres lehren.«
    » Mein Erbe?«
    » Du stammst doch aus einer edlen Blutlinie«, sagte Ladrian, » die unmittelbar zum Ratgeber der Götter zurückzuverfolgen ist. Du bist ein Zwillingsgeborener und ein mächtiger Allomant. Ich habe deinen Tod mit großem Bedauern befohlen und es überhaupt nur unter dem Druck meiner Gefährten getan. Ich hatte vermutet und gehofft, dass du überlebst. Diese Welt braucht dich. Sie braucht uns.«
    » Jetzt klingst du wie Miles«, sagte Waxillium überrascht.
    » Nein«, meinte Ladrian. » Er hat wie ich geklungen.« Er steckte sich das Taschentuch in den Hemdkragen und begann mit seinem Mahl. » Aber du bist noch nicht bereit. Ich werde dafür sorgen, dass du die notwendigen Informationen erhältst. Jetzt darfst du dich erst einmal zurückziehen und über das nachdenken, was ich dir gesagt habe.«
    » Das glaube ich nicht«, bemerkte Waxillium und tastete in seinem Jackett nach einer Handfeuerwaffe.
    Ladrian hob den Blick und machte eine mitleidige Miene. Waxillium hörte, wie Abzugshähne gespannt wurden, und warf einen Blick zur Seite. Einige junge Männer in schwarzen Anzügen standen draußen auf dem Gang. Keiner trug Metall am Körper.
    » In diesem Zug fahren fast zwanzig Allomanten mit, Waxillium«, sagte Edwarn mit kalter Stimme. » Und du bist verwundet und kannst kaum gehen. Du hast nicht die Spur eines Beweises gegen mich. Bist du sicher, dass du diesen Kampf wirklich aufnehmen willst?«
    Waxillium zögerte. Dann knurrte er, streckte die leere Hand aus und fegte das Mahl seines Onkels vom Tisch. Geschirr und Speisen wurden über den Boden verstreut, als sich Waxillium wütend vorbeugte. » Eines Tages werde ich dich umbringen, Onkel.«
    Edwarn lehnte sich gelassen zurück. » Führt ihn zum Ende des Zuges und werft ihn hinaus. Ich wünsche dir einen guten Tag, Waxillium.«
    Waxillium versuchte, nach seinem Onkel zu greifen, aber die Männer drangen in das Abteil ein, packten ihn und zerrten ihn fort. Bei dieser Behandlung loderte der Schmerz in Flanke und Bein auf. In einer Hinsicht hatte Edwarn Recht. Dies war kein Tag für einen Kampf.
    Aber der Tag würde kommen.
    Waxillium ließ es zu, dass sie ihn den Gang entlangschleppten. Sie öffneten die Tür am Ende des Zuges und warfen ihn auf die Geleise, die unter ihm dahinschossen. Er fing sich mit Hilfe seiner Allomantie auf, wie sie zweifellos vermutet hatten, landete dann sanft und sah dem Zug nach.
    Marasi lief in die Gasse neben dem Gerichtsgebäude. Etwas wühlte in ihr – eine mächtige Neugier, die sie nicht beschreiben konnte. Sie musste herausfinden, wer diese Gestalt war.
    Sie erhaschte einen Blick auf den Saum einer schwarzen Robe,

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