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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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stand, die gewiss nicht sehr glücklich über die Lage waren.
    » Es tut mir leid, Hauptmann«, sagte Waxillium gelassen. » Alte Gewohnheiten sind stärker als Stahl. Ich hätte mich vielleicht zurückhalten sollen, aber hätten Sie sich an meiner Stelle anders verhalten? Hätten Sie tatenlos zugesehen, wie zwei Frauen entführt werden?«
    » Ich habe das Recht und die Verpflichtung zum Einschreiten – im Gegensatz zu Ihnen.«
    » Ich habe das moralische Recht und die moralische Verpflichtung, Hauptmann.«
    Brettin räusperte sich missbilligend, aber die ruhigen Worte besänftigten ihn offenbar doch ein wenig. Er warf einen Blick zur Seite, als ein Polizist in brauner Uniform und mit einem der kuppelartigen Hüte auf dem Kopf herbeikam und salutierte.
    » Was ist?«, fragte Brettin. » Was gibt es Neues, Reddi?«
    » Fünfundzwanzig Tote, Hauptmann«, sagte der Mann.
    Brettin ächzte. » Sehen Sie, was Sie angerichtet haben, Ladrian? Wenn Sie wie alle anderen den Kopf eingezogen hätten, dann würden diese armen Menschen noch leben. Rost und Ruin! Was für ein Schlamassel. Ich könnte Sie dafür hängen …«
    » Hauptmann«, unterbrach ihn Reddi. Er kam näher und sagte leise: » Verzeihen Sie, aber die Toten sind allesamt Banditen. Fünfundzwanzig von ihnen sind tot, und sechs wurden lebend gefangen.«
    » Oh. Und wie viele Zivilisten sind umgekommen?«
    » Nur einer, Hauptmann. Großherr Peterus. Er wurde erschossen, bevor Großherr Ladrian den Kampf eröffnet hat.« Reddi betrachtete Waxillium mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Respekt.
    Brettin warf Waxillium einen raschen Blick zu, packte seinen Leutnant am Arm und zog ihn zur Seite. Waxillium schloss die Augen und bekam ein wenig von dem Gespräch der beiden mit.
    » Du meinst … zwei Männer … allein gegen zweiunddreißig?«
    » Ja, Sir.«
    » … noch jemand verwundet …?«
    » Gebrochene Knochen … nicht allzu ernst … Prellungen und Schürfwunden … das Feuer eröffnet.«
    Es entstand ein Schweigen. Waxillium öffnete die Augen und stellte fest, dass ihn der Hauptmann anstarrte. Brettin entließ Reddi mit einer knappen Handbewegung und trat wieder vor Waxillium.
    » Also?«, fragte Waxillium.
    » Sie scheinen ein Glückspilz zu sein.«
    » Mein Freund und ich, wir haben ihre Aufmerksamkeit auf uns gelenkt«, sagte Waxillium. » Die meisten Gäste hatten schon den Kopf eingezogen, als die Schießerei angefangen hat.«
    » Aber mit Ihren allomantischen Mätzchen haben Sie etlichen Personen die Knochen gebrochen«, sagte der Hauptmann. » Bei einigen wird die Selbstachtung gelitten haben, und viele der Herren werden verärgert sein. Und sie kommen zu mir, wenn sie sich beschweren wollen.«
    Darauf sagte Waxillium nichts.
    Brettin hockte sich vor ihn und kam nahe an ihn heran. » Ich weiß, wer Sie sind«, sagte er leise. » Ich wusste, dass ich irgendwann diese Unterredung mit Ihnen haben würde. Lassen Sie mich eines klarstellen. Das hier ist meine Stadt, ich habe hier das Sagen.«
    » Ist das so?«, fragte Waxillium und fühlte sich sehr müde.
    » Ja, das ist so.«
    » Wo waren Sie denn, als die Banditen angefangen haben, den Leuten in den Kopf zu schießen?«
    Brettins Gesicht wurde rot, aber Waxillium hielt seinem Blick stand.
    » Von Ihnen lasse ich mir nicht drohen«, sagte Brettin.
    » Gut. Bis jetzt habe ich ja auch noch nichts Bedrohliches gesagt.«
    Brettin zischte leise und tippte Waxillium dann mit dem Finger gegen die Brust. » Halten Sie Ihre Zunge im Zaum. Ich hätte durchaus Lust, Sie für heute Nacht ins Gefängnis zu befördern.«
    » Tun Sie sich keinen Zwang an. Vielleicht haben Sie morgen früh die andere Hälfte Ihres Verstandes wiedergefunden, und wir können ein vernünftiges Gespräch führen.«
    Brettins Gesicht rötete sich noch mehr, doch er wusste genauso wie Waxillium, dass er es nicht wagen würde, den Großherrn eines Hauses ohne einen besonders guten Grund ins Gefängnis zu werfen. Schließlich gab Brettin nach, machte eine abwehrende Handbewegung gegenüber Waxillium und stapfte aus der Küche.
    Waxillium seufzte, stand auf und nahm seinen runden Hut von der Arbeitsplatte, auf der er ihn abgelegt hatte. Der Einträchtige möge uns vor kleingeistigen Menschen mit zu viel Macht beschützen. Er setzte den Hut auf und ging in den Ballsaal hinaus.
    Die meisten Gäste hatten ihn inzwischen verlassen; das Brautpaar war in Großherrn Yomens Wagen an einen Ort gebracht worden, wo es sich von dem Schock erholen konnte.

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