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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ich mir einen Hut von dir borgen, bis ich meinen zurückhabe. Brauchst du etwas Brot?«
    Waxillium schüttelte nur den Kopf und winkte nach seiner Kutsche, damit sie zum Haus Ladrian zurückfahren konnten.

Kapitel 7
    A m Morgen nach dem Angriff auf die Hochzeitsgesellschaft stand Marasi vor dem beeindruckenden Herrenhaus am Ladrianplatz 16 und hielt ihre Handtasche mit beiden Händen vor sich. Sie packte gern etwas mit festem Griff, wenn sie nervös war – eine schlechte Angewohnheit. Wie Professor Modicarm sagte: » Offensichtliche visuelle Hinweise auf die eigene Befindlichkeit muss jeder Anwender des Rechts eifrig vermeiden, damit er den Verbrechern nicht unbeabsichtigt Einblick in seinen emotionalen Zustand gewährt.«
    Das Denken an die Zitate ihrer Professoren war eine weitere Angewohnheit, wenn sie ihre Nervosität im Zaum halten wollte. Unschlüssig stand sie auf dem gepflasterten Bürgersteig. Würde Großherr Waxillium ihren Besuch für seltsam halten oder als Belästigung empfinden? Würde er sie als dummes Mädchen mit einem dummen Zeitvertreib betrachten, das närrischerweise glaubte, es könne einem erfahrenen Gesetzeshüter von Nutzen sein?
    Vermutlich sollte sie einfach zur Tür gehen und anklopfen. Aber hatte sie nicht das Recht, nervös zu sein, wenn sie einem Mann wie Waxillium Ladrian gegenübertrat? Einer lebenden Legende, einem ihrer persönlichen Helden?
    Ein junger Herr ging hinter ihr auf dem Bürgersteig entlang und führte einen Hund aus. Vor ihr tippte er sich an den Hut und warf dabei auch einen kurzen, misstrauischen Blick auf das Haus Ladrian.
    Das ehrwürdige Gebäude selbst schien eine solche Betrachtung nicht verdient zu haben; es war aus massivem, von Weinranken bedecktem Stein erbaut und hatte große Fenster sowie ein altes schmiedeeisernes Tor. Drei knorrige Apfelbäume breiteten ihre Äste über den vorderen Garten, und ein Gärtner war gerade damit beschäftigt, in aller Ruhe ein paar tote Zweige abzusägen. Das Stadtrecht, das durch den Obersten Nebelgeborenen persönlich erlassen worden war, sah vor, dass sogar Zierbäume Nahrung spenden mussten.
    Wie wäre es wohl, das Rauland zu besuchen, dachte sie, wo die Bäume zerzaust und klein sind? Das Rauland war bestimmt ein faszinierender Ort. Hier im Becken von Elantel wuchsen die Pflanzen üppig und brauchten nicht viel Pflege. Diese Fruchtbarkeit des Landes war eine letzte Gabe des Überlebenden gewesen.
    Hör doch mit dem Gehampel auf, sagte sie zu sich selbst. Sei jetzt stark. Beherrsche deine Umgebung. Das war etwas, das Professor Aramine erst in der letzten Woche gesagt hatte, und …
    Verdammt! Sie schritt durch das offene Tor nach vorn, die Treppe hoch und dann zur Tür. Dreimal betätigte sie den Klopfer.
    Ein Diener mit langem Gesicht öffnete ihr. Er betrachtete sie von oben bis unten mit teilnahmslosen Augen. » Herrin Colms.«
    » Ich hatte gehofft, mit Großherrn Ladrian sprechen zu können.«
    Der Diener hob eine Braue und zog die Tür endlich ganz auf. Zwar sagte er nichts, aber da sie mit solchen Dienern aufgewachsen war – mit Dienern, die nach dem Terris-Ideal ausgebildet worden waren –, konnte sie an seiner Haltung erkennen, was er dachte. Er war nicht der Meinung, dass sie Waxillium besuchen sollte – vor allem nicht allein.
    » Das Wohnzimmer ist im Augenblick frei, Herrin«, sagte der Diener und deutete mit steif ausgestrecktem Arm – die Handfläche zeigte nach oben – auf ein Seitenzimmer. Er ging auf die Treppe zu und bewegte sich dabei mit einer Art von … Unausweichlichkeit. Wie ein alter Baum, der sich im Wind beugte.
    Sie betrat das Zimmer und zwang sich, ihre Handtasche an der Seite zu halten. Das Haus Ladrian war in der klassischen Art eingerichtet. Die Teppiche wiesen komplizierte Muster in dunklen Schattierungen auf, und die reich verzierten Bilderrahmen waren golden angemalt. Seltsam, dass so viele Menschen Bilderrahmen bevorzugten, die die Kunst, die sich zwischen ihnen befand, zu übertreffen suchten.
    Stimmte es, dass weniger Gemälde an den Wänden hingen, als eigentlich dort sein sollten? Einige Stellen an den Wänden wirkten verdächtig leer. Sie betrachtete das Bild eines Kornfeldes und verschränkte dabei die Arme hinter dem Rücken.
    Gut. Sie bekämpfte ihre Nervosität. Es gab keinen Grund für sie. Ja, Marasi hatte einen Bericht nach dem anderen über Waxillium Ladrian gelesen. Und ja, die Geschichten über seine Tapferkeit waren zum Teil dafür verantwortlich, dass sie

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