Jäger der Nacht (German Edition)
wissen nicht genau, wie es funktioniert – wir hatten schon vergessen, dass es überhaupt existiert.“
Vaughn war noch niemals in seinem Leben so zufrieden gewesen. Es war, als habe der verlorene Sohn in ihm endlich nach Hause gefunden. Bisher war er gut ohne ihn zurechtgekommen, aber nun würde er einen nochmaligen Verlust nicht überleben. Faith war in ihm, im tiefsten Herzen seines menschlichen und tierischen Wesens, durch all seine Stärke geschützt. Sie sah das Band zwischen ihnen auf der geistigen Ebene, aber er sah die körperliche Ausformung, die reine Kraft.
Sie fuhr mit der Hand durch seine Haare und er schnurrte, wollte mehr. Sie tat ihm den Gefallen, verstand ihn auch ohne Worte. Das war Teil ihres Bandes, aber sie wollte es auch, wollte ihm gefallen. Und das gefiel ihm mehr als alles andere.
Und dennoch spürte er eine gewisse Traurigkeit in ihr, und er kannte den Grund dafür. „Du denkst an Marine.“
„Wir müssen ihn aufhalten.“
„Ich werde das Rudel zusammenrufen.“
„Das Rudel?“
„Du bist jetzt eine von uns. Sie wollen dir helfen.“
„Obwohl ich eine Mediale bin?“
„Du bist jetzt meine Mediale.“
Sie mochte seine besitzergreifende Art, aber es erinnerte sie auch an etwas. „Der Rat wird mich nicht kampflos gehen lassen.“
„Überlass das nur mir. Du überlegst dir, wie wir den Mörder fangen, und ich werde mir etwas ausdenken, um deine Sicherheit zu garantieren.“
„In Ordnung.“ Es war so einfach, Vaughn zu vertrauen. Er würde nie etwas versprechen, was er nicht halten konnte.
Faith war nicht sonderlich überrascht, dass sie für das Treffen mit Vaughns Rudelgefährten wieder zu der ihr nun schon vertrauten Holzhütte fuhren. Ihr Jaguar mochte es anscheinend nicht, wenn allzu viele Leute in seinem Revier waren. Sie stieg aus, straffte die Schultern und ging auf die Veranda zu. Diese Leute waren dem Mann wichtig, der mehr als alles andere in ihrem Leben zählte, und sie wollte nicht schwach vor ihnen wirken.
Doch auf der Veranda warteten nur Sascha, Lucas und ein Fremder im schwarzen Anzug.
„Das ist Judd Lauren“, sagte Sascha, die neben Lucas auf einem Stuhl saß.
Faith nickte, sie spürte, wie Vaughn neben ihr plötzlich aggressiv wurde. Lucas sah auch nicht besonders glücklich aus. Wirklich eigenartig war aber, dass der stumme Fremde auch sie innerlich in Habachtstellung brachte. Sie wusste nicht, warum. Nahm nur wahr, dass trotz seiner männlichen Schönheit eine tödliche Gefahr von ihm ausging. Aber das galt auch für die beiden Gestaltwandler.
Obwohl ihr bewusst war, dass sie sich unhöflich verhielt, konnte sie den Blick nicht von dem Mann abwenden, der an den Holzbohlen der Hütte lehnte. „Wir sind uns schon einmal begegnet.“
„Nein.“ Er blinzelte nicht und sein Gesichtsausdruck verriet keinerlei Bewegung.
Niemand hatte sich dermaßen unter Kontrolle. Nur ein Medialer. Aber sicher gehörte Judd nicht ihrer Rasse an. „Nein“, stimmte sie zu, „aber ich kenne Leute, die Ihnen ähnlich sind.“ Er löste in ihr dieselbe Urangst aus wie jene schwarz gekleideten Wachen, die sie zum Ratstreffen begleitet hatten.
Judd konnte wohl kaum dieser beinahe legendären Pfeilgarde angehören, aber sie fühlte sich äußerst unwohl in seiner Nähe. Und als wäre das nicht schon genug, kam in diesem Moment noch ein zweiter Mann um die Ecke, bei dem sie sofort in Verteidigungsstellung ging. Er lehnte sich neben den anderen an das Geländer und seine grünen Augen hatten den starren Blick eines Raubtiers, das seine Beute fixiert. Sie war heilfroh, dass Vaughn hinter ihr stand.
Lucas sah den Neuankömmling an. „Ich dachte, du würdest Tammy mitbringen, Clay.“
„Die Jungen, Rosen, Dornen“, kam die sehr knappe Antwort.
Alle bis auf Faith schienen das zu verstehen. Sascha schüttelte den Kopf, ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Geht es ihnen gut?“
Clay nickte.
Faith fühlte sich außen vor und lehnte sich gegen Vaughns sichere breite Brust. Sein Körper versteifte sich, aber er hörte nicht auf, über ihren Arm zu streichen. „Ihr wisst alle, warum wir hier sind.“
„Um den Mann zu finden, der Faiths Schwester ermordet hat“, sagte Sascha. „Aber ich dachte, es gäbe zu wenige Informationen.“
„Erzähl’s ihnen, Rotfuchs.“
„Zuerst habe ich nur sie gesehen, das potenzielle Opfer – sehr blasse Haut, weißblonde Haare, blaue Augen. Ungewöhnlich für eine Mediale, aber nicht genug, um sie zu
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