Jäger der Nacht (German Edition)
Verlangen war zu gerichtet, seine Vorlieben zu genau.
„Werden Sie sich ins Medialnet einklinken müssen, um das zu tun, was Faith vorgeschlagen hat?“, fragte Lucas. „Wird man die Spur zu Ihnen zurückverfolgen können?“
„Nein. Ich kann Telepathie verwenden, aber dazu braucht man ganz besondere Fähigkeiten. Sie werden daraus schließen, dass es einen unbekannten Abtrünnigen gibt, aber das wissen sie sowieso schon.“ Er erklärte nicht, was der Grund dafür war. „In jedem Fall werde ich erst seine Abwehr durchbrechen müssen.“
„Wird das Schwierigkeiten machen?“
„Nach dem, was Sascha mir über seine Wirkung auf Faith erzählt hat, muss er über ziemliche Kräfte verfügen, aber er wird mit dem Mord beschäftigt sein. Man wird verletzlich, wenn man starke Gefühle verspürt. Da ist er sicher keine Ausnahme.“ Er sah Faith an, unheimlich konzentriert und ohne auch nur einmal zu blinzeln. „Wenn Sie ihn im entscheidenden Moment ablenken, werde ich sicher durchkommen.“
Vaughn knurrte so leise, dass es Medialenohren nicht hören konnten, aber Faith spürte die Vibrationen in ihrem Körper. „Sie wird nicht einmal in die Nähe dieses Arschlochs gehen.“
„Vaughn, hör z u … “
„Keine Chance, zum Teufel noch mal, Rotfuchs. Vergiss es einfach.“
„Ich muss ihm nicht körperlich nahe kommen“, sagte sie. „Ich könnte ihn einfach nur telepathisch streifen. Er würde meine geistige Witterung erkennen.“
„Weil er irgendwie in der Lage ist, mit dir über die Visionen in Verbindung zu treten?“ Sascha erinnerte sich offensichtlich an ihre frühere Unterhaltung.
„Ja, ich sehe die Zukunft, aber durch seine Augen“, erklärte sie den anderen. „Als würden wir die Visionen gemeinsam erlebe n … “ Ihr Gesicht erstarrte. „Ein V-Medialer. Es muss jemand mit meinen Fähigkeiten sein.“ Die Schlussfolgerung traf sie wie ein Schlag.
„Vielleicht“, mischte sich Judd ein. „Aber ehe wir das weiter verfolgen, habe ich noch eine Frage: Sind Sie sicher, dass Sie ihn identifizieren können?“
„Ja. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie könnten einen Unschuldigen außer Gefecht setzen.“
„Ich bin ein Medialer. Sorge ist ein Gefühl der Gestaltwandler.“
Sie fragte sich, wen er davon überzeugen wollte, denn in Wahrheit war Judd längst kein Medialer mehr. Er war aus dem Medialnet verschwunden, wurde wahrscheinlich als Toter geführt. Nun lebte er in einer anderen Welt. „Ich werde es wissen. Ich habe sein Gesicht gesehen.“
Totenstille.
23
Judd fand den logischen Fehler im Bruchteil einer Sekunde. „Sie sagten doch, die Visionen kämen aus seiner Sicht.“
„Das tun sie auch.“
„Wie konntest du ihn dann sehen, Rotfuchs?“ Obwohl Vaughn nicht ärgerlich klang, wusste sie, dass er sich fragte, warum sie ihm das nicht eher erzählt hatte.
„Ich wollte es nicht sehen“, flüsterte sie so leise, dass es kaum zu hören war.
Er schlang einen Arm um ihre Schultern und sie wusste, dass er sie gehört hatte. „Du bist nicht allein.“
Dieses Versprechen schützte sie wie eine Rüstung, dennoch brauchte sie ihre ganze Beherrschung, damit ihre Stimme nicht brach, als sie das Schreckliche in Worte fasste. „Ich habe sein Spiegelbild gesehen.“ Im rubinroten Spiegel jenes über und über mit Blut befleckten Badezimmers ihrer letzten Vision.
„Dann steht außer Frage, dass Faith dabei sein muss“, sagte Judd.
„Vielleicht anwesend, aber sie wird nicht einmal den Kopf rausstrecken, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.“ Wie eine Stahlklammer hielt Vaughns Arm ihre Schultern fest, er tat ihr nicht weh, ließ aber auch keinerlei Bewegung zu.
„Vaughn.“ Sie sprach weiter leise, obwohl sie wusste, dass Clay und Lucas sie trotzdem hören konnten. „Ich denke, wir sollten einen Spaziergang machen.“
Er gab sie frei und nahm ihre Hand. „Wir brauchen nicht lange“, sagte er zu den anderen und schwieg dann, bis sie ein Stück in den Wald hineingegangen waren. „Ich werde nicht zulassen, dass du dich in Gefahr begibst!“
„Telepathie birgt kaum eine Gefahr.“
„Stimmt vielleicht, aber dieses Kaum würde bei dem Kerl schon reichen. Er ist anders – er konnte dich in deinen Visionen einsperren.“
„Kann sein“, stimmte sie zu. „Aber das ändert nichts.“
Er antwortete nicht, sie sah den Jaguar in seinen Augen.
Deshalb sprach sie das Tier an. „Du hast mich mal gefragt, ob ich mich schuldig fühle. Ich habe nein gesagt. Das war gelogen.“ Sie zwang
Weitere Kostenlose Bücher