Jäger der Nacht (German Edition)
identifizieren.“ Sie zwang sich, noch einmal die schrecklichen Visionen anzuschauen. „Dann sah ich meh r … “
„Weil er sie beobachtete?“, unterbrach Sascha sie.
„Zunächst plante er nur, ihr nachzustellen.“
Alle schwiegen, ließen die Information erst einmal wirken. Lucas meldete sich als Erster wieder zurück. „Wie weit ist er inzwischen?“
„Bei den letzten Vorbereitungen. Jetzt sehe ich ihr Blut in meinen Visionen.“ Vaughn legte seine Arme um sie, obwohl weder der Klang ihrer Stimme noch eine Bewegung etwas von ihren Gefühlen verraten hatte – mediale Gefühllosigkeit war ihr Schutz gegen diese Raubtiere, die noch nicht alle auf ihrer Seite standen. „Wir müssen ihn davon abhalten, sie zu entführen. Ich kenne Ort und Zeit.“
„Wieso?“ Das kam von dem dunkelhäutigen Mann namens Clay.
Sie musste sich zusammennehmen, um nicht noch näher an Vaughn heranzurücken. „Die letzten Bilder enthielten Anhaltspunkte für die Zeit, und die waren sehr deutlich.“
Da niemand etwas sagte, fuhr sie fort, holte sich Halt und Sicherheit aus dem muskulösen Körper hinter ihr, aus seiner Umarmung, dem stummen Zeichen seiner Loyalität. „Ein Kalender lag auf dem Tisch und eine Uhr stand daneben. Beide zeigten dasselbe Datum.“ Deutlichere Anhaltspunkte gab es nie.
Dann sprach sie aus, was sie Vaughn schon im Wagen enthüllt hatte: „Wir haben noch einen Tag.“ Viel zu wenig, um noch ruhig zu bleiben. „Wenn wir ihn nicht fassen, können wir sie sehr wahrscheinlich nicht retten. Er is t … “, sie suchte nach den richtigen Worten, „zum Bersten voll, voller Vorfreude, voller Begierde. Er quält seine Opfer nicht lange. Es erregt ihn mehr, seinem potenziellen Opfer nachzustellen, der Höhepunkt ist dann der Mord.“ So wie damals, als er Marine ermordete. Ihr Herz zog sich wieder zusammen in Schmerz und Trauer, Kummer und Leid.
„Der Ort?“, fragte Judd ohne jegliche Betonung.
„Sie sind ein Medialer.“ Plötzlich war sie völlig sicher. „Eigentlich sollte sich doch nur Sascha außerhalb des Netzes befinden.“
Er ignorierte ihre Bemerkung und die implizite Frage. „Der Ort?“
Sie würde Vaughn später fragen. „Die kleine Privatuniversität, die vor ein paar Jahren in Napa aufgemacht hat. Sie haben sich auf Weinanbau spezialisiert.“
„Die meisten Studenten und das Personal sind Menschen oder Gestaltwandler“, stellte Lucas fest. „Was hat eine Mediale dort zu suchen? Biologischer Anbau interessiert doch keinen von ihnen.“
„Ich glaube, sie gehört zu den Technikern. Haben Kellereien nicht sehr ausgefeilte Systeme, um die Temperatur und Kühlung zu überwachen?“
„Könnte sein.“ Vaughn legte die Hände auf ihre Hüften und sie verspürte kein Bedürfnis, sich gegen diese Geste der männlichen Inbesitznahme zu wehren. „Ist aber auch egal, solange sie zu diesem Zeitpunkt dort ist. Wir stellen ihn, bevor er in ihre Nähe kommt.“
„Warum sollen wir schon wieder für die Medialen die Kohlen aus dem Feuer holen?“, grollte Clays tiefe Stimme. „Faith ist nicht in Gefahr. Mörder und Opfer sind Mediale. Sollten wir das nicht dem Rat überlassen?“
„Clay!“ Sascha schien schockiert zu sein. „Es geht um das Leben einer Frau.“
„Ich sage ja nicht, dass wir das vergessen sollen, aber wir sollten das Handeln den Verantwortlichen überlassen.“
„Und wenn sie nichts tun?“, fragte Faith leise und sah in Clays hartes, gnadenloses Antlitz. Er war anders als Vaughn, auch wenn Vaughns Tier näher an der Oberfläche saß. In diesem Leoparden lauerte etwas Dunkles, haarscharf zwischen Gut und Böse.
Eine Vorahnung sagte ihr, dass Clay sich bald würde entscheiden müssen, welche Seite er wählte. „Wenn sie nun, genau wie die anderen, von denen ich im Medialnet gehört habe, einfach verschwindet? Könnten Sie dann nachts noch ruhig schlafen, mit reinem Gewissen?“ Noch hatte Clay die Grenze nicht überschritten, noch befand er sich auf der guten Seite. Noch.
Clay hob eine Augenbraue. „Dann holen wir uns den Kerl. Großartig. Und was ist mit dem nächsten und dem übernächsten?“
Faith antwortete instinktiv: „Wir können nicht alle zukünftigen Dinge sehen und wir können nicht alle Leben retten, aber dieses vielleicht. Über alles andere können wir später reden.“
„Wir haben aber noch ein größeres Problem.“ Lucas lehnte sich im Stuhl zurück und legte die Füße auf das Geländer. „Wenn weder Mörder noch Opfer Gestaltwandler sind,
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