Jäger der Nacht (German Edition)
akzeptiert werden wollte. „Solange Silentium existiert, können wir nur versuchen, diesen Schrei der Dunkelheit zu verhindern.“
„Die Mörder aufhalten.“ Vaughns Tier kratzte unruhig innen an seiner Haut.
„Genau.“
„Warum spricht er mit dir?“, fragte Sascha nach einer kurzen Pause.
„Vielleicht, weil ich mit ihm spreche und eine Mediale mit Gefühlen bin. Ich glaube, er braucht den Kontakt, muss wissen, dass es auch solche Medialen gibt.“
In Saschas Trauer mischte sich Hoffnung. „Glaubst du, ich könnte auch mit ihm reden?“
„Er bewundert dich.“ Faith spürte ein Lächeln auf ihren Lippen. „Ich könnte fast eifersüchtig werden.“
„Warum?“
„Was glaubst du, warum du im Medialnet unentdeckt geblieben bist, bis du alt genug warst, den Regenbogen zu verstecken?“
„Das kam erst, als ich ein Teenager war.“
„Nein, Sascha. Es war immer da. Die grundlegenden Fähigkeiten sind angeboren.“ Faith schüttelte den Kopf. „Er hat mir unzählige solcher Gehirne gezeigt, die noch von etwas anderem als von ihren eigenen Schilden geschützt werden.“
Der Ausdruck auf Saschas Gesicht war unbezahlbar. „Der Netkopf weiß, dass es uns gibt?“
Uns. Die E-Medialen. Faith hatte gerade erst begriffen, dass es diese Art von Medialen gab, denn man hatte versucht, sie aus dem Medialnet zu tilgen. Aber sie hatten überlebt. Weil es sie einfach geben musste, wie Faith jetzt erkannte. Sonst würden die Medialen aufhören, menschliche Wesen zu sein. Alle menschlichen Wesen hatten ein Gewissen. Wenn man ihnen das nahm, blieb nur noch etwas Furchtbares übrig.
„Ja, er kennt euch. Er hat euch jahrzehntelang beschützt, seitdem er erkannt hatte, was Silentium euch antut. Vielleicht hat er damals auch begonnen, selbstständig zu denken. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir es mit einem Wesen zu tun haben, dessen Zentrum aus unzähligen E-Medialen besteht. Solange diese existieren, wird dieser Netkopf niemals böse sein. Aber sein Zwilling ist das absolut Böse.“
„Vielleicht ist dieser Netkopf ja gut, aber er ist leider nicht der Einzige, der weiß, wo du bist“, brachte sie Clay wieder auf das Thema zurück.
Wieder wandten sie sich der Frage zu, wie man Faith vor dem Rat beschützen konnte. Jemand brachte eine Aufzeichnung ins Spiel – offensichtlich das Bekenntnis eines medialen Mörders.
Clay schüttelte den Kopf. „Wenn wir diesen Trumpf ausspielen, müssen wir uns auf einen Krieg gefasst machen.“
„Die Gründe, warum wir bislang damit nicht an die Öffentlichkeit gegangen sind, haben sich nicht geändert“, fügte Lucas hinzu. „Wir sollten es nur als allerletzte Möglichkeit in Betracht ziehen. Oder was meinst du, Vaughn?“
Vaughn knurrte zustimmend.
„Sie werden nicht aufhören, ihr nachzustellen.“ Dorian meldete sich das erste Mal zu Wort, in seiner Stimme lag so viel kalte Wut, dass Faith sich am liebsten versteckt hätte. „Sie sind Meister im Umbringen.“
„Wenn jemand es wagt, Hand an sie zu legen, werde ich ihm die Gedärme rausreißen.“ Aus Vaughns Worten sprach die ruhige Gewissheit, das gefährlichste Raubtier im Wald zu sein.
„Dann wäre das ja geklärt“, sagte Sascha. „Solange Faith ihren Verstand genug schützt, müssen sie erst in ihre unmittelbare Nähe kommen, um sie anzugreifen. Das Rudel wird dafür sorgen, dass es nicht so weit kommt.“
„Wie lange könnte ich auf diese Weise überleben?“ Faith schüttelte enttäuscht den Kopf, weil eine geheime Hoffnung sich in Luft auflöste. „Es muss doch einen Weg geben, sie davon abzuhalten, an mir ein Exempel zu statuieren.“
Vaughn legte seine Hand besitzergreifend auf ihren Nacken. „Sie werden dir nicht einmal ansatzweise nahe kommen, Rotfuchs.“
Sie glaubte ihm aufs Wort.
„Morgen haben wir auf dem Bauplatz eine Begehung mit Nikita“, sagte Lucas in die nachdenkliche Stille hinein. „Mal sehen, ob sie sich auf einen Handel einlassen – Faith ist viel zu wertvoll für sie, um irgendetwas Dummes zu tun, das sie das Leben kosten könnte.“
Kurze Zeit später war das Treffen beendet.
Auf dem Hinweg war Vaughn mit dem Wagen so nahe wie möglich an das Baumhaus herangefahren, hatte dann Faith auf den Rücken genommen und war mit ihr den Rest des Weges gelaufen. Jetzt brachte er sie auf dieselbe Art den Baum hinunter, doch als sie unten ankamen, bat sie ihn, sie wieder abzusetzen.
„Lass uns ein wenig gehen.“ Ihre Augen waren schwärzer als sonst.
„Zu Befehl,
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