Jäger der Nacht (German Edition)
Rotfuchs.“ Er nahm ihre Hand und führte sie auf einen versteckten Pfad.
„Wie konntest du das sehen?“, fragte sie ihn. „Ich hätte diesen Weg nie gefunden.“
Er zeigte ihr die Zeichen, die Krallenspuren an den Bäumen, die sorgfältige Anordnung einiger Steine, die wie zufällig herumlagen. „Es ist ein Code, so verständigen wir uns ohne Worte oder Telepathie. Wir können diese Zeichen als Katzen und als Menschen deuten.“
Ihre Finger strichen sanft über ein paar Krallenspuren. „Die Medialen wissen nicht einmal, dass eine solche Sprache existiert.“
„Meine Mediale weiß es jetzt.“
Sie folgte ihm tiefer in den Wald. „Lucas hatte recht: Der Rat wird mich lebendig haben wollen.“
„Denn tot bist du nichts mehr wert.“ Ein gewaltiger Zorn rumorte in seinen Eingeweiden. Sie war viel mehr als nur eine Geldmaschine. Sie war eine wunderschöne, geistreiche, mutige Frau mit Fähigkeiten, die die Zukunft ändern konnten.
„Ich wollte es den anderen nicht sagen, aber ich glaube nicht, dass Nikita einem Handel zustimmen wird. Wir können ihnen nichts anbieten. Wir haben keinen Beweis, dass der Mord an Marine geplant war.“
„Wie Lucas schon gesagt hat, bliebe als allerletzte Möglichkeit noch das Geständnis von Enrique.“ Er erzählte ihr von den Verbrechen des ehemaligen Ratsherrn und von seiner Bestrafung. Vaughn war dabei gewesen, hatte anstelle von Lucas Rache geübt, während das Alphatier das Leben seiner Frau rettete. „Er hat uns alles gestanden.“ Bevor sie ihn in tausend blutige Stücke gerissen hatten.
Mit bleichem Gesicht griff Faith mit der freien Hand nach seinem Arm. „Aber du hast doch zugestimmt, es nicht zu verwenden.“
„Das werden wir auch nicht. Es sei denn, uns bleibt keine andere Wahl.“
„Nein, Vaughn. Auf keinen Fall. Wenn ihr den Rat in die Enge treibt, wird er sich mit allem, was er hat, auf euch stürzen. Und sie werden zuerst die Verletzlichsten töten, die Kinder.“
„Du bist meine Frau.“ Und diese Loyalität stand über allem anderen, auch über seinem Schwur als Wächter.
„Deshalb bitte ich dich ja, diese Aufzeichnung nie für mich einzusetzen.“ Sie blieb stehen und sah ihm in die Augen. „Ich muss sicher sein, dass ich meiner neuen Familie nicht den Tod bringe. Ich muss sicher sein, dass ich wenigstens zu etwas gut bin.“
„Du bist durch und durch gut.“ Er schloss sie in die Arme. „Mach dir keine Sorgen. Wir können es mit ihnen aufnehmen – wir mussten uns ein paar Gegenmaßnahmen ausdenken, nachdem Sascha abtrünnig geworden war. Die Jungen sind sicher.“ Sie würden nie einer Gefahr ausgesetzt werden.
„Aber so viele Erwachsene würden in einem Kampf fallen.“
„Du gehörst zum Rudel.“ Das Rudel hielt zusammen. Er gab sein Leben für sie und sie für ihn.
„Ich will ihr Leben nicht auf dem Gewissen haben.“ Sie umarmte ihn fest. „Versprich mir, dass du diese Aufzeichnung nie in einem Kampf für mich einsetzen wirst. Selbst wenn es die allerletzte Möglichkeit wäre.“
„Und wenn nicht?“
25
„Dann werde ich mich dem Rat stellen.“ Ein störrischer Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. „Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit.“
Er wusste, dass sie stur genug war, ihre Entscheidung durchzuziehen. „Du lässt mir keine Wahl.“ Und das Tier war deswegen wütend auf sie. Aber es machte ihn noch wütender, dass ihm die Hände gebunden waren. Judd hatte sich den Mörder vorgenommen. Lucas und Sascha trafen sich mit Nikita. Nur er konnte anscheinend nichts dazu beitragen, die Person zu schützen, die er unbedingt schützen musste. „Steig auf!“ Er wollte nicht länger reden.
Faith widersprach nicht, ließ sich auf seinen Rücken heben und hielt sich fest, während er mit ihr durch den Wald raste, ein Tier auf zwei Beinen, ein Jaguar, der in einer Falle saß, aus der es keinen Ausweg gab. In dieser Nacht sah er nicht die Schönheit um ihn herum, fühlte weder Glück noch Heiterkeit. Er war auf alles und jeden sauer. Auf das Schicksal, die Mediale, die seine Frau wa r – und am meisten auf sich selbst.
Er ignorierte die sanften Wellen, die sie durch das Band schickte, verschmolz mit dem Wald und ließ das Tier die Führung übernehmen. Er blieb in menschlicher Gestalt, im Verstand und im Herzen war er Mensch, aber in der Seele ein Jaguar. Und die Katze wollte sich von menschlicher Dummheit nicht beeindrucken lassen, sie wartete einfach ab.
Vaughn hatte keine Ahnung, wie lange er in diesem
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