Jäger der Nacht (German Edition)
es natürlich keinen Grund dafür gegeben hatte, das Gegenteil anzunehmen.
„Sie wollte nicht gehen“, sagte Vaughn und hätte damit fast eine körperliche Reaktion hervorgerufen. „Aber wir konnten nicht zulassen, dass ihr Herz sie in Gefahr bringt.“
„Ihr Herz?“
„Sie ist eine E-Mediale.“
Faith blätterte im Geist ein paar Ordner durch. „So eine Bezeichnung existiert gar nicht.“
„Duschen Sie erst mal, und dann erzähle ich Ihnen noch mehr Dinge, die der Rat geheim hält. Es ist schon fast fünf. Möchten Sie Kaffee?“
„Sicher.“ Faith wusste um die Lücken in ihrem Wissen, der Geschmack von Kaffee gehörte dazu. Natürlich wusste sie, was es war. Wenn man so viel las wie sie, musste man darüber stolpern, aber sie hatte noch nie Kaffee getrunken.
Vaughn stand auf und sie folgte mit den Augen seinen muskulösen und kraftvollen männlichen Bewegungen. Seine Muskeln waren gut ausgebildet und seine Haut glänzte so gesund, dass ihr Verstan d … interessiert war, dachte sie verzweifelt, während sie im Kopf noch nach einem anderen Ausdruck suchte.
„Un d – Kontrolle beendet?“
Er sah sie mit seinen in der Dunkelheit glänzenden Augen an und sie entdeckte etwas in ihnen, das sie als Lachen identifizierte. Ihre Antwort kam für sie selbst völlig überraschend.„Sie wirken gesund, aber ich müsste Sie erst sezieren, um das genauer beurteilen zu können.“
Erstaunlicherweise verzog er die Lippen zu einem Lächeln. „Also können Sie doch spielen.“
Sie wollte widersprechen, aber er hatte sich schon umgedreht. „Warten Sie!“, entfuhr es ihr.
Er wandte sich wieder um. „Was ist?“
Jetzt konnte sie es nicht mehr sagen. Wenn die Dunkelheit nun wiederkäme, sobald er gegangen war? „Die Dusche – wo gibt es Handtücher?“
„Einen Moment.“ Er ging hinaus.
Als er wiederkam, ging ihr Atem schon schneller. Er blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. „Es riecht nach Angst, Rotfuchs.“
Sie stand vom Bett auf und griff nach dem Handtuch. Auf keinen Fall wollte sie sich eingestehen, dass sie sich in seiner Nähe sicher fühlte. „Das bilden Sie sich ein.“ Sie zog an dem Handtuch.
Er hielt es fest. „Ich bin eine Raubkatze. In solchen Dingen irre ich mich nie. Kommen Sie mit.“
Sie hätte widersprechen sollen, konnte sich aber nicht dazu überwinden und folgte ihm. Er machte kein Licht an, augenscheinlich konnte er gut im Dunkeln sehen. Sie aber nicht, deshalb nutzte sie ihre geistigen Kräfte, um das Küchenlicht einzuschalten, als sie den Raum betraten.
Er erstarrte. „Telekinese?“
„Ein bisschen.“ Eigentlich hatte sie fast gar keine Kräfte in diesem Bereich, aber sie hielt es nicht für klug, das zuzugeben.
„Gibt es noch andere ‚Bisschen‘, von denen ich wissen sollte?“ Er sah sie durchdringend an.
Sie zuckte mit den Schultern. „Was tun Sie da?“
„Ich stell den Kaffee an, bevor ich bei Ihnen Babysitter spiele.“ Er öffnete einen Kanister, der auf der Theke an der Wand stand.
Sie fühlte sich, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. „Geben Sie mir das Handtuch. Ich brauche keinen Babysitter.“
Er achtete gar nicht auf sie, sondern setzte den Kaffee auf. „Ich wollte dich nur ärgern, Rotfuchs. Brauchst dein Fell nicht aufzustellen.“ Er zeigte auf das Ende des Flurs. „Gehen Sie unter die Dusche. Ich werde draußen sitzen und auf Sie warten.“
Sie nahm das Handtuch. „Ich bin okay.“ Sie wusste nicht, warum sie die Unwahrheit sagte. Noch nie hatte sie gelogen – es hatte keinen Grund dafür gegeben. „Und ein Fell habe ich auch nicht.“ Aber aus irgendeinem eigenartigen Grund stellte sie sich jetzt vor, wie es wäre, über den schwarzgoldenen Pelz zu streichen, den sie gesehen hatte, als er ihr zum ersten Mal auflauerte.
„Wenn Sie mich lieb bitten, lass ich es vielleicht zu.“
Schon zum zweiten Mal hatte er ihre Gedanken gelesen. „Haben Sie telepathische Fähigkeiten?“
Er drängte sie in Richtung Dusche. „Nein, aber Sie sind eine verdammt schlechte Lügnerin. Man sieht alles in ihren Augen. Außerdem weiß ich es, wenn eine Frau mich streicheln möchte.“
„Ich wollte nicht Sie streicheln.“ Sie ging vor ihm den Flur entlang. „Ich habe nur an Ihr Fell gedacht.“
Sie spürte die Hitze in ihrem Rücken und hörte ein raues Flüstern direkt an ihrem Ohr. „Wenn ich Sie streicheln darf, lass ich mich auch streicheln – Ihre Haut gefällt mir.“
Faith hatte keine Ahnung, wie Sie damit umgehen sollte. Also
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