Jäger der Nacht (German Edition)
Augen und schimmernde Haut. Sie fragte sich, wie ein so schöner Mann in einer Welt wie der ihren existieren konnte. „Aber ich kann mich wieder verwandeln, wenn Sie möchten.“
Das war eine Herausforderung. „Bitte sehr.“ Er sollte bloß nicht denken, dass er mit allem durchkam.
„Sind Sie sicher, dass Sie einen Jaguar im Schlafzimmer haben wollen?“
„Das habe ich doch schon.“ Irgendetwas in ihr wollte die Verwandlung sehen; der Teil, der auch die Schönheit Vaughns bemerkt hatte, obwohl Faith gar nicht die Fähigkeit haben sollte, männliche Schönheit zu erkennen.
„Beweg dich nicht, Rotfuchs.“
Die Welt um sie herum verschwand in einem glitzernden Regenbogen, ein so unerwarteter Anblick, dass sie erstarrte. Sie hatte gedacht, die Verwandlung sei schmerzhaft, und nicht erwartet, dass er es wirklich tun würde. Was sie sah, sah nicht nach Schmerzen aus, es erfüllte sie nur mit ehrfürchtigem Staunen.
Nur einen Herzschlag später war der Glanz verschwunden, und sie lag neben einem Jaguar, der sehr scharfe Zähne hatte und die gleichen Augen wie der Mann, der kurz zuvor dort gelegen hatte. Faith schluckte. Sie war eine Mediale – sie spürte keine Furcht. Aber es war nur vernünftig, vor jemand so Gefährlichem auf der Hut zu sein.
Der Jaguar öffnete das Maul und knurrte fast lautlos.
„War das eine Frage?“, tastete sie sich vor. „Ich verstehe die Jaguarsprache nämlich nicht.“ Wo war das schon wieder hergekommen? Eine völlig idiotische Bemerkung – natürlich verstand sie die Jaguarsprache nicht.
Der Jaguar senkte den Kopf und rieb die Schnauze an ihrem Hals. Ihr sprang das Herz beinahe aus dem Brustkorb. „Ich kann das ertragen“, flüsterte sie und zwang sich, eine Hand auf den Kopf des Jaguars zu legen und in sein Nackenfell zu greifen. Sie zog daran. Er bewegte sich nicht. Sie zog stärker. Sein Knurren vibrierte in ihren Knochen.
„Hören Sie auf damit, Vaughn.“
Ohne Ankündigung verschwand das unglaublich weiche Fell aus ihrer Hand, wurde zu einem glitzernden Regenbogen und schließlich zu einem nackten Mann, der sich über sie beugte. In ihrer Hand lagen nun Strähnen der bernsteinfarbenen Haare. „Den Mann wollten Sie nicht anfassen, aber die Katze schon?“
„Ich habe nur versucht, sie wegzuziehen.“ Sie ließ seine Haare nicht los, konnte es einfach nicht. Überall war sein Geruch, seine goldene Haut so nah, sie hätte sie berühren können, sein Lächeln das einer Katze.
„Wo willst du mich denn hinhaben, mein kleiner Liebling?“
Sie wusste, er hatte sie absichtlich klein genannt. „Weg von mir.“
„Sind Sie sicher?“ Sein Lächeln wurde unverschämt. „Sie könnten dann mehr sehen, als Ihnen lieb ist.“
„Ich weiß, dass dieses Verhalten auch unter Leoparden nicht toleriert werden würde.“ Im Grunde wusste sie nichts dergleichen. Es kam ihr nur wahrscheinlich vor. „Wie würde es Ihnen gefallen, wenn ein fremder Mann auf diese Weise in das Schlafzimmer Ihrer Schwester eindringen würde?“
Auf einen Schlag war das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Er wurde so starr, als wäre er aus Stein. Hatte sie es gerade noch reizvoll gefunden, ihren Intellekt mit dem seinen zu messen, schwieg sie abrupt, wohl spürend, dass sie auf etwas sehr Gefährliches gestoßen war.
„Lassen Sie meine Haare los, Faith. Und schließen Sie für einen Moment die Augen. Wenn Sie sie wieder aufschlagen, werde ich fort sein.“
Gerade hatte sie versucht, ihn zum Gehen zu bewegen; jetzt wollte er gehen, aber sie wollte, dass er blieb. Zum ersten Mal war sie mit jemandem zusammen, der sie sehen wollte. Nur sie. Nicht Faith NightStar, die V-Mediale, sondern Faith, die Frau, die sie unabhängig von ihren Fähigkeiten war.
„Entschuldigung“, sagte sie zögernd. Sie wusste nicht, wie sich Gestaltwandler untereinander verhielten, aber sie wusste, dass sie ihn verletzt hatte. In ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, Gefühle zu erkennen, damit sie diese unterdrücken konnte. Daher wusste sie es. Es hatte mit dieser eigenartigen Empfindung in der Nähe ihres Herzens zu tun. „Es tut mir leid, wenn ich Sie verletzt habe. Ich wollte nu r … spielen.“
Das letzte Wort traf Vaughn völlig unerwartet. Ohne sein Zutun entspannte er sich. „Kleine Meinungsänderung, Rotfuchs?“
„Ich weiß nicht genau.“ Ihr fiel auf, dass ihre Hand immer noch in seinem Haar war, und sie begann es zu streicheln. „Jemanden wie Sie habe ich noch nie erlebt. Die Regeln sagen nichts
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