Jäger der Nacht (German Edition)
in ihrem Kopf. Er wird nicht aufhören, wenn du es willst. Er war kein Medialer, würde ihr nicht immer gehorchen, war niemand, der Befehlen folgte, wenn er nicht wollte. Und dennoch wollte sie sich nicht fernhalte n – was brauchte sie noch an Beweisen für den nahenden Verfall ihres Verstandes?
Vaughns Versteck lag östlich von Lucas’ Baumhaus tief in den Wäldern. Er tapste die Steinstufen hoch, an deren Ende der richtige Eingang lag. In das Zuhause des Jaguars gelangte man nur durch ein labyrinthartiges Höhlensystem, das der Verteidigung diente. Der Wohnbereich lag genau in der Mitte und war durch geschickt genutzte natürliche Öffnungen und einfache Spiegel am Tage hell erleuchtet.
Von oben sah das Versteck nur wie ein Hügel aus, den der Wald beinahe überwucherte. Bis zum heutigen Tag war niemand darüber gestolpert, weder zufällig noch absichtlich. Nur seine engsten Freunde wussten, wo er wohnte und wie sie die Fallen in den äußeren Höhlen umgehen konnten. Wenn man das nicht wusst e … nun ja, Jaguare waren nicht gerade für ihre Freundlichkeit bekannt.
Drinnen tapste er ins Schlafzimmer und nahm wieder menschliche Gestalt an. Er streckte seinen nackten Körper und ging dann unter die Dusche, die wie ein Wasserfall aus einer Steinmauer sprudelte. Stunden hatte er damit verbracht, diese Täuschung herzustellen, denn sein Tier fühle sich nur in einer Umgebung wohl, die nicht allzu menschlich, nicht allzu zivilisiert war.
Aber beide, Mann und Jaguar, liebten lustvolle Empfindungen und Wasser. Daher hatte sein Zuhause einen Wasserfall und teure Teppiche, die er über die Jahre angeschafft hatte, auf denen weder Pfoten noch Füße zu hören waren. An den Wänden hingen handgeknüpfte Gobelins, schöner als in manchen Museen. Und sie waren nicht nur schön anzusehen, sondern hielten auch im Winter die Wärme – wenn Biogeneratoren das Wasser in den Röhren erhitzten, die durch sein Haus liefen. Diese Art Wärme erwies sich als besonders nützlich, wenn er nachts mit kalten Meißeln an hartem Stein arbeitete.
Die Sessel waren bequem, das Bett groß genug, um sich darin auszustrecken und sich mit einer Geliebten zu vergnügen, selbst wenn es sehr wild zuging. Noch nie hatte er eine Frau hierhergebracht, doch heute stellte er sich dunkelrote Haare auf den Kissen vor, cremeweiße Schenkel auf den dicken Decken. Faith würde wie ein exotischer Edelstein auf feinstem schwarzem Samt aussehen.
Ein Knurren stieg in seiner Kehle auf, als die Erregung ihn packte und schüttelte. Er hätte diesen Schmerz selbst lindern können, aber das wollte er nicht. Er wollte diese Mediale, die er immer noch auf seiner Haut roch. Der Mann riet zur Vorsicht, wollte abwarten, bis er sicher war, dass sie nicht mit seinem Verstand spielte, kein Maulwurf des Rats war, der die DarkRiver-Leoparden von innen schwächen sollte, doch die Katze folgte ihren Instinkten und die sagten ihm, dass er Faith nehmen sollte.
Bei vielen Gestaltwandlern hätte wahrscheinlich die menschliche Hälfte den Sieg davongetragen. Aber Vaughns tierische Hälfte war stärker ausgeprägt als bei anderen. Als er unter dem Wasserfall hervorkam, atmete er tief durch. Er hätte die Erde und den Wald riechen sollen, aber die Luft roch verführerisch nach Feuer und Frau.
Wie weiter vorgehen?, dachte er und strich sich die Haare aus den Augen. Seit ihrem ersten Treffen waren sie schon sehr weit gekommen. Faith konnte inzwischen kleine Berührungen ertragen, war bei seinen flüchtigen Küssen nicht ohnmächtig geworden und hatte wie jede andere Frau auf seinen nackten Körper reagiert. Er lächelte. Faith war nicht kalt, ganz egal, wie sehr sie versuchte, das zu beweisen.
Trotzdem konnte er die Tatsache nicht verleugnen, dass sie noch weit davon entfernt war, jene Berührungen zuzulassen, nach der sich die Katze sehnte. Sie von Kopf bis Fuß ablecken und dabei an den weichen weiblichen Orten verweilen, die ihn wie eine Droge anzogen. Doch in dem Moment, wo er mehr von ihr verlangte, als ihr Geist ertragen konnte, konnte er sie verlieren. Und das durfte auf keinen Fall geschehen. Was sollte er also tun?
„Schritt für Schritt“, murmelte er leise, den Körper erwartungsvoll gespannt. Faith NightStar würde gejagt werden. Er würde ihr auf keinen Fall wehtun, aber auf jeden Fall die Mauern niederreißen, die zwischen ihnen standen. Und wenn er damit fertig war, würde Faith unweigerlich ihrem körperlichen Verlangen nachgeben, die Frau in ihr würde nach ihm
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