Jäger der Nacht (German Edition)
sollte, drohten über ihr zusammenzuschlagen. Der Mörder lachte nur über ihre Hilflosigkeit. Er packte sie mit den Zähnen im Nacken, schüttelte sie hin und her.
Er wollte nicht nur, dass sie zusah, sondern auch, dass sie seine kranken Begierden verstand. Es machte ihn wütend, dass sie das nicht tat, dass sie es einfach nicht konnte.
Von so viel schrecklicher, mörderischer Wut umgeben, tat Faith das einzig Mögliche, um sich zu schützen. Sie streifte alle Konvention, allen Intellekt ab und zog sich ganz tief nach innen zurück, rollte sich wie ein Embryo zusammen.
Doch die Dunkelheit schlug immer noch auf sie ein. Ihn belustigte ihre Unfähigkeit, mit ihm umzugehen, er spielte mit ihr Katz und Maus. Er wollte sie nicht umbringen. Nein, er wollte nur so lange mit seiner Kraft protzen, bis sie aufgab, bis er ihrem Geist Gewalt antun konnte. Dann könnte er ihr endlich auf einer endlosen Spule des Schreckens alle seine Begierden, alle seine geplanten Untaten zeigen.
In der tiefsten Tiefe ihres Herzens, in ihrer Seele wusste Faith nicht, dass sie eigentlich keine Angst empfinden sollte, und sie begann sich zu wehre n – und konnte doch nicht ausbrechen.
Leise landete Vaughn auf dem weichen Teppich in Faiths Schlafzimmer. Seine Füße waren nackt, aber seine Beine waren bedeckt – er hatte sich unterwegs eine Jeans gegriffen, wollte Faith nicht mehr schockieren als nötig. Aber natürlich freute er sich schon auf den überraschten Ausdruck in ihrem Gesicht, wenn sie ihn hier bereits die zweite Nacht sehen würde.
Doch als er sich ihrem Bett näherte, blitzte ein rotes Warnlicht in seinen Sinnen auf. Ihr Laken lag zerwühlt auf dem Boden; Faith hatte sich zu einem harten, kleinen Ball auf dem Bett zusammengerollt, atmete nur schwach und seine scharfen Katzenohren hörten, dass ihr Herz nur noch sehr langsam schlug. Der beißende Geruch von etwas, das nicht hier sein sollte, das nicht hierher gehörte, hing in der Luft. Als er seine Augen im Halbdunkel zusammenkniff, sah er etwas ungeheuer Schwarzes um Faith herum, genau wie in der Hütte.
Vaughn war überzeugt davon, dass die Dunkelheit Faith noch stärker festhalten würde, wenn sie merkte, dass er eingriff, also schlich er geräuschlos zum Bett. Dann bewegte er sich blitzschnell. Er nahm Faith in die Arme, drückte sie an sich, wehrte mit seinem Körper die Dunkelheit ab. Der Verstand sagte ihm, es werde nicht helfen, denn Faith wurde auf der geistigen Ebene angegriffe n – aber der Instinkt sagte etwas anderes. Und der Instinkt sollte wieder einmal recht behalten.
Vaughn spürte, wie das reine Böse kalt und leer über ihn hinwegstrich, als er die Dunkelheit mit seinem Körper zerteilte. Sie konnte sich an ihm nicht festkrallen, denn er war zu anders, zu sehr Tier. Er ließ ein Knurren in seiner Kehle aufsteigen und fuhr seine Krallen aus, nachdem er Faith in seine sicheren Arme gezogen hatte. Nun lag sie geschützt wie in einem menschlichen Käfig, und das Schwarze verschwand, da es sich nicht mehr an ihr festsaugen konnte.
Vaughn wartete, bis der giftige Brodem sich verzogen hatte, und richtete dann den Blick wieder auf Faith. Er zog die Krallen zurück und strich ihr mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht. Ihre Haut war kalt, viel zu kalt. Und ihr Herz schlug immer langsamer, während sie weiter mit aller Kraft kämpfte, ohne zu wissen, dass sie längst in Sicherheit war. Er sollte sie mit Gewalt da herausziehen! Stattdessen legte er eine Hand in ihren Nacken und küsste sie. Nur Berührung konnte Faith tief genug erreichen, zu ihrer Seele vordringen.
Aus menschlicher Sicht hatte sein animalischer Kuss etwas Erschreckendes, aber Vaughn war nicht nur Mensch. Und erschrecken ließ er sich erst recht nicht.
Wie zischende Glut legte es sich auf ihre Haut, und obwohl es nicht unangenehm war, hatte es doch etwas Bedrängendes. Selbst wenn es eine Täuschung war, konnte sie den nun auflodernden Schmerz in den wiedererwachenden Nerven nicht ignorieren und lockerte ihre zusammengerollte Haltung. In hohem Bogen floss Energie in ihren Geist, silbrig hell, leidenschaftlich und nicht aufzuhalten, ein stürmischer Blitz, in dem der Rest der bösartigen Dunkelheit verbrannte.
Sengend heiß floss das Blut durch ihre Adern. Tausend Funken erglühten um sie. Geschützt, aber doch nicht abgetrennt stand sie in einem Meer von Flammen, die sie streicheln, berühren, liebkosen wollten.
Unfähig, diesem Ansturm und verzehrenden Brand zu widerstehen, zwang sie sich,
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