Jäger der Nacht (German Edition)
mit seiner Zunge erkundete, seine Finger in ihren Pobacken vergrub und sie festhielt, während er in sie eindrang.
Als er sie berührte, spürte er einen elektrischen Schlag an den Fingerspitzen. „Miststück!“ Er sprang mit einem Knurren zur Seite. „Das hat wehgetan.“ Aber der scharfe Blitz war schon wieder aus seinen Fingerspitzen verschwunden.
„Du solltest beim nächsten Mal auf mich hören.“ Faith glitt ohne Zögern auf den Sitz und schloss die Tür.
Sollte er ihr sagen, dass ihn das nicht etwa abschreckte, sondern im Gegenteil noch mehr anzog? Jaguare mochten starke Frauen. Er lächelte, strich mit den Fingern über seine Jeans und stieg auf der Fahrerseite in den Wagen ein.
Faith sagte erst wieder etwas, nachdem er den Wagen angelassen hatte. „Habe ich dir wirklich wehgetan? Ich habe diese Fähigkeit noch nie an einem Lebewesen ausprobiert.“
Seine gefühllose Mediale spürte also einen Anflug von Reue. „Geschieht mir ja recht.“ Er fuhr mit einem Finger über ihre Wange. „Ich werde nicht damit aufhören, aber ich werde mich ein wenig mehr in Acht nehmen.“
„Ich hätte dich doch stärker schocken sollen.“ Sie verschränkte die Arme über der Brust.
Er fuhr los. „Sascha hat nie so eine Fähigkeit erwähnt. Ist das eine weitere Form deiner Eigenheiten?“
„Warum sollte ich dir das erzählen? Du verrätst mir ja auch keine Geheimnisse.“
„Noch bist du mit dem Medialnet verbunden.“ Das war eine Tatsache. „Alles, was ich dir erzähle, könnte dahin durchdringen und du würdest es nicht einmal bemerken.“
„Da hast du recht.“ Ihre Stimme war sehr leise geworden. „Ich stehe unter ständiger Überwachung und gester n … “
„Gestern? Was war gestern?“
Er konnte fast hören, wie ihr Mund zuklappte. „Ich bin nicht deine Spionin, Vaughn. Such dir jemand anderen, wenn du eine Marionette brauchst.“ Aus dieser Bemerkung sprach keinerlei Gefühl, mit dem er sie hätte entschuldigen können. Gegen seinen Willen fühlte er sich daran erinnert, dass diese Frau eine Kardinalmediale war. Zum Feind gehörte.
„Du bist doch zu uns gekommen“, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du bist gekommen, weil du niemandem in deiner so geschätzten Welt trauen konntest – sie hätten deine schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit gewaschen. Die DarkRiver-Leoparden sind kein Wohlfahrtsunternehmen für verlorene Mediale.“ Er raste die Straße entlang, ihre Worte waren ihm gegen den Strich gegangen, seine Nackenhaare hatten sich aufgestellt. „Es ist nur selbstverständlich, wenn wir dich im Gegenzug um einen Gefallen bitten. Das verstehst du doch?“
Kaum waren die Worte heraus, wurde ihm klar, dass er seine Wut hätte zügeln sollen. Er verlor selten die Fassung, aber dann meist auf äußerst brutale Weise. Für Faith musste es noch schmerzhafter sein, da sie die Verletzung unter dem löchrigen Panzer von Silentium verbergen musste. Aber er konnte es spüren, es traf ihn bis ins Herz. „Tut mir leid, Rotfuchs. Das wollte ich nicht.“
„Warum sollte es dir leidtun? Du hast doch nur die Wahrheit gesagt.“ Ihre Stimme war so kalt, dass die Luft zwischen ihnen zu Eiszapfen zu gefrieren schien.
Vaughn entspannte sich etwas. Es machte ihm nichts aus, wenn Faith wütend war – er konnte bloß die gefühllose Maske nicht ertragen. „Ja, aber das war nicht der Grund, warum ich es gesagt habe.“
„Das verstehe ich nicht.“ Keinerlei Anzeichen von Neugier, nur diese Medialenruhe.
„Ich habe es gesagt, weil ich mich angegriffen fühlte.“ Er bog in einen mit Blättern bedeckten Weg ein und warf dieser bewegungslos neben ihm sitzenden Gestalt einen Blick zu. „Natürlich stehen wir nicht über diesen Dingen – es wäre dumm, wenn wir nicht so viel wie möglich herauskriegen wollten, solange du noch im Medialnet bist –, aber wir tun das nicht hinter deinem Rücken, diesen Vorwurf kannst du uns nicht machen.“
Faith wusste keine Antwort darauf. Vierundzwanzig Jahre lang hatte sie in einer Welt verbracht, in der ganz andere Prinzipien galten. Nie wurde etwas direkt und ohne Hintergedanken ausgesprochen. Shoshanna Scotts Besuch hatte das wieder einmal bewiesen – die Ratsfrau hatte sich in Anspielungen und Andeutungen ergangen, war nie wirklich mit dem herausgerückt, was sie von Faith wollte, obwohl diese es ziemlich genau ahnte. Nur den Grund hatte sie immer noch nicht verstanden.
Fast war sie versucht, mit Vaughn darüber zu sprechen, aber das
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