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Jäger der Nacht (German Edition)

Jäger der Nacht (German Edition)

Titel: Jäger der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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konnte ihrem Vater offen ins Gesicht lügen und „aus besagten Gründen“ noch mehr Privatsphäre verlangen. Und genau das tat sie, sobald sie im Haus angelangt war.
    „Hat man Kontakt zu dir aufgenommen?“, fragte Anthony.
    „In gewissem Sinne, ja“, antwortete sie ausweichend, und mit einem Mal erkannte sie, dass ihre anfängliche Lüge mehr als das gewesen war. „Ich denke nicht, dass wir dieses Thema über die allgemeinen Kommunikationskanäle besprechen sollten.“
    „Sicher nicht. Wir sollten uns treffen.“
    Das war allerdings das Letzte, was sie wollte. „Noch nicht, Vater. Wenn wir in diesem Stadium Verdacht erregen, könnte das von Nachteil sein.“ Auf jeden Fall für ihre Gesundheit. Sie hatte gehört, was Bewerber alles taten, um ihre Konkurrenten loszuwerden.
    Anthony nickte. „Halt mich auf dem Laufenden. Kontaktiere mich nächstes Mal über das Medialnet.“
    „Ja, Sir.“
    In dieser Nacht kam die Dunkelheit nicht. Aber auch Vaughn ließ sich nicht blicken. Die Vernunft sagte Faith, sie sollte die Ruhepause nutzen, in der er nicht permanent an ihren Schilden rüttelte, um die Konditionierung zu festigen, damit diese nicht versagte. Aber gegen die Erinnerungen der gestrigen Nacht – die markerschütternde Angst und die gefährlich-sichere Berührung eines Jaguars – hatte die Vernunft keine Chance.
    Nach diesen intensiven Erlebnissen hatte sie erwartet, er werde da sein, hatte sich auf seine körperliche Gegenwart verlassen – obwohl sie gewohnt war, niemanden in ihrer Nähe zu haben. Doch nun war er nicht gekommen.
    Nicht dass es ihr etwas ausgemacht hätte. Ich bin schließlich eine Mediale, sagte sie sich, als sie das Laken wegstieß und das furchtbar ungemütliche Kissen zurechtklopfte. Und eigentlich fühlte sie gar nichts. Und ganz bestimmt keinen Ärger und auch keine Enttäuschung.

13
    Vaughn hatte in dieser Nacht seine ganze Selbstbeherrschung gebraucht, um nicht zu Faith zu gehen, und wartete am nächsten Abend ungeduldig auf sie. Obwohl er menschliche Gestalt angenommen hatte, war er auf den Baum geklettert und spähte geduckt über den Zaun. Schon längst hätte ihre weibliche Gestalt sich zeigen müssen.
    Weitere fünf Minuten vergingen. Er war kurz davor, in das Gelände einzudringen und nach ihr zu suchen, als sie endlich in der pechschwarzen Dunkelheit auftauchte. Sie kletterte genauso leicht über den Zaun wie beim ersten Mal und war schon Sekunden später in seiner Nähe. Damit sie nicht erschreckt aufschrie, beschloss er, sie erst noch ein Stückchen in den Wald gehen zu lassen, bevor er von dem Ast sprang.
    Doch direkt unter ihm blieb sie stehen und sah hoch. „Vaughn? Hoffentlich bist du das.“
    Die Katze ärgerte sich, dass sie entdeckt worden war, und der Mann wollte wissen, warum es Faith überhaupt gelungen war. „Fang ja nicht an zu kreischen.“
    Ihre Augen durchbohrten ihn förmlich, als er ihr barfuß, aber in Jeans und T-Shirt, vor die Füße sprang. „Das werde ich kaum tun, nachdem ich mir so viel Mühe gegeben habe, hierherzukommen, ohne Alarm zu schlagen.“ Das reinste hochnäsige Weibchen.
    Er hätte zubeißen können. Stark genug, um ihr sein Zeichen aufzudrücken. Sie zu besitzen. „Woher wusstest du, dass ich hier oben war?“
    „Ich konnte dich spüren. Das scheint ein Aspekt meiner Fähigkeiten zu sein, der sich bislang noch nicht gezeigt hat.“
    „Wie ist es bei anderen Gestaltwandlern?“
    „Keine Ahnung. Ich sehe keine anderen – ist denn sonst noch jemand da?“
    Er lächelte, im vollen Bewusstsein, dass sie ihm dafür gerne die Zunge herausgestreckt hätte. „Du weißt doch, dass ich dir das nicht sagen kann.“ Tatsächlich war Clay ganz in der Nähe, weil er Vaughns Wache übernommen hatte. Sie hatten vor einer halben Stunde gewechselt, aber Clay war geblieben, um sicherzugehen, dass Vaughn und Faith heil wegkamen. Besänftigt stellte Vaughn fest, dass Faith den anderen Gestaltwandler nicht spüren konnte. „Man kann ja nicht wissen, was du mit dieser Information anstellst.“
    „Was willst du denn noch?“, fragte sie so kalt, dass es wehtat. „Soll ich meine Loyalität euch gegenüber mit Blut an die Wand schreiben?“
    „Oh, wir sind wütend.“
    „Ich bin nicht wütend. Aber willst du die ganze Nacht hier rumstehen? Ich habe keine Zeit zu verlieren.“ Sie drehte sich um und stapfte in den Wald.
    Vaughn pfiff leise, um Clay das Signal zu geben, dass alles in Ordnung war. Ein tiefes Knurren kam zurück, und

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