Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger der Nacht (German Edition)

Jäger der Nacht (German Edition)

Titel: Jäger der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
Partnerin macht sie nicht glücklich. Katzen lieben es, wenn man ihnen die Krallen zeigt.“
    Machte Vaughn das etwa mit ihr? Trieb er sie in die Enge, damit sie ihre Krallen zeigte? „Können Sie mir etwas darüber sagen, wie eine solche Partnerschaft mit einem Gestaltwandler aussieht?“
    „Es ist mehr als eine Heirat, und weit mehr als alles, was die Medialen kennen.“ Auf Saschas Lippen erschien ein Lächeln. Da sie die Haare nach hinten gebunden hatte, sah man sehr klar die perfekten Linien ihres Gesichts. „Mehr, als ich je zu träumen gewagt hätte.“
    Faith hätte gerne noch viel mehr gefragt, aber ihre Zeit war begrenzt – sie musste vor Morgengrauen wieder auf dem Gelände sein. „Die Dunkelheit verfolgt mich immer noch.“
    „Verfolgt. Eine eigenartige Wortwahl.“
    „Aber unter diesen Umständen angebracht. Es fühlt sich so an, als suche die Dunkelheit nach mir und kralle sich dann in meinem Kopf fest.“
    „Das hört sich mehr nach einer gewaltsamen telepathischen Verbindung als nach einer Vision an.“
    Faith nickte. „Ja, das ist es aber nicht. Ich sehe die Zukunft, aber durch die Augen des Mörders, daher befinde ich mich in Wirklichkeit auf zwei verschiedenen Zeitstrahlen. Im Kopf des Mörders, der seine Taten plant, und in der Zukunft, in der sie tatsächlich stattfinden.“
    „Fahren Sie fort“, sagte die andere Mediale nach einer längeren Pause.
    „Wenn es – er – sich erst einmal festgekrallt hat, und dabei kann ich eine telepathische Komponente nicht ganz ausschließen“, gab Faith zu, „kann ich nicht mehr ausbrechen oder die Vision beenden. Er entscheidet, wann er mich wieder gehen lässt.“
    „Aber?“
    „Vaughn kann mich da rausholen. Durch seine Berührung.“ Die Erinnerung an seinen Kuss vermischte sich mit der an den Schrecken, als sie seine Krallen in ihrem Gesicht gespürt hatte. „Und noch etwas.“ Faith wischte die Hände an ihrer Jeans ab. „Ich glaube, ich habe schon als Kind teilweise diese dunklen Visionen gehabt. Vielleicht schon vor meinem dritten Geburtstag. In diesem Alter ist die Erinnerung noch nicht sehr verlässlich, aber ich glaube schon, dass es so wahr.“
    „Sehr interessant.“ Sascha beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf ihren Knien ab. „Das Programm beginnt zwar schon mit der Geburt, aber ich habe gehört, es greife erst, wenn ein bestimmtes Maß an geistiger Entwicklung stattgefunden habe – was bei jedem Kind zu einem anderen Zeitpunkt geschieht.“
    „Vor einem Jahr habe ich etwas Ähnliches gelesen. Sie suchen nach einer Methode, wie sie diesen Fehler im Programm beheben können – man ist sich einig, dass in diesem Zeitraum die Defekte entstehen, die sich dann bei den Erwachsenen zeigen.“ Schon als Faith das Wort aussprach, war ihr bewusst, dass man diesen Makel der Frau an ihrer Seite zugeschrieben hatte, einer Medialen, die alles andere als defekt war. Schon wieder eine Lüge. Schon wieder zerbrach ein Stück ihres Vertrauens den eigenen Leuten gegenüber.
    Sascha schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass man das beheben kann. Kleine Kinder sind ihrem kreatürlichen Wesen viel näher. Wenn man das ändern will, müsste man das Gehirn neu verdrahten.“
    „Das war eine der möglichen Lösungen, die im Medizin-Journal beschrieben wurden.“ Schon damals, Monate bevor ihr Verstand durchdrehte, hatte dieser Vorschlag bei Faith intellektuell Abscheu hervorgerufen. Das Gehirn war das Einzige, was Medialen heilig war. Eine neue Verdrahtung würde quasi alle Individualität auslöschen, würde das Medialnet zu einem einzigen kollektiven Gehirn machen.
    „Am liebsten würde ich Ihnen nicht glauben, ich wäre lieber überrascht und empört darüber.“ Sascha zwang ihren Herzschlag dazu, sich zu beruhigen. Nachdem sie jahrelang alles hatte verbergen müssen, ließ sie die neue Freiheit manchmal noch kopfüber in Gefühle stürzen. „Doch ich kenne den Rat zu gut. Wenn es um seine Macht geht, schreckt er nicht davor zurück, auch die Gehirne von Kindern zu verstümmeln.“
    „Dieses Verfahren wird noch nicht angewandt. Bisher ist es nur eine theoretische Überlegung.“ Die Bemerkung war nur eine knappe Beschreibung der Tatsachen, aber Sascha spürte, wie tief erschrocken Faith war, obwohl diese selbst das nicht einmal wahrnahm, weil sie sich noch in den Fängen von Silentium befand.
    Sascha konnte diesen Schrecken verstehen. Jede andere Rasse hätte eine solche Überlegung, selbst wenn sie nur theoretisch

Weitere Kostenlose Bücher