Jäger der Nacht (German Edition)
sollen, hätte versuchen sollen zu flüchten, aber wohin sollte sie gehen?
Denn die wirkliche Gefahr lauerte in ihrem eigenen Verstand.
Vaughn machte noch eine Runde und vergewisserte sich, dass Dorian, der zweite Wächter in diesem Gebiet, sich an den äußeren Grenzen aufhielt. Niemand außer ihm sollte Faith so nahe kommen. Schon dass Dorian im selben Gebiet war, ließ Vaughn fast die Krallen ausfahren. Plötzlich ging dem Jaguar auf, warum die männlichen Leoparden während des Paarungsrituals so ungemein besitzergreifend, einige sogar fast wild wurde n – in ihm tobte jetzt der gleiche Ansturm.
Er brüllte auf und alles im Wald hielt den Atem an. Immer noch aufmerksam die Gegend beobachtend, grübelte er darüber nach, wie er das Objekt seiner Begierde verführen konnte. Er war kein Narr. Er wusste, dass sexueller Kontakt die Spannung zwischen ihnen nur noch steigern würde. Aber wenn er sie nicht bald bekam, würde er sich noch eine Pfote abbeißen.
Die Katze ärgerte sich über den Mann. Nimm sie endlich, sagte sie, die Lust wird ihre Angst hinwegschwemmen. Der Mann hätte gerne zugestimm t – es wäre so einfac h – , aber er hätte sich auch selbst belogen. Niemand, der wie Faith ohne jegliche Privatsphäre in diesem abgeschirmten Kasten aufgewachsen war, den sie ihr Zuhause nannte, hätte sich nach so kurzer Zeit auf seine heftigen Bedürfnisse einlassen können. Und für eine Mediale war das völlig unmöglich. Jede Art von Sexualität konnte gerade jene Anfälle auslösen, die sie aufgrund ihrer Konditionierung so fürchtete.
Aber sie konnte ihn auf der geistigen Ebene spüren, und diese Nähe hätte er nie erwartet. Es gefiel ihm, dass sie seine erotischen Fantasien gesehen hatte. So bekam er das Beste aus beiden Welten – er hatte seine Privatsphäre, konnte sie aber auch verführen, ohne sie einer Berührung auszusetzen, die sie vielleicht an den Rand des Zusammenbruchs treiben würde.
Sinnliches Begehren pulste in ihm, als er an Faith dachte und sich die verschiedenen Weisen vorstellte, auf die er sie nehmen wollte. Das Tier wollte nach Jaguarart von hinten in sie eindringen. Der Anblick wäre sicher unglaublich, wie der Mann zugeben musste. Man konnte dabei so viel erkunden und streichel n … und sie wäre hilflos. Sein Körper erinnerte sich plötzlich an den elektrischen Schlag, mit dem sie eine seiner Provokationen beantwortet hatte. Er grinste innerlic h – vielleicht doch nicht so hilflos. Aber in seiner Fantasie gehörte sie ihm – unterwarf sie sich, wollte berührt werden, geküsst werden, ihn spüren.
D a – ein Signal in seinem Gehirn.
Angespannt, wie ein Raubtier auf der Jagd, spürte er der Berührung nach. Seit Sascha das Sternennetz entdeckt hatte, um die Wächter mit ihrem Alphatier zu verbinden, stellten sie Versuche damit an. Bisher konnte nur Sascha an Lucas Mitteilungen senden, doch Vaughn und Clay war es immerhin gelungen, auf rüde Art „anzuklopfen“.
Vaughn konnte auch Gefühle spüren, die Sascha aussandte, aber er hatte noch nie zuvor etwas „gehört“. Sascha war bisher die Einzige gewesen, die von allen etwas empfangen konnte, doch es sah so aus, als könne Lucas dieselbe Fähigkeit erlernen. Ein weiteres Ergebnis ihrer Versuche war, dass Vaughn anhand des Körpergeruchs auch die mentale Verfassung seiner Rudelgefährten erkannte. Und er wusste genau, wie jeder Einzelne roc h – wohl kaum nach Frau und Sehnsucht, Begierde und Angst, Moschus und Leidenschaft.
Die Katze hätte diese Überlegungen mit Schnurren begleitet und Vaughn wandte sich wieder seinen erotischen Fantasien zu, spielte mit der Frau, die er zu seiner gemacht hatte. Vielleicht war Faith damit nicht einverstanden, aber Vaughn hatte noch nie die Spur einer einmal ausgemachten Beute aufgegeben. Er stellte sich vor, wie er die Hände auf ihre Hüften legte, die verführerische sahnige Haut streichelte, warme, weiche weibliche Stellen. Ich werde sie erst streicheln müssen, dachte er, wie ein stures Katzenweibchen. Dann würde er sich vorbeugen und mit der Zunge über ihren Rücken lecken, sich an ihrem Geschmack laben, bis er den rasenden Puls in ihrem Nacken spürte.
Ein weiterer geistiger Schubs. Diesmal stärker. Er knurrte innerlich vor Vergnügen. Faith war keinesfalls zu unterschätzen – auch wenn eine Kardinalmediale den Verstand eines Gestaltwandlers nicht so einfach manipulieren konnte, war sie doch in der Lage, in sein Gehirn einzudringen und ihn zu töten. Doch er wusste,
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