Jäger der Nacht (German Edition)
erhitztes Bewusstsein. Sie sandte ihm als Dank einen Blumenstrauß und er vervielfältigte ihn und gab ihn ihr zurück. Das wiederum brachte sie zum Lachen und sie schickte ihm Bilder ihrer Gefühle, wenn Vaughn sie neckte. Als Antwort zeigte der Netkopf ihr einen sicheren Weg nach Hause, auf dem sie den Verfolgern entgehen und keinen Alarm auslösen würde.
Ein weiteres Mal änderte sie ihre Ansicht über ihn – er war vielleicht in manchen Dingen wie ein Kind, aber in anderen besaß er eine unglaubliche Intelligenz. Sie schickte ihm eine Rose als Dank und kehrte über die Verbindungspunkte, die er ihr gezeigt hatte, nach Hause zurück.
Wie Wasser in Wasser glitt sie in ihren Körper zurück und ihr Geist integrierte das umherschweifende Bewusstsein. Sie war in Sicherheit, doch diese Sicherheit war sehr zerbrechlich, denn auch ihre nahezu undurchdringlichen Schutzschilde würden massiver Gewalt nicht standhalten.
Vaughn hatte die ganze Nacht frustriert auf einen neuen Gesteinsblock eingehauen – es war ihm unmöglich, an der Skulptur von Faith weiterzuarbeiten. Trotz der schlaflosen Nacht platzte er fast vor Energie in der prallen Morgensonne. Als Katze hielt er sich nicht gern mit den Wölfen auf ein und demselben Territorium auf, selbst wenn unter ihnen nur die Erde und über ihnen nur der Himmel war.
„Schöner Anzug, Kater.“ Hawke, das Alphatier der SnowDancer-Wölfe, hatte um dieses Treffen gebeten.
„Was ist denn so dringend?“, sagte Lucas und zog die Brauen zusammen. „Ich habe eine Besprechung im Hauptquartier der Duncans.“
„Kommt Sascha mit?“ Der Wolf sprach Saschas Namen wie immer so aus, als hätte er irgendein Anrecht auf sie.
„Du kannst von Glück sagen, dass sie dich mag.“ Lucas’ Haut straffte sich über den narbigen Malen auf der rechten Seite seines Gesichts. „Zum Teufel, ja, sie kommt mit. Ich lasse nicht zu, dass diese eiskalte Schlampe Nikita sie ignoriert. Und meine Frau kennt die Tricks der Medialen.“ Lucas legte die Betonung auf meine Frau. Nach all den Jahren des Alleinseins verstand Vaughn dieses Bedürfnis, sich etwas anzueignen und ihm sein Zeichen aufzudrücken.
„Indigo hat etwas Interessantes gefunden.“ Hawke wies mit dem Kopf in Richtung seines weiblichen Offiziers.
Die große Frau mit den blauschwarzen Haaren und der weißen Haut war sehr schön, sie konnte aber auch eine tödliche Gefahr darstellen. Vaughn hatte gesehen, wie sie, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, viel größere und stärkere Männer besiegt hatte. Er spürte die Katzenkrallen an seinen Fingerspitzen.
„Auf meiner Patrouille bin ich auf einen Luchs gestoßen.“ Indigo trat geschmeidig hinter Hawke hervor.
„Ohne Durchgangserlaubnis?“, fragte Vaughn mit gerunzelter Stirn. Das Betreten von Raubtierterritorien war genau geregelt – man musste um Erlaubnis fragen. Sonst unterschrieb man in den meisten Fällen sein eigenes Todesurteil. Harte, aber notwendige Maßnahmen. Ohne diese Regeln hätten sie sich schon längst in Revierkämpfen zerfleischt.
„Genau. Aber es kommt noch besse r – er war völlig auf Jax.“
Diese bewusstseinsverändernde Substanz war die Lieblingsdroge der Medialen. „Was zum Teufel hat ein Gestaltwandler mit Jax zu schaffen?“ Die Wirkung auf die Medialenpsyche war bekannt – die Droge machte abhängig, zerstörte mit der Zeit die Fähigkeit zu sprechen und zu denken und nahm ihnen genau das, was sie zu Medialen machte.
„Er war schon zu weggetreten, um es mir zu erklären.“ Indigos Augen, deren Farbe ihr den Namen gegeben hatte, wurden ganz schmal vor Wut. „Da stecken doch die Medialen dahinter – sie haben das Zeug schließlich erfunden. Dieser Scheißrat will uns vergiften, weil er keinen offenen Angriff wagt.“
„Gehörte der Luchs einem Rudel an?“, fragte Lucas mit der tiefen Stimme des Leoparden.
„Ich konnte keine besondere Witterung ausmachen und die Luchse leben normalerweise lieber in kleinen Familien.“ Indigo sah ihren Boss an und fuhr fort, nachdem Hawke genickt hatte: „Er war völlig durcheinander, aber ganz anders als ein Medialer auf Jax. Als ich ihn fand, war er in menschlicher Gestalt, hatte aber noch eine Pfote und teilweise Fell auf seinem Körper.“
Vaughn wusste nicht genau, was sie meinte. „Er verwandelte sich gerade?“
„Nein. Er war mittendrin stecken geblieben. Aus seinem Gebrabbel konnte ich entnehmen, dass er sich schon seit ein paar Tagen nicht mehr richtig verwandeln konnte, seit er das
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