Jäger der Nacht (German Edition)
verfluchte Zeug genommen hatte.“
Ein schrecklicher Gedanke. Nicht die tierische Gestalt annehmen zu können war so, als habe man einen Teil seiner Seele verloren. „Wo ist er?“ Vaughn spürte Mitleid mit diesem Wese n – genau das unterschied einen Gestaltwandler von einem wilden Tier.
„Er ist tot“, kam die Antwort. „Aber ich war es nicht, ich konnte es einfach nicht. Ich wollte ihn gerade zu unserer Heilerin bringen, als ihn furchtbare Krämpfe schüttelten. Er wandelte immer wieder seine Gestalt und dan n … war er auf einmal tot.“ Ihrer Stimme hörte man noch an, wie sehr sie das mitgenommen hatte. Niemand hätte so etwas bei dieser Frau vermutet, die in dem Ruf stand, eiskalt und stahlhart zu sein. „Er war gleichzeitig Mensch und Luchs, die Haut nach außen gestülpt, die Knochen an den falschen Stellen. Mein Gott, ich habe so etwas noch nie gesehen.“
„Wo ist die Leiche?“ Lucas sah Hawke an.
„In unserer Höhle. Wir möchten, dass Tamsyn kommt und ihn sich mit Lara und den anderen Heilerinnen ansieht.“
„Ich schicke Nate und Tamsyn zu euch, sobald wir hier fertig sind.“
„Wir könnten sie mit dem Wagen abholen“, schlug Hawke vor und sah ihn mit den hellblauen Augen des Wolfs an.
Lucas schnaubte. „Würdest du einem von uns deine Frau anvertrauen?“
„Diese Frage wird sich so nie stellen.“ Hawkes Antwort klang so endgültig, als wüsste er, dass er nie eine Frau haben würde. Kein Wunder, dass der Rudelführer permanent aggressiv war.
„Fang.“
Vaughn griff nach dem Bildträger, den Indigo ihm zuwarf. Ihm drehte sich der Magen um. „Scheiße.“ Er gab das Ding an Lucas weiter. „Wir sollten sowohl die Wirkung von diesem Zeug bekannt machen als auch darüber informieren, dass irgendjemand es an schwächere Gestaltwandler vertickt. Vielleicht hält es den einen oder anderen doch davon ab, es zu versuchen.“
„Wir könnten Abzüge machen“, schlug Indigo vor. „Der Anblick wird dafür sorgen, dass sie schon Ausschlag bekommen, wenn sie nur an Jax denken.“
Lucas betrachtete das Bild und Hawke beobachtete ihn. „Wir müssen schnell handeln. Ich will nicht, dass noch jemand da reingezogen wird.“
Lucas nickte. Auch Vaughn war ganz seiner Meinung. Man hatte gewisse Verpflichtungen, wenn man an der Spitze der Nahrungskette stand. Und in Kalifornien waren das die DarkRiver-Leoparden und die SnowDancer-Wölfe.
„Cian kann die Verbreitung zusammen mit eurem alten Bibliothekar organisieren.“ Lucas gab den Bildträger zurück.
„Der alte Dalton.“ Indigo steckte das Bild ein, ohne noch einmal einen Blick darauf zu werfen. „Er kann so etwas gut. Ich sag ihm, er soll sich mit Cian in Verbindung setzen.“
Beim Aufbruch fragte Lucas: „Wie geht es den Laurens?“ Jener Familie von Medialenabtrünnigen, die, gegen alle Erwartungen, bei den Wölfen Zuflucht gefunden hatten. Der Rat hielt die Laurens für tot, was für die Wölfe ein strategischer Vorteil war. Aber wohl nicht genug, um den damit verbundenen Ärger wettzumachen, wenn man Hawkes finstere Miene sah.
„Deine Frau hat Judd eingespannt, um ihr bei Brenna zu helfen, und du kannst dir vorstellen, wie sich Andrew und Riley darüber gefreut haben. Wenn er ihre kleine Schwester nur einmal falsch anblinzelt, werden sie ihn auf der Stelle in Stücke reißen – den verrückten Medialen scheint das kein bisschen zu kümmern; wahrscheinlich ist er deshalb auch noch am Leben.“ Hawke verschränkte die Arme vor der Brust. „Na ja, und Walker versucht den Kindern irgendetwas mit ihren Schutzschilden beizubringen, damit sie uns nicht ungewollt auffliegen lassen.“
Blieb also noch Sienna Lauren. Vielleicht war vor allem der Teenager für Hawkes Ärger verantwortlich, so Vaughns Vermutung.
„Sienna macht verflucht viel Ärger. Ich glaube beinahe, sie ist eine scheißverkleidete Wölfin.“
„Du nimmst das einfach zu locker.“ Das belustigte Glitzern in Indigos Augen strafte ihre Worte Lügen.
Hawke ließ ein tiefes Knurren hören. „Findest du das lustig? Ab jetzt bringst du ihr Selbstverteidigung bei. Sie kämpft immer noch wie eine Hauskatze, faucht nur und beißt nicht.“
Vaughn hätte nie gedacht, dass Indigo wegen irgendetwas blass werden könnte. „Wie lange?“
„So lange es dauert.“ Mit einem zufriedenen Lächeln wandte sich Hawke wieder Lucas und Vaughn zu. „Wir werden ein Auge auf eure Leute haben. Gib Sascha-Schätzchen einen Kuss von mir.“
Er konnte gerade noch Lucas’ Krallen
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