Jäger der Schatten
Baldessarre zu uns.«
»Sagtest du Baldessarre?«, fragte Skyler überrascht. »Woher kennst du ihn? Wir suchen nach ihm.« Als sie New York verlassen hatten, hatte sie Lawrences Aufzeichnungen mitgenommen. Sie hatte den Namen des Paters in den Notizen ihres Großvaters im Zusammenhang mit dem Tor der Verheißung gefunden und hoffte, dass er ihnen weiterhelfen könnte.
Ghedi fuhr fort: »Pater Baldessarre war das Oberhaupt der Pertruvianischen Mission. Er war ein freundlicher Mann und er wählte einige Jungen aus, die er mit nach Italien nahm, um sie in Florenz zur Schule zu schicken. Ich war einer von ihnen. Zuerst wollte ich nicht mitgehen. Ich hatte Angst. Aber ich wollte gern zur Schule. Und ich mochte Pater Baldessarre. Er brachte uns Englisch bei und verhalf den meisten Jungen zu einem neuen Leben in Amerika. Ich dachte, dass ich auch dort enden würde. Irgendwo in Kansas, wo ich eine Schule besuchen konnte.« Er lächelte wehmütig und strich sich über den kahl rasierten Kopf.
»Eines Tages nahm mich Pater Baldessarre nach dem Unterricht zur Seite. Ich war elf Jahre al t – seiner Meinung nach alt genug, um ihnen bei ihrer wahren Mission zu helfen. Er erzählte mir, dass er ein mächtiges Geheimnis hütete. Der Petruvianerorden war keine gewöhnliche Bruderschaft. Sie waren die Hüter eines heiligen Ortes.
Zwei Jahre später, als ich in den Orden eingetreten und zum Priester geweiht worden war, erhielt Pater Baldessarre einen Brief von einem Professor namens Lawrence van Alen, der um einen Besuch bat. Der Professor schien eine Menge über unsere Arbeit zu wissen und Pater Baldessarre glaubte, er könnte uns bei unserer Mission helfen, uns einige Fragen beantworten. Doch dann passierten merkwürdige, unerklärliche Dinge, die Pater Baldessarre beunruhigten. Er hielt sie für dunkle Vorzeichen. Wir bereiteten uns auf den Besuch vor, aber der Professor ist nie erschienen.
Pater Baldessarre war sehr aufgewühlt. Er machte sich Sorgen. Vor einem Jahr wurde bei ihm Krebs diagnostiziert und er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Und aus heiterem Himmel besuchte uns im letzten Jahr ein Christopher Anderson.
Er erzählte uns, dass der Professor gestorben sei und dass er sein Vermächtnis an seine Enkeltochter weitergegeben hätte. Anderson zeigte uns ein Foto von dir, Skyler. Er bat uns, die Augen nach dir offen zu halten, um dir zu helfen, wenn du hierherkommen würdest. Seitdem haben wir auf dich gewartet. Und als wir hörten, dass du New York verlassen hattest, rechneten wir jede Stunde mit dir. Natürlich hatten wir keine Ahnung, dass die Gräfin euch von der Außenwelt abschirmte. Damit hatten wir nicht gerechnet.«
Ghedi wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. »Pater Baldessarre konnte nicht länger warten. Er bat mich, dich zu finden und dich in unser Kloster zu bringen. Bitte verzeiht mir, dass ich meine wahre Identität nicht schon früher preisgegeben habe, doch ich war mir nicht sicher, ob ich mich als Petruvianer zu erkennen geben sollte, bevor du der Gefangenschaft der Gräfin entkommen warst.«
»Wo ist Pater Baldessarre jetzt?«, fragte Skyler.
Ghedis Gesicht veränderte sich wieder. Jetzt sah er niedergeschlagen aus. »Es tut mir leid, euch das sagen zu müssen, aber der Pater ist von uns gegangen.«
»Wann?« Skyler war am Boden zerstört. Sie waren so nah dran gewesen, doch am Ende wartete buchstäblich immer der Tod, wenn sie ihr Ziel erreichten.
»Es ist vor zwei Wochen passiert, bei einer Mission in Afrika. Sie sind alle umgekomme n – wurden von Rebellen ermordet. Ich bin nur entkommen, weil ich mich für eine kurze Zeit den somalischen Marines angeschlossen habe. Aber keine Sorge, ich bin ein Priester und kein Pirat. Sobald ich die Gelegenheit hatte, nach Europa zurückzukehren, habe ich meine Suche nach dir fortgesetzt.«
»Nun hast du sie gefunden«, sagte Jack in scharfem Ton. Er hatte Ghedi an diesem Morgen noch keine Sekunde aus den Augen gelassen. »Und was jetzt?«
»Du wirst uns zum Tor der Verheißung bringen, nicht wahr, Ghedi?«, fragte Skyler. Sie warf ihren Kaffeebecher in den Müll und staunte darüber, dass sich Lawrences Vorahnungen mal wieder bewahrheitet hatten. »Wenn Pater Baldessarre gestorben is t …«
» … bin ich der Torhüter.« Ghedi nickte. »Und ich werde euch nach Florenz bringen. Dort wollt ihr doch hin, oder?«
7
Der Pfad
S kyler schätzte, dass sie mithilfe der Velox -Geschwindigkeit etwas mehr als eine Woche bis
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