Jäger der Schatten
benutzen, damit sie keine Spuren hinterließ. Jack wäre sicher in der Lage, sie auch später wiederzutreffen, wen n …
Skyler versuchte, die dunklen Gedanken zu verscheuchen. Sie fühlte sich wie betäubt von der Kälte und von dem, was sie tun musste. Das enorme Ausmaß ihres Auftrags war erdrückend. Wie konnte sie allein weitermachen, wenn sie nicht einmal wusste, was mit Jack geschehen war? Ohne zu wissen, ob er am Leben oder ob er tot war?
Schließlich fiel ihr etwas ins Auge: Es sah aus wie Treibholz, doch irgendetwas daran erweckte ihre Aufmerksamkeit. Beklommen fuhr sie näher heran und sah, dass es tatsächlich nur ein Stück Treibholz war. Doch in der Mitte umklammerte eine weiße Hand das Holz. Der Rest des Körpers trieb unter Wasser. Skyler zog das Holz zu sich heran. Sie kannte diese langen, dünnen Finger und das Herz schlug heftig gegen ihre Brust. Eiseskälte kroch ihr durch den ganzen Körper. Angst.
Schreckliche Angst.
Jack kann nicht sterben. Er kann nicht sterben, aber er kann verletzt werden. Er war unsterblich, aber was wäre, wenn es zu spät war, um seine menschliche Hülle wiederzubeleben? Sie musste sein Blut für den nächsten Zyklus aufbewahren. Doch wenn er wiedergeboren wurde, wäre sie bereits am Ende ihrer Tage. Wer konnte wissen, ob er sie dann noch lieben würde? Ob er sich überhaupt an sie erinnern würde? Und wo sollte sie sein Blut aufbewahren? Sie waren auf der Flucht vor der Vampirgemeinschaft.
Sie lehnte sich vor und griff nach Jacks Hand. Vorsichtig lotste sie ihn vom Holz weg. Die Hand war so gut wie erstarrt, aber plötzlich erwiderte er ihren Händedruck. Er war am Leben! Mit ganzer Kraft hievte sie Jack aus dem Wasser und schob ihn hinter sich auf den Jet Ski.
Er fiel gegen sie, sein Körper war kalt wie ein Eiszapfen und sie spürte sein ganzes Gewicht, seine völlige Erschöpfung an ihrem Rücken. Er war kaum in der Lage, die Arme um ihre Taille zu legen, als sie mit ihm in der Dunkelheit davonfuhr.
Wäre sie nur eine Minute später gekommen, wer weiß, was dann aus ihm geworden wäre. Wer weiß, was dann passiert wär e …
Hör auf zu grübeln, mein Schatz. Ich wusste, dass du mich findest.
Skyler lenkte den Jet Ski zwischen zwei Fischerboote und band ihr Fahrzeug an dem Boot fest, das etwas besser roch als das andere. Die Boote waren leer, denn die Fischsaison war vorbei. Die Eigentümer würden erst im nächsten Jahr zurückkehren. Sie half Jack auf das Bootsdeck und in eine kleine Kajüte, in der ein schäbiges Sofa stand. Es war Ironie des Schicksals, dass sie am Morgen von einem Schiff geflohen waren, nur um auf einem anderen Schiff zu enden.
Sie half Jack aus seinen nassen Sachen, zog ihm Hemd, Hose, Socken und Schuhe aus und deckte ihn mit einem der abgenutzten Handtücher zu, die sie im Laderaum gefunden hatte.
»Tut mir leid«, sagte sie sanft. »Ich weiß, hier ist es nicht gerade toll, aber es ist besser als nichts.«
Dann durchsuchte sie die Kabine nach Vorräten und fand eine kleine Öllampe in der Kombüse. Sie zündete die Lampe an und hoffte, dass sie etwas Licht und auch etwas Wärme bringen würde. Im Inneren des Bootes war es genauso kalt wie draußen.
»Hast du es bequem?«, fragte sie.
Er nickte. Ihm fehlte die Kraft, ihr mit Worten oder Gedanken zu antworten.
Sie drehte ihm den Rücken zu und zog ihre nassen Klamotten aus. Sie war etwas verlegen und wickelte sich, so gut es ging, in ein Handtuch. Die Bootsdusche funktionierte, wahrscheinlich waren noch ein paar Liter Wasser von der letzten Fahrt übrig, und sie war froh darüber, sich nach dem langen Tag waschen zu können. Sie war auch dankbar, dass es auf dem Boot ein paar trockene Kleidungstücke gab, in die sie schlüpfen konnten: Segelhemden und Badehosen.
Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, half sie Jack über die wenigen Stufen in das kleine Bad und schloss die Tür hinter ihm.
Donner grollte in der Ferne. Es würde bald wieder anfangen zu regnen. Der Wind heulte und peitschte gegen die Bordwand. Skyler sah nach, ob der Riegel an der Kajütentür geschlossen war.
Als Jack aus der Dusche wankte, war Skyler froh, dass er schon besser aussah. Seine Wangen hatten wieder etwas Farbe. Er nahm eine Decke vom Sofa und legte sie sich um die Schultern.
»Komm her«, flüsterte er. Er öffnete die Arme, sodass sie sich an ihn kuscheln konnte. Sie lehnte ihren Rücken an seine Brust. Sie konnte spüren, wie sich sein Körper langsam erwärmte und sie zog seine Arme
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