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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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Vegetation, ohne Gebäude, ohne Bewohner. Ohne Menschen. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm der Gedanke. Verrat und Hinterlist waren ihm stets als die gängige Währung unter den Menschen erschienen - und aus diesem Grund hatte er sich dieser Zahlungsmittel bedient. Und wenn es nicht Verrat und Hinterlist waren, womit die Menschen am besten umgehen konnten, dann war es die Gewalt. Er beschattete die Augen, um sie vor der Sonne zu schützen, und trat einige Schritte vor, um die Ausgrabungen zu beobachten. Ein großes Gelände - aber das entsprach der Art der Deutschen. Großflächig, mit allem Drum und Dran, auch dem Überflüssigen. Er schob die Hände in die Taschen und sah den Lastwagen und Planierraupen zu, den Arabern, die schaufelten, den deutschen Aufsehern. Und dem albernen Dietrich, der sich für den Oberherrn des Ganzen zu halten schien, der Befehle bellte und wie von Furien gehetzt umherlief.
    Belloq blieb stehen und hielt den Blick weiter auf die Arbeiten gerichtet, ohne sie eigentlich zu sehen. Er hatte einen geistesabwesenden Ausdruck im Gesicht. Er erinnerte sich an die Begegnung mit dem Führer, an dessen geschmackloses, übertriebenes Auftreten. Sie sind die maßgebende Kapazität auf diesem Gebiet, wie ich höre, und ich brauche den besten Mann.
    Geschmacklos und ahnungslos. Falsche Komplimente und dann unsinniges Geschwafel, das Tausendjährige Reich, der grandiose historische Rahmen, die Aufgabe, die sich nur ein Wahnsinniger hatte stellen können. Belloq hatte einfach nicht mehr zugehört und den Führer nur verwundert angestarrt, verblüfft, weil das Geschick eines Staates in solche Hände geraten war. Ich will die Bundeslade, versteht sich. Die Bundeslade gehört ins Reich. Etwas, das so alt ist, muß nach Deutschland.
    Belloq schloß die Augen vor der gleißenden Sonne. Er hörte nicht mehr auf den Lärm der Arbeiten, die Rufe der Deutschen, die vereinzelten Antworten der Araber. Die Bundeslade. Sie gehört keinem einzelnen, keinem bestimmten Ort, keiner bestimmten Zeit. Aber ihre Geheimnisse gehören mir, wenn es wirklich Geheimnisse gibt. Er öffnete die Augen und starrte auf die Ausgrabungsstätte, auf die riesigen Krater, die in den Sand geschürft worden waren, und er verspürte sonderbare Schwingungen, ein Gefühl der Überzeugung, daß die großartige Beute irgendwo in der Nähe sein mußte. Er konnte es fühlen, war sich der Macht bewußt, hörte ein Wispern, das bald zu einem Donnern werden würde. Er zog die Hände aus der Tasche und starrte auf das Medaillon in seiner Hand. Während er den Gegenstand betrachtete, kam ihm eine sonderbare Besessenheit zum Bewußtsein - und die Angst, daß er ihr früher oder später erliegen mochte. Man brauchte nur lange genug nach etwas zu gieren, wie er nach der Bundeslade gierte, und man nahm den Anflug eines Wahnes wahr, der beinahe... beinahe was war?
    Göttlich.
    Vielleicht war es der Wahn der Heiligen und Zeloten.
    Eine Vision von so gewaltigen Ausmaßen, daß die Wirklichkeit daneben einfach verblaßte.
    Eine Empfindung von derart unbeschreiblicher kosmischer Macht, daß das dünne Gefüge dessen, was man für die wirkliche Welt hielt, zerriß, auseinanderbrach und einem Begreifen Platz machte, das wie die Erkenntnis Gottes alles überstieg.
    Vielleicht. Er lächelte vor sich hin.
    Er ging um die Gräben herum, vorbei an den Lastautos und Baggern. Er umklammerte das Medaillon fest mit der Hand. Er dachte daran, wie die Schläger, die Dietrich nach Nepal geschickt hatte, ohne Ergebnis geblieben waren.
    Er verzog angewidert den Mund.
    Aber die Schwachköpfe hatten etwas mitgebracht, das seinen Zwecken dienlich war.
    Toht hatte ihm jammernd seine Hand gezeigt, um Mitgefühl zu schinden, vermutete Belloq. Ohne sich darüber klarzusein, daß in seiner Handfläche eine genaue Nachbildung eben des Gegenstandes eingeprägt war, den zu beschaffen er versäumt hatte.
    Er war belustigt gewesen, Toht Stunden und Tage unruhig dasitzen zu sehen, während er, Belloq, mit großer Genauigkeit eine Kopie angefertigt hatte. Er hatte sich alle Mühe gegeben, das Original nachzubilden. Aber es war nicht echt, nicht das historische Gebilde. Für seine Berechnungen in dem Raum mit dem Stadtmodell war es genau genug, ausreichend für den Schacht der Seelen, aber er wollte das Original unbedingt haben.
    Belloq steckte das Medaillon wieder in die Tasche und ging zu Dietrich hinüber. Er schwieg lange Zeit. Es machte ihm Spaß, zu verfolgen, wie unbehaglich dem Deutschen

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