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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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von Tanis. Er dachte an Abner Ravenwood, an die lebenslange Suche nach der Bundeslade, an den Tod im Schnee. Nach einer Weile befaßte er sich mit sich selbst und der seltsamen, eifersüchtigen Reaktion, die ihn erfaßt hatte, beinahe so, als hätte er derjenige sein müssen, der als erster in diesen Raum eindrang, als sei das sein Recht gewesen, wie ein Vermächtnis, das Ravenwood ihm auf obskure Weise hinterlassen hatte. Unvernünftiges Zeug, dachte er. Er sah Sallah an und sagte: »Sie sind schnell.«
    »Die Nazis sind gut organisiert, Indy.«
    »Ja. Wenigstens auf einem Gebiet sind sie gut, und sei es die Ausführung von Befehlen.«
    »Außerdem führt der Franzose die Oberaufsicht.«
    »Der Franzose?«
    »Belloq.«
    Indy saß hochaufgerichtet auf dem Stuhl. Belloq. Gab es keinen Ort auf der Welt, an dem der Kerl nicht auftauchte? Zuerst war Indy zornig, dann wurde ein anderes Gefühl lebendig, eines, das ihm besser behagte, das Gefühl, im Konkurrenzkampf zu stehen, der Kitzel, eine Möglichkeit zu erkennen, die auf Revanche wies. Er lächelte. Belloq, dachte er, diesmal bist du dran. Seine Entschlossenheit wuchs. Er zog das Medaillon aus der Tasche und gab es Sallah. »Den Raum mit dem Plan der Stadt mögen sie gefunden haben«, sagte er, »aber ohne das hier werden sie nicht sehr weit kommen, wie?«
    »Ich nehme an, das ist der Aufsatz vom Stab des Re.«
    »Richtig. Die Inschrift ist mir unverständlich. Was halten Sie davon?«
    Sallah schüttelte den Kopf.
    »Ich kann sie nicht lesen, aber ich kenne jemanden, der vielleicht dazu imstande ist. Ich werde Sie morgen zu ihm bringen.«
    »Dafür wäre ich sehr dankbar«, sagte Indy. Er nahm das Schmuckstück wieder an sich und steckte es ein. Kann nichts passieren, dachte er. Ohne das Stück hier ist Belloq praktisch blind. Ein Gefühl des Triumphs machte sich breit. Das gehört alles mir, Rene, dachte er. Wenn ich einen Weg finde, an den Deutschen vorbeizukommen...
    »Wie viele Deutsche sind an der Ausgrabung beteiligt?« fragte er.
    »Ungefähr hundert Mann«, erwiderte Sallah. »Und sehr gut ausgerüstet.«
    »Das dachte ich mir.« Indy schloß die Augen und lehnte sich zurück. Er spürte, wie der Schlaf ihn zu übermannen drohte. Mir fällt schon etwas ein, sagte er sich. Und zwar bald.
    »Ich mache mir Sorgen, Indy«, erklärte Sallah.
    »Weshalb?«
    »Wegen der Lade. Wenn sie hier in Tanis ist...« Sallah verstummte. Sein Gesicht wirkte gequält. »Sie gehört nicht zu den Dingen, an denen der Mensch sich vergreifen darf«, fuhr er fort. »Sie war immer von Tod umgeben. Immer. Sie ist nicht von dieser Welt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich verstehe schon«, sagte Indy.
    »Und der Franzose... er ist offensichtlich ganz besessen davon. Ich sehe ihm in die Augen und entdecke etwas, das ich nicht beschreiben kann. Die Deutschen mögen ihn nicht. Das macht ihm nichts aus. Er scheint auf nichts zu achten. Die Lade ist alles, woran er denkt. Dabei entgeht ihm nicht das geringste. Als er in den Raum mit dem Stadtmodell trat... wie kann ich sein Gesicht beschreiben? Er war gar nicht da, nicht in der Wirklichkeit, sondern an einem Ort, wo ich nicht sein möchte.«
    Aus dem Nichts, aus der heißen Dunkelheit heraus, wirbelte plötzlich ein Wind auf, der Sand und Staub heranwehte - ein Wind, der sich ebenso schnell wieder legte, wie er aufgekommen war.
    »Sie müssen jetzt schlafen«, sagte Sallah. »Mein Haus ist das Ihre, versteht sich.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    Die beiden Männer gingen hinein. Im Haus war es still geworden.
    Indy ging an dem Zimmer vorbei, in dem Marion schlief, blieb an der geschlossenen Tür stehen und hörte ganz schwach ihre gleichmäßigen Atemzüge. Sie schläft so fest wie ein Kind, dachte er und sah Marion plötzlich vor sich, Jahre zurück, als es die Affäre zwischen ihnen gegeben hatte, wenn man das so nennen konnte. Das Begehren, das er jetzt empfand, war ein ganz anderes; er begehrte die erwachsene Frau, die hinter der Tür lag.
    Das Gefühl war ein gutes.
    Er ging weiter durch den Flur, gefolgt von Sallah.
    Das Kind ist nicht mehr da, dachte er; nur die Frau gibt es noch.
    »Sie geben der Versuchung nicht nach, Indy?« meinte Sallah leise.
    »Haben Sie von der puritanischen Ader in mir noch nichts gewußt?«
    Sallah zog die Schultern hoch und lächelte geheimnisvoll, als Indy die Tür des Gästezimmers schloß und zum Bett ging. Indy hörte Sallah im Flur davongehen, dann wurde es still. Er schloß die Augen und

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